Ultradünne Halbleiter-Nanodrähte und nanoskopische Metall-Halbleiter-Verbindungen mit Durchmessern von bis zu ~ 3 nm sind aufgrund ihres hohen Oberflächen-Volumen-Verhältnisses als Wandlermaterialien für Gas-, Chemie- und Biosensoranwendungen interessant. Die Gruppe von Prof.Weber hat in enger Zusammenarbeit mit Biologen, Materialwissenschaftlern und Electronic-Packaging-Gruppen eine Technologieplattform für ionensensitive Nanodraht-Sensoren entwickelt, die es ermöglicht, Spezies mit sehr niedrigen Konzentrationen zu messen, ohne dass dafür teure Verstärkungsgeräte benötigt werden. Die Spezifität wird durch immobilisierte Rezeptoren auf der Oberfläche der Nanodrähte gewährleistet, die die molekularen Ziele selektiv binden. Die extrem hohe Messauflösung wird durch die Wahl von Nanodrähten ermöglicht, die im Gegensatz zu Bulk- und 2D-ISFET-Kanälen eine vollständige Kanalentleerung bei der Bindung einiger weniger oder sogar einzelner molekularer Targets erlauben. Um einen großen Detektionsbereich zu gewährleisten und einen großen Stromausgang für eine realistische tragbare Anwendung zu erhalten, wird ein Multinanodraht-Kanalwandler mit etwa 1.000 parallel ausgerichteten Nanodrähten verwendet. Die Geräte sind in der Lage, relativ hohe Ausgangsströme von bis zu 0,3 mA bei 1 V zu liefern, die sich aus der Summe der einzelnen nanoskopischen Kanäle ergeben (Abb. 1) [1-2].

 

Gedruckte parallele Nanodraht-Sensorplattform

Abbildung 1. Gedruckte parallele Nanodraht-Sensorplattform. a) Foto eines mechanisch flexiblen Vogelgrippe-H1N1-Nanodraht-Sensors. b) REM-Aufnahme des parallel gedruckten Nanodraht-pH- und Bio-Sensors mit einem Stromausgang von 0,3 mA bei 1 V Vorspannung. c) Gemessenes IV-Kennfeld

 

In Zusammenarbeit mit dem IFW (D. Makarov und O. Schmidt) und dem MBZ (L. Baraban und G. Cuniberti), beide in Dresden, Deutschland, konnten wir mechanisch flexible Sensoren für das Vogelgrippevirus H1N1 [3], humane α-Thrombin-Sensoren als Grundlage für die Point-of-Care-Blutproteinanalyse [4] sowie einen Glukose-Nachweis durch einen enzymatischen Test mit Glukoseoxidase (GOx) herstellen. Wir haben kürzlich das Signal-Rausch-Verhalten dieser Nanodraht-ISFET-Wandler in Abhängigkeit von der Kanalgeometrie unter trockenen und feuchten Bedingungen untersucht [5].
In einem anderen Sensorsystemansatz entwickelten wir eine funktionale Nanodraht-Sensorschicht auf einem vollständig prozessierten CMOS-Chip (Abb. 2, [6]). In diesem hybriden Bottom-up- und Top-down-Integrationsschema werden die hohe Empfindlichkeit und Spezifität der biobeschichteten Nanodrähte und Nanoübergänge mit einer speziellen rauscharmen CMOS-On-Chip-Verstärkerschaltung kombiniert. In Zusammenarbeit mit dem Bioengineering-Labor der ETH-Zürich und dem RIKEN in Kobe-Japan hat die Gruppe erfolgreich die hybride Integration von bottom-up synthetisierten Si-Nanodrähten auf einem voll prozessierten CMOS-Verstärker- und Steuerchip als 32x32 Array-Plattform für die chemische und biologische Sensorik mit räumlicher Auflösung und paralleler Auslesung durchgeführt. Dazu wurde ein Backend-kompatibler Integrationsprozess entwickelt, bei dem die Si-Nanodrähte mittels Dielektrophorese selektiv auf die gewünschten Elektroden übertragen und montiert wurden.

Hybrider, integrierter Bottom-up-Nanodraht-CMOS-Chip