Jakob Exenberger

Oktober 2022

Im Regen aus Wien losgeflogen, in der Sonne und bei 24 Grad in Mailand gelandet. Mit dem Bus zum Hauptbahnhof und dann mit Hilfe von Google Maps zum Airbnb, welches ich für die ersten Tagen gebucht habe. Ich werde herzlich von meiner Gastgeberin empfangen, mein Zimmer ist gut ausgestattet und das Bett bequem. Voller Vorfreude auf den nächsten Tag, welcher zugleich der Erste auf der neuen Universität werden sollte, schlafe ich etwa 625km Luftlinie von Wien ein. Google Maps ist in der Stadt mein Retter, nachdem es Gott sei Dank keine Roaminggebühren in Europa gibt verwende ich es immer, um mich zu orientieren. Die ersten Bekanntschaften sind schnell geknüpft, Telefonnummern werden getauscht und es folgen die ersten Kaffeebarbesuche, von denen noch etliche folgen sollten.

Es ist dank der guten Beschriftung nicht schwierig sich am Campus zurechtzufinden, sowohl Gebäude als auch Räume muss man nicht lange suchen. Irritierend, dass in sämtlichen Vorlesungen prinzipiell einmal Italienisch gesprochen wird, bis ich mich melde und darauf hinweise aus Österreich zu sein, vorraufhin die Vorlesungen auf Englisch fortgesetzt werden. Als Klarstellung: ich habe ausschließlich Englischsprachige Kurse gebucht. Probleme mit der englischen Sprache sind hier häufig anzutreffen, egal ob Passant_innen, Studierende oder Professor_innen. Ich finde das etwas überraschend, vor allem, weil in der Fachrichtung Informatik (mein Studiengang) eigentlich alles auf Englisch zu finden ist. Ich erhalte einen Stundenplan, meist zwei Veranstaltungen am Vor- und Nachmittag, mit einer Stunde für eine Mittagspause. Die Anzahl der Studierenden in den Kursen variiert etwas, ist aber meisten im Bereich von 15 Personen.

Abseits der universitären Verpflichtungen erkunde ich die Parks von Mailand, vor allem der Parco Nord eignet sich dank seiner Größe super zum Laufen. Voriges Wochenende gab es auch einen kleinen Stadtlauf, der sich durch das Viertel Milano-Bicocca zog, welches mein Universitätsviertel ist. Zusammen mit einem Freund von der TU haben wir auch einen bekannten Markt erkundet, welcher immer Dienstag und Samstag am Vormittag besucht werden kann. Ich kann mich an dem frischen Obst und Gemüse kaum satt sehen, und nehme etwas zum Kochen mit Heim. Das Essen ist etwas gewöhnungsbedürftig, traditionell sieht die italienische Küche vier Gerichte vor: Antipasti, Primo piatto, Secondo piatto und Dolci. Zwei Hauptgänge sind mir meist zu viel, nachdem der erste bereits aus sättigenden Nudeln besteht. 30 Tage nach meiner Ankunft fühle ich mich in der Stadt bereits sehr wohl, ich genieße den guten Kaffee und freue mich auf die kommenden Monate.

Brot
Gemüse
Gebäude
Kaffe mit Kuchen
Student
Springbrunnen

November 2022

Schon wieder ein Monat vergangen. Ende November, nun ist es auch hier kalt geworden. Aus dem Traum, in Italien auf meine Winterjacke verzichten zu können wurde also nichts. Vermutlich auch etwas naiv, nachdem Mailand dafür einfach viel zu weit im Norden ist. Nach inzwischen zwei vollen Monaten fühle ich mich hier nun schon sehr zu Hause. Ich habe meine Nachbarschaft intensiv durchs Laufen erkundet, was ich wirklich weiterempfehlen kann. So entdeckt man immer wieder neue Ecken, unscheinbare Bars oder Restaurants, die nicht auf Google Maps gelistet sind und man damit schnell verpasst. Auch mit den verschiedenen Bussen und Bahnen komme ich nun gut zurecht, ohne ständig nachschauen zu müssen, in welche Linie ich nun einsteigen muss. Auf der Universität ist nun auch Halbzeit, vergangene Woche habe ich in den meisten meiner Kurse Midterm Exams geschrieben. Ich war zugegeben etwas nervös, weil ich mir schwer getan habe die Schwierigkeit und den Lernaufwand abzuschätzen. Natürlich ist dieser im Endeffekt sehr vom dem/der ProfessorIn abhängig. Ich habe den Eindruck, dass die Prüfungen etwas weniger umfangreich waren wie vergleichbare Prüfungen auf der TU.

Im Allgemeinen kann ich sagen, dass der Unterschied zu Wien in vielen Bereichen weniger extrem ist als erwartet. Vermutlich hängt das aber auch sehr mit der Größe der Stadt und der Region zusammen. Dafür sind mir auch viele Unterschiede aufgefallen, an die ich zuerst gar nicht gedacht habe. Einer davon ist die Kaffeekultur. Hier ist es üblich den Kaffee im Stehen, an der Bar zu trinken. Hauptsächlich wird Espresso bestellt. Sprich die Leute kommen ins Café (oder auch Trattoria), bestellen an der Bar einen „Café“, dieser wird in einem Schluck gekippt und dann verschwinden sie wieder. Mein italienischer Mitbewohner erklärt mir außerdem, dass deutlich mehr Kaffee getrunken wird als in Wien, durchaus üblich sind 5-6 pro Tag. Zusätzlich ist der Preis hier auch unschlagbar: 1.10€ für einen Espresso. Angeblich wurde wochenlang in den Nachrichten berichtet, als der Preis den symbolischen 1 Euro durchbrach. Offensichtlich ist Kaffee ein wirklich wichtiges Thema hier.

Im November habe ich auch Besuch aus Wien erhalten, zusammen haben wir den Mailänder Dom erkundet. Mit einem Ticketkauf kann man sowohl das Innere der Kirche als auch das Dach und das Museum erkunden. Um aufs Dach zu kommen, gibt es einen Lift oder Treppen, ich empfehle die Treppen, ist günstiger, gesünder und dauert weniger lang als gedacht. Oben angekommen bietet sich ein herrlicher Ausblick in alle Richtungen. Falls ihr den Dom besucht, empfehle ich die App „Duomo Milano“. Dies ist die eine offizielle App von der Stadt Mailand, in der ihr für ca. 3,50€ alle möglichen Informationen zum Dom und dem Dommuseum, inklusive Audioguides!

Platz
Kathedrale
Historisches Gebäude
Gebäude
Tri­umph­bo­gen
Kaffee

Dezember 2022

Aus Wien kriege ich über Freunde die Neuigkeiten über den ersten Schnee mit, hier in Mailand ist davon aber nichts zu sehen. Es wird hier zwar auch kälter, allerdings gab es bisher kaum Tage, an denen unter 0 Grad Celsius gemessen wurden. Die Alpen im Norden sowie der Apennin bilden eine natürliche Barriere gegen Wettereinflüsse von Nordeuropa und dem Mittelmeer. Dadurch kommt es sehr selten zu Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, und damit ist Schnee eine Seltenheit. Trotzdem beschäftigen mich die geringeren Temperaturen, nachdem mein Mitbewohner die strenge Auffassung vertritt die Wohnung auf das absolute Minimum zu heizen, was zu dem ein oder anderen Konfliktgespräch führt. Es ist das erste Mal, dass wir uns in die Haare kriegen, worüber ich wirklich froh bin.

Auf der Uni geht es nach den Midterm Exams nun wieder im Hochbetrieb weiter, auf meiner Universität finden die Vorlesungen und Übungen fast ausschließlich bis zum Start der Weihnachtsferien statt, im Januar und Februar finden dann nur noch letzte Besprechungen und Prüfungen statt. Das führt zwar einerseits dazu, dass manche Vortragende noch kurz vor Weinachten sehr viel Stoff durchrücken, weil sie diesen unbedingt auch abfragen wollen, aber dafür entsteht durch die Feiertage auch ein guter natürlicher Puffer bis zu den ersten Prüfungen. Ich finde dieses System sehr viel angenehmer, nachdem auf der TU gerne bis eine Woche vor dem Examen noch neuer Stoff gemacht wird. Ich habe nun auch die Ergebnisse der bisherigen Prüfungen zurückbekommen, und bin zufrieden mit den Ergebnissen. In Einsichten war ich nicht, kann also nicht sagen, wie das hier abläuft.

Die Adventzeit bringt auch die Weihnachtsmärkte nach Mailand. Es gibt viele verschiedene, der bekannteste lässt sich direkt am/um den Dom entdecken. Wer auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken für seine Liebsten ist, und gerne regionale Produkte (vor allem viel Olivenöl) verschenken möchte, wird hier fündig. Was allerdings fehlt sind gebrannte Mandeln, etwas, was bei uns in Wien auf jedem Markt zu finden ist, sucht man hier vergeblich. Die Straßen sind geschmückt, Lichterketten verzieren Laternen, Schaufenster und Bäume. Es zahlt sich absolut aus, die Stadt auch am Abend zu erkunden. Ich habe versucht meinen Blick und die Wirkung auf den Fotos einzufangen, aber es ist mir leider nur mäßig gelungen.

Zu Weinachten wird hier zu Lande gerne ein Kuchen namens „Panettone“ gegessen. Wirklich in jedem Café und Supermarkt stapeln sich die Kartons. Ich musste ihn natürlich auch probieren, bin aber ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Meiner Meinung nach ist es ein trockener Kuchen mit Rosinen (von denen ich ohnehin kein Fan bin), den man ohne Marmelade nicht runterbekommt. Aber Geschmäcker sind zum Glück ja verschieden, probieren sollte man ihn auf alle Fälle einmal.

Ich werde über die Weihnachtsferien nach Wien fliegen und erst im neuen Jahr wieder zurück nach Mailand zurückkommen. Ich werde trotzdem versuchen etwas über die Weinachts- und Neujahrsbräuche hier in Italien herauszufinden und im nächsten Blog darüber berichten.

Möbel
Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt
Weihnachtsmarkt
Weihnachtsbaum in der Stadt
Weihnachtsbaum

Januar 2023

Nach zwei erholsamen Wochen in Wien heißt es wieder Abschied nehmen und zurück in den Süden fliegen. Ich habe Weihnachten und Silvester in Wien verbracht, was auch damit zusammenhing, dass Flüge in dieser Zeit einfach verdammt teuer sind. Jetzt heißt es, sich auf die finale Phase im Semester zu konzentrieren und natürlich die letzten Wochen voll auszunutzen. Wie ich bereits zuvor berichtet hatte, habe ich in den meisten meiner Kurse Midterms Prüfungen geschrieben. Nachdem ich nun schon wusste, was ungefähr auf mich zukommt, konnte ich relativ entspannt in die zweite Prüfungsphase gehen. Nichtsdestotrotz habe ich in den letzten Wochen viel Zeit in der Bibliothek verbracht. Leider war das Internet dort nicht besonders verlässlich, was natürlich beim konzentrierten Lernen besonders nervt. Deswegen habe ich auch einige working Cafés in der Stadt probiert. Ein paar sind gratis, bei anderen wurde eine fee berechnet, falls ich den ganzen Tag mit dem Laptop dort verbracht habe. Kann ich trotzdem empfehlen, mich motiviert es sehr zwischen anderen  Menschen zu sitzen die ebenfalls arbeiten, ich greife dann deutlich weniger oft zum Handy oder lasse mich anderweitig ablenken. Meine Prüfungen waren zum Glück über den ganzen Januar verteilt, ich hatte etwa ein bis zwei Prüfungen pro Woche zu erledigen. Einige der Prüfungen bestanden auch aus zwei Teilen, einer schriftlichen Überprüfung und einer oral exam.

Während ich auf der TU im gesamten Bachelor und in fast dem gesamten Master vielleicht zwei bis drei mündliche Prüfungen hatte, scheint das hier eine deutlich gängigere Variante zu sein. Das spielt den Erasmus+-Studierenden aber in die Hände, ich hatte das Gefühl, die Professor_innen sind bei externen Studierenden durchwegs entspannter und weniger streng.

Natürlich darf durch das ganze Lernen auch der Spaß und Sport nicht zu kurz kommen, ich war unter anderem mit Freunden Paddle Tennis spielen. Organisiert wurde das ganze vom ESN Milano-Bicocca, einem ehrenamtlichen Netzwerk, welches hauptsächlich aus italienischen Studierenden, die selbst mal auf Erasmus+ waren besteht, die Events, Partys und andere Sachen planen. Eine Mitgliedschaft kostet einmalig etwa 10€, was ich jeder/m nur ans Herz legen kann. Vor allem am Beginn des Auslandssemesters werden viele Willkommensveranstaltungen organisiert, bei denen man leicht andere Leute kennenlernen kann. Auch kulturell habe ich diesen Monat einiges probiert, letzte Woche war ich im Teatro alla Scala, kurz die Scala. Die Scala ist eines der berühmtesten und bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Es bietet Platz für bis zu 2030 Zuschauer. Ich hatte mich bisher nicht um Karten bemüht, weil ich dachte, diese seien sehr teuer. Tatsächlich ist die günstigste Kategorie jedoch sehr leistbar, mit etwa 15-20€ kann man eine Karte erwerben. Für das Geld erhält man eine Karte in der Galleria, das ist die oberste Etage in der Scala. Um zur Galleria zu gelangen, nutzt man nicht den Haupteingang, sondern einen gesonderten (deutlich weniger prunkvollen) Eingang an der Seite. Auch wenn die Sicht nicht optimal ist, macht der fantastische Klang das wieder wett. Ich habe ein beeindruckendes Klavier und Gesangskonzert gehört.

Nun geht für mich die Zeit in Mailand dem Ende zu, ich fliege Ende Januar wieder nach Wien zurück. Ich bin sehr dankbar für meine Zeit und Erfahrung hier in Italien und kann jeder/m, die oder der noch am Überlegen ist, nur absolut dazu raten, sich zu informieren und auch eine Auslandserfahrung im Studium zu machen, denn so unkompliziert wie während dieser Zeit geht das nie wieder.

Kaffeehaus
Sportler
Theater
Theater
Kaffeehaus