Ein Rückblick

Die letzten 50 Jahre sind geprägt von maßgeblichen Wandel in der Technik, der Kommunikation und den Themen, die die Welt beschäftigen. Diese Veränderungen spiegeln sich auch im Schaffen des Forschungsbereichs für Stadt- und Regionalforschung wider. Anhand von zehn Projekten ist zu sehen, wie sich technische Möglichkeiten weiterentwickelt und thematische Ausrichtungen gewandelt haben.

Dieter Bökemann, Gerhard Palme, Dieter Kumpf

„[…] aber auch die Energieversorgung mittels Rohr- oder Drahtleitungen oder die Informationsvermittlung im Telephon- [sic] Telexbereich zeichnen in der Struktur und Gestalt der Siedlungen ihre nachweisbaren Spuren.“

Aus Karlsruhe kommend, gründet und leitet Dieter Bökemann das Institut für Stadt- und Regionalforschung (heute als Forschungsbereich Teil des Instituts für Raumplanung). Dabei legt er von Beginn an den Fokus auf den Themenbereich Infrastruktur und Siedlungsentwicklung und prägt damit Forschung und Lehre am SRF über die nächsten Jahrzehnte.

Ein repräsentatives Projekt für seine damalige Ausrichtung ist diese Studie „Zur regionalen Beschreibung und Optimierung von Systemen der Leitungsinfrastruktur, dargestellt am Beispiel der Abwasserbeseitigung“. Kernhypothese ist, dass Siedlungsentwicklung nicht nur von natürlichen Standortfaktoren, sondern maßgeblich von Infrastruktur geprägt wird.

Abgebildet und erforscht wird dieses Wechselspiel von siedlungsbezogenen Aktivitäten und technischen Systemen mithilfe des Zentrale-Orte-Ansatzes zur Entwicklung des Siedlungssystems einerseits und mithilfe Graphen-theoretischer Konzepte zur Beschreibung der Netzstrukturen andererseits. Aus diesen Erkenntnissen werden dann Überlegungen zur Netzoptimierung gezogen.

Beispielhafte Darstellung des Zusammenhangs zwischen Bündelung und räumlicher Hierarchie in Kommunikations- und Ver(Ent)sorgungssystemen

© Bökemann | Palme | Kumpf

Gerhard Palme, Josef Steinbach

„Soll ‚Lebensqualität‘ als politische und planerische Zielgröße fungieren, dann ist ihre Konkretisierung, Messung und laufende Beobachtung unabdingbar.“

Der Begriff der Lebensqualität ist aus heutigen planerischen Überlegungen kaum mehr wegzudenken, er war aber nicht immer schon präsent. Ihren Beginn hat die Lebensqualität, als wichtiges Thema der Raumplanung, in den Siebzigerjahren. Damals ist sie erstmals als Zusammenschluss verschiedener sozialer, ökonomischer und ökologischer Faktoren definiert und in Planungsdokumenten als wichtige Zielvorstellung festgehalten worden. Im regionalen Kontext wird die erfolgreiche Umsetzung von Lebensqualität als Erreichung von Gleichwertigkeit (wenn auch nicht Gleichförmigkeit oder Gleichheit) von verschiedener Teilräume verstanden.

Gegenstand der Arbeit von Palme und Steinbach ist es, das komplexe und unscharf definierte Konzept von Lebensqualität greif- und vor allem messbar zu machen, um Anwendbarkeit für Analysen und Simulationen zu gewährleisten. Ihr Modell berücksichtigt und verknüpft Nachfrage (differenziert nach sozioökonomischen Eigenschaften der Bevölkerung), Angebot (in Form von Erwerbs-, Versorgungs-, Konsum-, und Bildungseinrichtungen), sowie Erreichbarkeit.

Das Ergebnis ist eine Reihe an Kennwerten, die sich innerhalb einer Region vergleichen und gut darstellen lassen. Aus heutiger Sicht mutet diese Herangehensweise ein wenig schematisch an, schließlich werden lediglich quantifizierbare Aspekte aus wenigen, wenn auch wichtigen, Teilbereichen berücksichtigt.

Gerhard Palme und Josef Steinbach wurden 1978 für diese Arbeit mit dem August-Lösch-Preis für herausragende regionalwissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet.

Karte Kärntens gegliedert nach Gemeinden und kategorisiert nach Arbeitsplatzwahrscheinlichkeit innerhalb der 10-Minuten-Isochrone fürBeschäftigte der Ausbildungsstufe 4 (Volks- und Hauptschulbildung)

© Palme | Steinbach

Dieter Bökemann

„Bei der Universitätsausbildung von Raumplanern [sic.] bestehen bis heute Unklarheiten über die Relevanz des zu vermittelnden Fachwissens, es gibt weder Konventionen über die zugrundeliegende Vorstellung von der Rolle des Raumplaners und seinem Berufsbild […] noch über das terminologische, theoretische, methodische und empirische Grundwissen. In dieser Situation ist es nicht verwunderlich, daß [sic.] sich besonders viele, als hochqualifiziert anerkannte Raumplaner [sic.] stolz als Autodidakten [sic.] bezeichnen.“

Zu Beginn der Achtzigerjahre ist die Raumplanung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin noch relativ jung. Das SRF besteht selbst erst seit kaum mehr als zehn Jahren, als sich der Leiter des Forschungsbereichs, Dieter Bökemann, des Problems des weit über die Disziplinen gestreuten theoretischen Grundgerüsts der Raumplanung annimmt. Mit der Publikation „Theorie der Raumplanung“ schafft er ein möglichst allumfassendes Basiswerk für Studierende und Fachkolleg*innen in Forschung, Politik und Verwaltung, sowie Autodidakt*innen in der Planungspraxis.

Auch wenn es mittlerweile seine zentrale Rolle im Lehralltag abgetreten hat, wird das Werk von jenen, die es einst durchs Studium begleitet hat, noch immer mit einem Augenzwinkern „die Bibel“ genannt.

Dem Anspruch seines Titels entsprechend deckt „Theorie der Raumplanung“ ein weites Feld an Ansätzen und Zugängen ab. Von Standort und Infrastruktur über Regionalentwicklung bis hin zu politischen Bewertungsmethoden werden viele Themen bearbeitet, indem Bökemann etablierte Theorien, beispielsweise von Christaller oder Weber, zusammenträgt und um seine eigene Expertise ergänzt. Der rote Faden, der sich dabei durch die Kapitel zieht, ist der Standort als Maß der Dinge, der Begriff kommt in der Hälfte aller Überschriften vor.

Bei Betrachtung des Werkes fällt der ausgeprägt theoretische, mathematisch und formal-technische Stil ins Auge. Während Theorien der Standortproduktion oder -wahl noch immer Bestandteil der Raumplanungsausbildung sind, wird in der Didaktik heutzutage enger in Bezug auf Umsetzbarkeit planerischer Zielvorstellungen und Einsatz adäquater Instrumente und Methoden gearbeitet und weniger der Fokus auf Formeln und Kurven zum Erklären von und Entscheiden über räumliche Phänomene gelegt.

Drei Diagramme, die verschiedene Modelle der Stadtstrukturierung aufzeigen (a) Konzentrisches Modell nach Burgess, b) sektorales Modell nach Hoyt und c) polyzentrisches Modell nach Harris und Ullmann)

© Bökemann

Dieter Bökemann unter Mitarbeit von Wolfgang Feilmayr, Rudolf Giffinger, Günther Knötig u. Leopold Riedl

„Stadterneuerung ist planerisch wie politisch unbequem und mühsam, Stadterweiterung allerdings nur kurzfristig betrachtet eine Alternative.“

Das Wien der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hat mit einer massiv in die Jahre gekommenen Bausubstanz zu kämpfen. Besonders die Gründerzeithäuser, großteils in Privatbesitz und etwa wegen zu geringer Mieterträge oft nicht in Stand gehalten, sind entweder baufällig oder entsprechend schlicht nicht mehr den gestiegenen Anforderungen an die Wohnqualität. Mit der statistischen und räumlichen Analyse dieser Problematik, sowie Bewertung der Stadterneuerungspolitik und Steuerungsmöglichkeiten der Wiener Stadtentwicklungsplanung befasst sich die Strukturanalyse zur Stadterneuerung „SANSTRAT – Wien“.

Sie arbeitet die aktuelle Situation zur Wohnqualität und Erneuerungsbedarf in Wien auf. Dafür werden Graphen-theoretischer Analysen der Erreichbarkeit sowie statischen Methoden zu Erneuerungsverhalten, Wohn- und Standortqualität herangezogen. Mithilfe von computergestützten, selbst konzipierten Datenbank- und Grafikprogrammen werden entsprechende Sachverhalte und Zusammenhänge kleinräumig analysiert und als Karten auf Zählbezirksebene, später auch auf Baublockebene, dargestellt.

Mit „SANSTRAT – Wien“ leistete das SRF einen umfassenden, wissenschaftlichen Beitrag zu einem der relevantesten städtebaulichen Herausforderungen des Wiens der Achtzigerjahre.

Karte der Zählgebiete Wiens anhand der bautechnischen Erneuerungserfordernisse kategorisiert in acht Typen

© Bökemann

Dieter Bökemann und Wolfgang Feilmayr

Ein wichtiger Forschungsbereich des SRF ist und war die Immobilienwirtschaft und -bewertung. Initiiert von Dieter Bökemann und gemeinsam vorangetrieben mit Wolfgang Feilmayr, sind in den Neunzigerjahren Modelle zur hedonischen Preisbewertung erarbeitet worden, die noch immer in reger Verwendung sind.

Hedonische Preise bezeichnen den Einfluss von bestimmten Merkmalen, wie Lage- und Objekteigenschaften, auf den Preis eines Gutes, im konkreten Fall einer Immobilie. Ist der hedonische Preis etwa für das Vorhandensein eines Balkons aus der Analyse einer Vielzahl an Verkaufs- oder Angebotspreisen ermittelt, kann er auf die Werteinschätzung anderer Immobilien angewendet werden. Nach diesem Prinzip funktioniert das GPSIM-Simulationsmodell.

Angewendet wurde und wird es bei laufenden Spezifizierungen unter anderem in den Ministerien für Wirtschaft und für Landesverteidigung,  der österreichischen Nationalbank, der Bank Austria, der via Donau oder dem Wirtschaftsmagazin „Gewinn“.

Karte Wiens gegliedert nach Zählsprengel und kategorisiert nach dem Nettopreis pro m² Nutzfläche für gebrauchte Eigentumswohnungen (Stand 31.12.2000)

© Bökemann | Feilmayr

Dieter Bökemann, Franz Fürst, Roland Hackl, Adelheid Holl, Hans Kramar, Klaus Spiekermann, Michael Wegener

“Small as the differences of transport infrastructure scenarios may be at an aggregate level, they can nonetheless be important in altering regional development paths.”

In den Neunzigerjahren tritt die Europäische Union als neue Akteurin in der Raumplanung maßgeblich in Erscheinung. Die (zum damaligen Zeitpunkt) 15 Mitgliedsstaaten verfolgen gemeinsam das Ziel einer räumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Kohäsion. Im Zuge dessen bedient sich die EU verschiedener strategischer und lenkender Instrumente, etwa des Europäischen Raumentwicklungskonzepts (1999), aber auch der Konzeption und Förderung von Transeuropäischen Netzen (TEN) im Bereich Verkehr, Energie und Telekommunikation.

Wie sich deren Umsetzung auf die räumliche und wirtschaftliche Entwicklung sowie die Kohäsion Europas auswirken könnte, ist Gegenstand des im 4.Forschungsrahmenprogramm der EU geförderten Projekts SASI („Socio-economic and spatial Impacts of Transport Infastructure Investments and Transport System Investments“). Mit Hilfe eines dynamischen Computersimulationsmodells können in sieben verschiedenen Submodellen über zwanzig Jahre hinweg die Einflüsse von geplanten Infrastrukturprojekten in verschiedenen Dimensionen (etwa BIP, Erreichbarkeit oder Beschäftigung) abgeschätzt werden. Der Einfluss stellt sich letztendlich im Vergleich mit großen gesellschaftlichen Trends wie Globalisierung und einer alternden Gesellschaft zwar als relativ gering heraus, dennoch zeigt das SASI-Modell, dass ein entsprechender Einfluss nachweisbar ist und vor allem in schlecht angebundenen Regionen an der Europäischen Peripherie der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur entscheidende Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung setzen kann.

3-D modellierte Karte Europas, zeigt die tägliche Erreichbarkeit per Schiene im Jahr 1996

© Bökemann | Fürst | Hackl | Holl | Kramar | Spiekermann | Wegener

Wolfgang Loibl, Rudolf Giffinger, Sabine Sedlacek, Hans Kramar, Bernd Schuh

„In der räumlichen Entwicklung treten an die Stelle alter Stadt-Land-Gegensätze schon seit Langem vielfältige funktionale Beziehungen. Solche Stadt-Umland-Beziehungen bilden ein komplexes räumliches Beziehungssystem: sie sind […] Ergebnis und Basis für die Entwicklung städtischer Regionen zugleich.“

Das Projekt „Stau-Wien“ beschäftigt sich mit den Stadt-Umlandbeziehungen der Bundeshauptstadt. Der klar abgetrennte Gegensatz von Stadt und Land verliert spätestens mit den zunehmenden funktionalen und sozialen Verflechtungen an der unmittelbaren Grenze zwischen Stadt und Umlandgemeinen seine Bedeutung. Es entwickeln sich komplexe Verflechtungen und spezielle Entwicklungsmuster, die es zu erforschen, zu verstehen und zu lenken gilt.

Anhand von Analysen der Siedlungsentwicklung und der Pendlerverflechtungen in der Stadt-Umlandregion Wien werden vier suburbane Gemeinden in ihren siedlungstechnischen, infrastrukturellen und ökonomischen Entwicklungen untersucht und dabei mögliche Ursachen für gemeindespezifische Entwicklungen herausgearbeitet. Aus diesen Erkenntnissen wird ein rasterdaten- und akteursbasiertes Simulationsmodell entwickelt, mit dem künftige Siedlungs- und Verkehrsentwicklungen in Szenarien abgeschätzt werden können. Der Forschungsprozess erfolgte dabei transdisziplinär und in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden, um den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis zu forcieren.

Set aus sechs Karten desselben Ausschnitts von Wien und Umland zeigen jeweils für das Jahr 1971, 1981 und 1991 den IV- beziehungsweise den ÖV-Pendleranteil [sic.]

© Loibl | Giffinger | Sedlacek | Kramar | Schuh

Rudolf Giffinger, Gudrun Haindlmaier, Christian Fertner, Robert Kalasek, Hans Kramar, Evert Meijers, Nataša Pichler-Milanovic, Florian Strohmayer

„Against the background of economic and technological changes caused by the globalization and the integration process, cities in Europe face the challenge of combining competitiveness and sustainable urban development simultaneously.”

In den Zweitausendern etabliert sich zunehmend das Konzept der Smart Cities in der strategischen Stadtplanung. Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Diskussion steht dabei das Zusammenwirken gesellschaftlicher Faktoren (sozio-kulturelles Kapital, etc.), technologischem Fortschritt (Datenproduktion und -verarbeitung, Digitalisierung, etc.) und institutionellen Faktoren (Governance, Strategien, etc.) bei der Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Im Wesentlichen geht es darum, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Städten durch die zielgerichtete Integration und Anwendung neuer Technologien zu erhöhen.

Auf der Grundlage dieses Verständnisses einer „smarten“ Stadtentwicklung konzentriert sich der seit dem Jahr 2007 am SRF entwickelte Benchmarking-Ansatz auf eine mehrdimensionale Bewertung und Profildarstellung von Städten. Dabei sollen mittelgroße europäische Städte (100.000 bis 500.000 bzw. bis 1 Million Einwohner*innen) anhand von ausgewählten Indikatoren in einer vergleichenden Analyse gegenübergestellt werden, um daraus individuelle Stärken und Schwächen als Grundlage für eine effektive Konzeption von strategischen Projekten und Maßnahmen abzuleiten.

In den Feldern „Smart Economy“, „Smart Mobility“, „Smart Environment“, „Smart  People“, „Smart Living“ und „Smart Governance“ werden die einzelnen Indikatoren zu „Faktoren“ gebündelt, anhand derer die Besonderheiten von Städten aufgezeigt, quantifiziert und graphisch dargestellt werden können. Der ESC-Ansatz wurde seit damals ständig weiterentwickelt, inhaltlich adaptiert und mit neueren Daten aktualisiert und in mehreren Fällen zur strategischen Beratung von Klein- und Mittelstädten in Europa angewandt.

Der ESC-Ansatz wurde als interaktive Webpage, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster konzipiert und inzwischen in vier Versionen weiterentwickelt.

Netzdiagramm, das die Ausprägungen der Indikatoren Smart Economy, living, environment, mobility, governance und people für die Städte Luxemburg, Aarhus, Graz und für den Durchschnitt aller untersuchten Städte zeigt

© Giffinger | Haindlmaier | Fertner | Kalasek | Kramar | Meijers | Pichler-Milanovic | Strohmayer

Rudolf Giffinger, Justin Kadi, Hans Kramar, Roman Seidl, Christina Simon, Johannes Suitner

„It is POLYCE’s main objective to identify the importance of the mutual links between the processes of metropolisation and polycentric development, and the challenges and perspectives of future urban development.”

Angesichts regionaler und nationaler Disparitäten, die in den ersten Jahren nach der Osterweiterung der EU immer deutlicher werden, kommt der Betrachtung eines gesamteuropäischen Stadtsystems (unter Berücksichtigung der Beziehungen, Interaktionen und Verflechtungen zwischen den einzelnen Städten) zunehmende Bedeutung zu. In diesem Prozess werden Großstädte mit ihren metropolitanen Funktionen als wesentliche Motoren der Regionalentwicklung und polyzentrale Impulsgeber zum Abbau von Disparitäten gesehen.

Im ESPON-Projekt POLYCE („Metropolisation and Polycentric Development in Central Europe) werden fünf zentraleuropäische Metropolen (Budapest, Bratislava, Ljubljana, Prag und Wien) und deren Rolle im europäischen Städtesystem analysiert. Der Fokus liegt dabei auf Metropolisierung und Polyzentralität, die sowohl kleinräumig (in Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Umland) als auch aus europäischer Perspektive betrachtet wird. In diesem Zusammenhang werden die Herausforderungen von polyzentraler Stadtentwicklung in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit und Inklusion thematisiert und in verschiedenen thematischen Feldern Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verflechtungen der Metropolen herausgearbeitet. Verknüpft mit Erkenntnissen aus den Diskussionen mit lokalen Stakeholder*innen werden Empfehlungen in Form von metropolitanen Agenden für die einzelnen Bezugsräume und die zentraleuropäische Region in ihrer Gesamtheit abgeleitet.

Dieses Projekt zeigt in Bezug auf die Positionierung durch Entwicklungsplanung, dass es nicht mehr genüg, Städte isoliert zu betrachten: Entwicklungstendenzen sind untrennbar mit dem unmittelbaren Umland und mit größeren überregionalen Netzwerken verwoben. Diese Komplexität gilt es sowohl in der Analyse als auch der Planung in Zukunft differenziert und angepasst an die lokalen Bedingungen zu berücksichtigen.
 

Downloads:

 

Karte der fünf untersuchten Städte jeweils mit ihrer Metropolregion und darin enthaltenen Orten mit hoher Zahl an Arbeitsplätzen

© Giffinger | Kadi | Kramar | Seidl | Simon | Suitner

Die Herausforderung nachhaltiger Entwicklung und insbesondere der Einfluss der Klimakrise machen sich selbstverständlich auch in der Raumplanung bemerkbar. Mittlerweile sind Beiträge zur einer sich etablierenden Energieraumplanung aus dem Forschungsalltag am SRF nicht mehr wegzudenken. In den Zehnerjahren gibt es eine Vielzahl an Projekten, die sich mit klimarelevanten Themen befassen. Drei dieser Projekte lassen sich als Fokus Energiewende im urbanen Raum kombinieren.

ENUR (2011-13) unter Mitarbeit von Robert Kalasek, Rudolf Giffinger und Florian Pühringer befasst sich mit urbanem Energiebedarf, -konzepten, -projekten und entsprechenden Planungsinstrumenten. In diesem forschungsbereichsübergreifenden Projekt (Anschubfinanzierung durch TU Wien) hat das SRF durch das Modul „Modelling – Räumliche Strukturen“ mitgewirkt. Hierbei geht es um den Einfluss verschiedener Bebauungs- und Siedlungsstrukturen auf den Energieverbrauch, etwa in Bezug auf Mobilität oder Wärmebedarf.

Projektwebsite, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

PLEEC (2013-2016, EU-FFP7 Förderung) mit dem Titel ‚Planning Energy Efficient Cities‘ und unter Beteiligung von Rudolf Giffinger, Gudrun Haindlmaier, Hans Kramar und Florian Strohmayer ist ein interdisziplinäres EU-Projekt mit dem Fokus auf gesteigerte Energieeffizienz im Rahme von Stadtplanung. Dabei geht es in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten und Städten (in Schweden, Finnland, Estland, Großbritannien und Spanien) nicht nur um die Entwicklung von - den räumlichen Bedingungen - angepassten Konzepten und Maßnahmen, sondern auch darum, wie diese in Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik tatsächlich implementiert werden. Auf Basis des Projekts entstehen eine Reihe strategischer Projekte zur Energiewende.

E-Profil (2017) unter Beteiligung von Rudolf Giffinger, Gudrun Haindlmaier, Robert Kalasek und Daniel Latzer denkt energietechnische Transformationsprozesse nicht wie gewohnt auf Ebene (einzelner) Gebäude(-typen), sondern hebt sie auf die Quartiersebene, um lokale Potentiale zur Energiegewinnung und -versorgung effizienter als bisher zu gestalten. Durch GIS-Analysen, gebäudespezifische Modellierung des Gebäudeenergiebedarfs einerseits und Haushaltsbefragungen andererseits wird herausgearbeitet, wie solche Prozesse zur Energiewende (thermische Sanierung, Umstieg auf erneuerbare Energien) im urbanen Siedlungsgefüge implementiert werden sollten. Ergebnis ist ein Werkzeugkasten für die Realisierung von Transformationsprozessen auf der Quartiersebene.

Projektbericht, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Karte Österreichs, zeigt punktförmig die Nahversorgungsdichte

© Kalasek | Giffinger | Pühringer

Abbildung aus dem Projekt ENUR

Abbildung aus dem Projekt ENUR