Mathematik einmal anders: Seit sieben Jahren zeigt TUForMath mit zahlreichen Schulworkshops und öffentlichen Vorträgen der breiten Öffentlichkeit spannende Aspekte der Mathematik, die an vielen verborgene Stellen in unserem Alltag zum Einsatz kommen.
Was 2018 nach einer Idee von Sabine Seidler als Nachfolgeprojekt von math.space von Rudolf Taschner von Dirk Praetorius, Michael Drmota, Alexia Fürnkranz-Prskawetz und dem leider bereits verstorbenem Reinhard Winkler ins Leben gerufen wurde, ist heute fester Bestandteil der TU Wien Outreach Aktivitäten. In den letzten 7 Jahren ist TUForMath dank des Eifers und der Leidenschaft der Gründungsmitglieder ständig inhaltlich als auch personell gewachsen. Gemeinsam mit Julia Eisenberg, Johannes Böhm und Markus Faustmann werden jedes Jahr neue Ideen umgesetzt und neue Vortragende gewonnen. 10 exzellente studentische Mitarbeiter_innen begeistern Schulklassen für Mathematik in den Workshops und Sabine Cirtek, die sich um Organisation und Terminkoordination kümmert, rundet das Team ab.
Begeisterung für Zahlen
Das Schöne und Verborgene in der Mathematik zu zeigen, zu begeistern und neugierig zu machen, das sind die ehrgeizigen Ziele der TUForMath Schulworkshops. Und die Zahlen zeigen, dass die Idee mehr als positiv aufgenommen wurde und wird: Seit Oktober 2018 haben bereits mehr als 32.000 Schüler_innen ungefähr 1.400 Workshops besucht. Mittlerweile werden 10 verschiedene Workshops pro Schulwoche angeboten, wobei an jedem Wochentag vormittags jeweils zwei Workshops im TUForMath Raum im Freihaus stattfinden. „Wenn wir im Juni die neuen Termine für die Workshops zur Buchung online zur Verfügung stellen, sind diese innerhalb von zwei Wochen ausgebucht.“, erzählt Dirk Praetorius erfreut.
Geboten werden Workshops von der 4. Klasse Volksschule bis zur Matura, aber besonders beliebt sind die Workshops bei Schüler_innen der Unterstufe. Das Feedback zu den Workshops ist durchwegs positiv, manche Lehrer_innen sind so begeistert, dass sie jedes Jahr mit ihren Klassen wiederkommen. Einer der Lieblingsworkshops der Klassen ist jedenfalls „MatheMagie – Zaubern mit Mathematik!“, in dem Hobbymagier und TU Wien Doktorand Björn Bahr verschiedene Kartentricks erklärt, die nur auf Grund von mathematischen Ideen funktionieren. „Mein Lieblingsworkshop ist der Graphen-Workshop. Darin lernen Schüler_innen, dass einfache Kinderspiele wie das Haus vom Nikolaus einen mathematischen Hintergrund haben. Über das Königsberger Brückenproblem führt der Workshop zu Fragen nach Routenplanung der Post oder Google Maps. Ohne Mathematik können solche Probleme nicht systematisch und vor allem schnell gelöst werden.“ erklärt Dirk Praetorius. Markus Faustmanns Lieblingsworkshop ist definitiv „der Workshop zu Codierung: Ich finde es spannend, dass man auf Grund von Mathematik praktisch sicher sein kann, dass man bei Falscheingabe einer IBAN im Online-Banking sofort einen Fehler erkennt und nicht fälschlicherweise Geld überweist.“
Nach den Workshops haben die Teilnehmer_innen die Möglichkeit, an einer Führung durch die TU Wien teilzunehmen. Im Studienjahr 2024/25 haben 25 Schulklassen diese Möglichkeit genützt, die in Kooperation mit dem Student Support angeboten und durchgeführt wird.
Fix verankert sind mittlerweile auch die „Mathematischen Kunstgespräche“, eine Kooperation mit der Kunsthalle Wien, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. In diesen Workshops erleben die Schüler_innen eine Ausstellung in der Kunsthalle gemeinsam mit einer_einem Kunstvermittler_in und einem Mathematiker. „Dieses Format hat sich als sehr spannend herausgestellt. Auch ich lerne hier immer etwas Neues dazu und es ist durchaus herausfordernd, einen roten Faden durch die Ausstellung zu finden und die Vorträge interaktiv zu gestalten.“, resümiert Michael Drmota nach der nunmehr zweijährigen Kooperation, die sich an ein ähnliches Format mit dem mumok angeschlossen hat, das noch Reinhard Winkler initiiert hatte.
Die Beliebtheit der Workshops lässt sich aber nicht nur in Zahlen ausdrücken. Im Studienjahr 2024/25 hat TUForMath die Initiativen technik.bewegt und den Wiener Töchtertag mit Workshops unterstützt und war Teil des Internationalen Tag der Mathematik am 14. März sowie einer der Austragungsorte des Naboj-Wettbewerbs, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, organisiert vom Projekt Mathematik macht Freude der Universität Wien, mit 38 Teams und 150 Schüler_innen.
Mathematik neu gedacht
Mit Humor und meist aus ungewöhnlichen Blickwinkeln beleuchten die öffentlichen TUForMath Vorträge das Thema Mathematik. Eingeladen dazu sind neben TUW-Angehörigen auch Studierende sowie die breite Öffentlichkeit. „Wir werden die Vorträge auch im nächsten Studienjahr fortführen.“, versichert Michael Drmota. „Auch, wenn es nicht immer einfach ist, Vortragende zu finden.“ An Themen mangelt es nicht, eher „an Wissenschaftler_innen, die bereit sind, sich zusätzlich Zeit zu nehmen und Vorträge vorzubereiten, bei denen sie ihre Forschung auf Matura-Niveau vermitteln.“, erklärt Dirk Praetorius. Nach einer kurzen Pause ergänzt er „Aber ich finde diese Vorträge unheimlich wichtig, ich würde mir manchmal nur mehr TU-Menschen unter den Zuhörer_innen wünschen, vor allem mehr von unseren Studierenden. Das ist schade, weil die Vorträge zeigen, was Mathematik kann, wo sie überall verborgen ist und warum man sie braucht.“
Eine Olympiade für den Denksport
Schüler_innen, die gerne tüfteln, sind bei der Mathe-Olympiade herzlich willkommen. Jede Woche werden Kurse für Junior_innen und Fortgeschrittene angeboten. In diesem Jahr haben 27 Junior_innen und 29 Fortgeschrittene die Möglichkeit genützt. „Bei der Mathe-Olympiade geht es um elementare Mathematik und darum mit Logik und kreativen Ideen Lösungen für mathematische Probleme zu finden.“, beschreibt Michael Drmota den Kurs.
Pläne für die Zukunft
Die Sommerpause wird auch dieses Jahr wieder genutzt, um sich Gedanken über die Zukunft zu machen und darüber, wie man TUForMath noch attraktiver gestalten kann. „Wir sind sehr dankbar, dass wir Unterstützung von unserem Rektorat und der Fakultät für Mathematik und Geoinformation unter Dekan Wolfgang Wagner bekommen und dadurch alle Workshops, Kurse und Vorträge für die Teilnehmer_innen kostenlos anbieten können. Für uns ist das Projekt eine spannende und interessante Spielwiese. Und in der Fakultätsevaluation haben uns die Gutachter attestiert, dass TUForMath ein Alleinstellungsmerkmal der TU Wien ist. Weitere Initiativen dieser Größe, in denen populärwissenschaftliche Inhalte im Vordergrund stehen, waren ihnen nicht bekannt.“, fasst Dirk Praetorius das positive Feedback der Gutachter_innen zusammen.
Ein weiteres Projekt, das in naher Zukunft umgesetzt werden soll, ist eine TUForMath Wanderausstellung. „Wir denken hier an 8-12 Exponate, die dann zuerst hier an der TU Wien, danach dann beispielsweise auf der BeSt-Messe sowie an MINT-Schulen und anderen Institutionen ausgestellt werden. Eines dieser Exponate könnten beispielsweise Seifenblasen sein und die dahinterliegende mathematische Erklärung, warum diese immer oval werden, wenn sie auseinandergezogen werden.“, stellt Markus Faustmann in Aussicht. „In der näheren Zukunft wollen wir jedenfalls die TUForMath-Angebote für Oberstufenschüler_innen deutlich ausbauen, um sie an die TU Wien zu holen. Sie sind es, die dann hoffentlich ein paar Jahre später an der TU Wien zu studieren beginnen. Dafür bedarf es allerdings eines zusätzlichen Raums sowie Budgets für zusätzliche studentische Mitarbeiter_innen“, erklärt Dirk Praetorius abschließend.