Univ. Prof. DI Dr. techn. Alfred Schmidt
Die TU Wien trauert um Univ. Prof. DI Dr. techn. Alfred Schmidt, der am 5. Oktober 2025 verstorben ist.
Mit tiefer Betroffenheit nehmen wir Abschied von unserem geschätzten Kollegen, der im Alter von 97 Jahren verstorben ist.
Er wurde am Silvestertag 1928 im 6. Bezirk in Wien geboren, war zum Zeitpunkt seines Ablebens verwitwet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Nach dem Besuch des Gymnasiums in der Marchettigasse in Wien, wo er 1946 maturierte, absolvierte er ein Studium der technischen Chemie an der TU Wien und promovierte 1952 zum Doktor der technischen Wissenschaften. Von 1952 bis 1954 war er Assistent am Institut für Verfahrenstechnik der TU Wien. In dieser Zeit erhielt er ein Postgraduiertenstipendium, welches ihn an das MIT in Cambridge, Massachusetts, USA, führte. Von 1954 bis 1973 war er in der Forschungsabteilung der Österreichischen Stickstoffwerke AG, Linz, im Bereich der Entwicklung neuer Produktionsverfahren tätig. 1960 erhielt er ein Forschungsstipendium der Internationalen Energieagentur in Paris.
Nach seiner Habilitation für das Fach Technische Chemie an der TU Wien im Jahr 1969 folgte er 1973 dem Ruf als Professor an das Institut für Verfahrenstechnik, Brennstofftechnik und Umwelttechnik der TU Wien, welches er bis 1997 als Vorstand leitete. Von 1979 bis 1983 war er Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der TU Wien. Daneben arbeitete er als Zivilingenieur für technische Chemie mit zahlreichen Unternehmen der chemischen Industrie in Österreich zusammen. Ab 1978 war er Koordinator des Forschungsbereichs Bioenergie für das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Ziel war die Ausarbeitung des ersten Forschungsprogramms für Bioenergie in Österreich.
Zahlreiche Auslandsaufenthalte begleiteten seine langjährige wissenschaftliche Tätigkeit. So war er 1979 als wissenschaftlicher Experte bei der UNIDO in Syrien im Einsatz. Bei der Internationalen Energie-Agentur in Paris war er langjähriger österreichischer Vertreter im Executive Committee des „Bioenergy Agreement” sowie in der „Renewable Energy Working Party”. Von 1982 bis 1986 fungierte er als Vorsitzender des Komitees. Von 1982 bis 1992 war er österreichischer Vertreter in der „Renewable Energy Working Party” der Internationalen Energie-Agentur in Paris.
Im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere engagierte sich Alfred Schmidt in vielen Funktionen: Von 1984 bis 1990 war er wissenschaftlicher Gutachter für den Umweltfonds (ab 1987 Ökofonds) beim Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz. Ab 1985 war er Mitglied der Ökologiekommission der österreichischen Bundesregierung und korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er war von 1990 bis 1995 Präsident der Gesellschaft Österreichischer Chemiker, von 1990 bis 1996 internationaler Begutachter von Einreichungen im Rahmen der JOULE-, THERMIE- und LIFE-Forschungsprogramme der EU, von 1993 bis 1996 Mitglied der Chemikalienkommission und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Ausschusses der Chemikalienkommission des Bundesministeriums für Umwelt, von 1993 bis 2003 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Forschungszentrums Geesthacht in Deutschland, von 1993 bis 2008 Vorsitzender des Rates der Sachverständigen für Umweltfragen der Stadt Wien sowie von 1995 bis 2013 wissenschaftlich Verantwortlicher für den MSc-Lehrgang „Umwelt Management Austria“ sowie Cluster-Koordinator der EU für den Bereich Bioenergie
In der Lehre war es Alfred Schmidt ein besonderes Anliegen, den Studierenden die Realität der industriellen Praxis nahezubringen. Er unterlegte seine Vorlesungen mit zahlreichen passenden Beispielen aus der chemischen Industrie. Besonders attraktiv und bei den Studierenden sehr beliebt waren auch die von ihm und seinem Team organisierten Exkursionen, die verschiedenste Betriebe zum Ziel hatten. Beispielsweise führten sie in Braunkohlebergwerke bis zur Abbaufront, wodurch die Studierenden ein Gefühl für die harte Arbeit unter Tage bekamen. Für die Neuentwicklungen im Apparate- und Anlagenwesen waren die Fahrten zur ACHEMA in Frankfurt besonders lehrreich. Durch seine Industriekontakte konnte Alfred Schmidt diese Fahrten mit Besuchen bei namhaften deutschen Industriebetrieben kombinieren. Insgesamt vermittelte Alfred Schmidt den Studierenden das Wesentliche der Technischen Chemie als Vorbereitung auf eine Tätigkeit in der chemischen bzw. verfahrenstechnischen Industrie.
Für seine besonderen Leistungen im Dienste der Wissenschaft erhielt er zahlreiche Ehrungen, darunter den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaften (1985), das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1987), den Hans Kudlich-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik (1989), den Preis der Stiftung „100 Jahre Elektrizitätswirtschaft – 40 Jahre Verbund Konzern in Österreich” (1990) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Wien (2008). Die überaus erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit von Alfred Schmidt ist zudem durch über 160 Veröffentlichungen, darunter zwei Bücher, und ca. 65 Patente repräsentiert.
Wir verabschieden uns in Dankbarkeit und Anerkennung von Alfred Schmidt. Mit ihm verliert die Technische Universität Wien einen hervorragenden Lehrer und vielseitigen Wissenschaftler und das Institut einen sehr geschätzten Kollegen.
Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften
Robert Mach, Institutsvorstand