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Leadership in der digitalen Transformation

Die Technik ist nicht das Problem. Ein Forschungsprojekt des Teams von Prof. Wolfgang Güttel an der TU Wien zeigt, dass es auf den organisationalen Einbettungskontext und auf die Gestaltung des Veränderungsprozesses ankommt, ob Organisationen von neuen digitalen Technologien profitieren.

Symbolbild Raketen

© Alexander Limbach - stock.adobe.com

Von Sebastian Flesch, BA, BA

Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle. Doch anders als vermutet, entscheidet nicht ihr technologisches Wissen, ob die digitale Transformation gelingt. Vielmehr ist ausschlaggebend, inwieweit sie in der Lage sind, den Mitarbeiter_innen den Sinn der Neuerungen zu vermitteln, um die alte Welt mit der neuen digitalen Zukunft zu verbinden und den daraus resultierenden Prozess des Wandels funktional zu gestalten.

Besonders bei mittelständischen Hidden Champions, die im Forschungsprojekt zur digitalen Transformation untersucht wurden, wird deutlich, welche Rolle Führungskräfte bei der digitalen Transformation spielen. Denn im Unterschied zu Großunternehmen oder zu digital-born Start-ups liegen dort Kerngeschäft und digitales Neuerungsgeschäft eng nebeneinander. Dies ist nicht trivial, denn die Logik zwischen kurzfristiger Optimierung im Kerngeschäft und dem Aufbau völlig neuer Kompetenzfelder ist völlig gegenläufig; Effizienz trifft auf Disruption. Bei Großunternehmen können vergleichsweise einfach neue Geschäftsbereiche etabliert werden, die dann neuen digitalen Geschäftsmodellen Raum bieten. Disruption wird vom Kerngeschäft getrennt. Führungskräfte können sich dann jeweils spezialisieren und lediglich an der Unternehmensspitze wird das Portfolio an unterschiedlichen Geschäftsbereichen balanciert. Start-ups wiederum werden vielfach auf Basis digitaler Geschäftsmodelle gegründet und sind auf Grund ihrer Eigenschaften meist disruptiv. Führungskräfte, sofern es sie abseits des Gründers gibt, verfolgen ausschließlich die Durchsetzung innovativer digitaler Geschäftsmodelle.

Bei mittelständischen Hidden Champions sind Kerngeschäft und Neuerungsgeschäft eng verflochten. Auch wenn Kreativräume zur Entwicklung neuer Ideen, beispielsweise durch Data Science oder Robotik, schnell als eigenständige Organisationseinheiten geschaffen werden, so wird die Reintegration radikaler Ideen zur Belastungsprobe. Denn Produktion oder Vertrieb finden im Stammhaus statt, dort, wo auch die konventionelle Forschung & Entwicklung angesiedelt ist, die mit den neuen Start-up-ähnlichen Ideenschmieden in Konkurrenz steht. Dadurch sind Führungskräfte an den Schnittstellen zwischen Kreativräumen und Kerngeschäft besonders gefordert: sie müssen als Vermittler_innen zwischen alter Welt und neuer digitaler Zukunft in ihren Teams und zwischen den Bereichen fungieren, aber auch eine strategische Balance zwischen den beiden Entwicklungsoptionen gewährleisten. Die Forschungsergebnisse zeigen auch, dass digitale Technologien so ins Unternehmen gebracht werden müssen, dass sie nicht als Problem, sondern als Lösung für die (digitale) Zukunft wahrgenommen werden. Know-how zu den Themen Leadership, Technologie und Change ist deshalb gefragter denn je im Mittelstand. Basierend darauf qualifiziert das Continuing Education Center der TU Wien Führungskräfte in sechs neuen MBA-Programmen im Bereich Management & Technology.

Hintergrund:

In einer technologiegetriebenen Welt werden Führungskräfte und Organisationen vor besondere Herausforderungen an der Schnittstelle von Management, Technologie und Leadership gestellt. Die neuen MBA-Programme der TU Wien setzen genau hier an und geben Teilnehmer_innen neben technischem Grundverständnis und betriebswirtschaftlichen Schlüsselqualifikationen auch technologische Entscheidungskompetenz.

Programmstart: April 2021

Weitere Informationenwww.tuwien.at/mba, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster