Das Licht erschliesst uns den unendlichen Weltraum, macht uns auf der Erde die Gegenstände in ihren tausendfältigen Farbabstufungen sichtbar und wird in seiner Wechselwirkung mit verschiedenen Körpern der Sinnenwelt, eine unerschöpfliche Quelle der interessantesten Untersuchungen. Die chemischen Wirkungen des Lichtes haben nicht weniger, als andere Zweige der Optik, das Interesse der Naturfreunde in Anspruch genommen. Häufige Wiederholung und Erweiterung der hieher gehörigen Versuche haben die Wissenschaft mit einer großen Zahl der Tatsachen bereichert…

Anton Martin, 1851

PHELETYPIA erforscht originale Daguerreotypien aus der Frühzeit der Fotografie, die nach den speziellen Wiener Methoden aus den frühen 1840er Jahren hergestellt wurden, und fragt, was uns diese Forschung für das Zeitalter des digitalen Bildes lehrt. Das Projekt verbindet in einzigartiger Weise Fotogeschichte, Fotochemie, Elektrochemie, Konservierung und künstlerische Forschung. Wir wissen sehr wenig über die technischen und optischen Eigenschaften der frühen Wiener Daguerreotypien und noch weniger über ihre Übertragung in elektrolytisch abgeschiedene Druckplatten für die fotomechanische Reproduktion. Naturwissenschaftliche Analysen und Vergleiche der erhaltenen Daguerreotypien und fotomechanischen Drucke aus österreichischen und ausländischen Sammlungen ermöglichen eine detaillierte Untersuchung dieser bahnbrechenden Verfahren.

Ausgangspunkt für PHELETYPIA ist ein sensationeller Fund in der Sammlung des Technischen Museums Wien: eine geätzte Daguerreotypie mit einer Ansicht des Kaiser-Joseph-Denkmals am Wiener Josefsplatz. Die wissenschaftlichen Untersuchungen haben gezeigt, dass die Oberflächeneigenschaften und Nanostrukturen sich von dem unterscheiden, was bisher bei Daguerreotypien beobachtet wurde. Für ein tieferes methodisches Verständnis sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig. Ein wesentlicher Aspekt der photomechanischen Reproduktion ist die Kombination von Fotografie und Galvanotechnik. Der für PHELETYPIA geschaffene Begriff "Experimentelle Elektrochemie" bezieht sich auf die Simulation der Wiener Daguerreotypie-Verfahren und deren Ätzung und Übertragung in galvanische Druckplatten. Die experimentellen Arbeiten werden an der Technischen Universität Wien durchgeführt.

Die Oberflächeneigenschaften einer Daguerreotypie, wie auch einer Druckplatte oder eines graphischen Drucks auf Papier, sind die wichtigsten Informationsquellen. Die Oberflächenmorphologie und -chemie mit ihren Spurenelementen gibt Aufschluss über Herstellungsmethoden und die Wiedergabetreue der Bildübertragung auf ein anderes Medium. Diese Informationen sind entscheidend für die Konservierung dieser empfindlichen Objekte. Ein wichtiger Schwerpunkt dieses Projektes ist daher die Bestimmung von Alterungsprozessen und Überlegungen zu deren Bewahrung.

Die Erkenntnisse über die frühen Verfahren zur Reproduktion fotografischer Bilder werden mit Fragestellungen konfrontiert, die sich im Zeitalter des Digitalen stellen. Original und Kopie sind mittlerweile so ununterscheidbar geworden, dass es nicht mehr sinnvoll erscheint, diese Kategorien anzuwenden. Zeitgenössische künstlerische Forschung wird diese Fragestellung im Rahmen des Projektes näher behandeln. Dabei werden Experimente durchgeführt, um eine Reihe von neuen Kunstwerken zu schaffen. Am Ende des Projektes werden sie in einer Ausstellung, die als Hybrid aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und zeitgenössischer Kunst konzipiert ist, präsentiert. Die Ausstellung wird von einem abschließenden Symposium begleitet.

Principal investigators and host institutions

Mag.art. Dr.rer.nat. Valentina Ljubić Tobisch - TU Wien

Mag. Anna Artaker - Kunstuniversität Linz, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster (ehemals Akademie der bildenden Künste Wien)

Univ.-Prof. i.R. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Kautek - University of Vienna, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster