Entwicklung einer multianalytischen Strategie zur biocodikologischen Untersuchung des Pergamentabbaus (DECODE)

OeAW Doc Stipendium; Beginn 2020

Erstmals im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde Pergament als Alternative zum Papyrus eingeführt und bis zur Erfindung der Papierherstellung am Ende des Mittelalters als Schreibunterlage verwendet [1]. Obwohl Pergament bei richtiger Konservierung eine recht hohe Stabilität aufweist, wird dessen Abbau, und damit der Kollagenabbau, unter ungeeigneten Bedingungen sowie unsachgemäßer Handhabung induziert.

Für die Konservierung von Pergament sind detaillierte Kenntnisse über Abbaumechanismen auf den verschiedenen Strukturebenen des Materials notwendig. Pergament unterliegt verschiedenen Abbauprozessen, darunter Gelatinierung (begünstigt durch Feuchtigkeit), Denaturierung (aufgrund hoher Temperatur), Oxidation und Hydrolyse (induziert durch chemischen (oxidativen) Stress, hauptsächlich durch atmosphärische Luftschadstoffe) und Fotooxidation (ausgehend von UV-Strahlung). Die Migration von Bestandteilen wie Schwefelsäure, die in Schreibmaterialien wie Eisengallustinte vorhanden sind, kann eine saure Hydrolyse induzieren [2].

In den letzten Jahren sind unter den analytischen Methoden, die für die Analyse von Pergamentzersetzung angewendet werden können, hauptsächlich verschiedene spektroskopische und mikroskopische Ansätze, wie Spektrophotometrie, Raman- und FTIR-Spektroskopie, Micro Hot Table (MHT)-Methode und Rasterelektronenmikroskopie gekoppelt mit energiedispersiver Röntgenspektroskopie (SEM-EDX) beschrieben. Die Einführung der Proteomik mittels Matrix-unterstützter Laser-Desorptions-Ionisations-Massenspektrometrie und Tandem-Massenspektrometrie (MALDI-MS und MS/MS), die bisher fast nur zur Artbestimmung des für die Pergamentherstellung verwendeten Tieres angewendet wurde, bietet nun eine neuartiger Ansatz zur Analyse des Pergamentabbaus auf molekularer Ebene.

  1. Fuchs, R., et al. Pergament: Geschichte, Material, Konservierung, Restaurierung. Karger Gazette 67 (2001), 13-16.
  2. Kennedy, C. J. and Wess, T. J. The structure of collagen within parchment – a review. Restaurator 24 (2) (2003), 61-80.