Das aufstrebende Gebiet der computergestützten Materialtribologie gewinnt immer mehr an Aufmerksamkeit. Einerseits kann die Perspektive eines Werkstoffwissenschaftlers auf Gleitkontakte völlig neue Einblicke in die mikrostrukturelle Entwicklung während des Gleitens liefern. Andererseits erlaubt uns die ständig wachsende Rechenleistung, Systeme von technischer Relevanz mit atomarer Auflösung zu modellieren. Damit Computational Materials Tribology funktionieren kann, ist es in der Regel erforderlich, dass ein Physiker, ein Chemiker oder ein Werkstoffwissenschaftler (idealerweise aber eine Mischung aus allen dreien) ihren jeweiligen Elfenbeinturm der reinen Wissenschaft verlässt und sich in mehreren Schritten realen technischen Problemen nähert, die häufig im Bereich des Maschinenbaus angesiedelt sind. Am Anfang des Prozesses steht ein Design- oder Optimierungsproblem von wissenschaftlichem oder technischem Interesse. Durch die Abstraktion einer realen gleitenden Schnittstelle in die Welt der Modellierung im Mikro- oder sogar Nanomaßstab ist es möglich, eine umfassende parametrische Studie von Berechnungsexperimenten an einem virtuellen System durchzuführen. Durch sukzessive Destillation können die großen Datenmengen in der Regel auf einfache Karten der Verformungsmechanismen in Abhängigkeit von der Legierungszusammensetzung, den mechanischen Belastungsbedingungen, der Temperatur, der Gleitgeschwindigkeit usw. reduziert werden, die für Oberflächeningenieure bei der Konstruktion oder Optimierung sicherer und langlebiger mechanischer Systeme von unmittelbarem Nutzen sind.

Turbine mit vergrößertem Ausschnitt auf Nanometerebene von aneinander abgleitenden Materialien

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