Die ältere, kleinere von zwei Rohstoffsammlungen enthält 1010 Probengläser mit handgeschriebenen Etiketten und entstand um 1815 - Jahr der Gründung des Polytechnischen Institutes – unter Franz Xaver Riepl und Jakob Reuter. 

Die jüngere, wesentlich größere rohstoff- und samenkundliche Sammlung mit 5623 Gefäßen, hauptsächlich organischen Inhalts (Hölzer, Naturfasern, Naturfarbstoffe, Öle, Wachse, Zucker, Harze, etc.), stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie geht auf Julius Wiesner, der dafür 1867 auf der Pariser Weltausstellung viele Objekte erworben hat, und seinen Nachfolger Franz Höhnel zurück, der sie durch seine ausgedehnten Weltreisen zwischen 1875 und 1908 weiter ausbauen konnte.

Für wissenschaftliche Zwecke können einzelne Sammlungsobjekte nach vorheriger Terminvereinbarung besichtigt werden.

Zur Geschichte der warenkundlichen Sammlung

Die heutige warenkundliche Sammlung an der TU Wien reicht bis in die Anfangszeit des Wiener k.k. polytechnischen Instituts zurück. Sie speist sich aus verschiedenen Quellen.

Das Fach Warenkunde (im kaufmännischen Sinne) wurde an der kommerziellen Abteilung des Instituts seit 1816 gelehrt, zuerst von Prof. Michael Hurtl. Als Demonstrationsobjekt diente u.a. eine Sammlung von ca. 800 Warenproben, die der Industrielle Pittioni dem Institut geschenkt hatte. Von dieser Sammlung scheint nichts mehr überliefert zu sein.

Nachfolger Hurtls wurde Franz Xaver Riepl (ab 1820), der auch ein eigenes „Warenkabinett“ für sein Unterrichtsfach anlegte. Diese Sammlung von Handelsprodukten wurde auch unter Riepls Nachfolgern Jakob Reuter (1836-1844), Franz Hauke (1844 – 1854) und Adolf Machatschek (1854 – 1866) weiter gepflegt. Bis dahin bestand die Sammlung fast ausschließlich aus Farben, Mineralien und Drogen aller Art.

Im Zuge der Reorganisation des Instituts 1865/66 wurden die kommerzielle Abteilung aufgelassen und in der verbleibenden technischen Abteilung 5 Fachschulen eingerichtet, darunter eine für Technische Chemie. Die bisherige Warenkunde wurde in das Fach „technische Rohstofflehre“ umgewandelt und der Chemisch-technischen Schule zugeordnet. Als Honorardozent (1868 ao Prof.) wurde Julius Wiesner bestellt (bis 1870, bis 1880 noch als Honorardozent), der die Sammlung, ebenso wie sein Nachfolger Franz Höhnel (1880 – 1920), nach wissenschaftlichen Grundsätzen erweiterte.

1895 wurden die warenkundliche und die bisher an der Lehrkanzel für Botanik (A. Kornhuber) bestehende botanisch-zoologische Sammlung in einer Hand vereinigt (als Lehrkanzel für technische Mikroskopie, Warenkunde und Botanik), der zoologische Sammlungsteil jedoch nach und nach ausgeschieden und Dubletten der botanischen und warenkundlichen Sammlung ausgeschieden. 1905 wurde ein völlig neues Grundinventar der nunmehr verschmolzenen Sammlung angelegt. Sie ist der Grundstock der heute noch vorhandenen Sammlung.

Unter Höhnels Nachfolger Josef Weese (1888 – 1962) übersiedelte die Sammlung zusammen mit der Lehrkanzel an den Standort Getreidemarkt; dort wurde sie größtenteils in geeigneten Glaskästen auf- und ausgestellt.

Gegen Ende des 2. Weltkriegs (ca 1943/44) wurde die Rohstoffsammlung nach Schloss Eckartsau in NÖ ausgelagert, dort scheint es teilweise auch zu Schädigungen bzw. Verlusten durch unzureichende Lagerungsbedingungen gekommen zu sein.

Die Rückführung erfolgte ab 1945/46.

Nach dem Ausscheiden Weeses 1958 übernahm 1960 Engelbert Bancher (1912 – 1986) Lehrkanzel und Sammlungen; ihm folgte nach seiner Emeritierung 1982 ab 1984 bis zu seiner Emeritierung 2011 Herbert Stachelberger (1943 - ). Unter seiner Ägide wurde die Sammlung im „Genietrakt“ am Getreidemarkt neu aufgestellt und inventarisiert.

(Quellen: Festschrift 100 Jahre TH in Wien (1915); Festschrift 150 Jahre TH in Wien, Bd. 2, S. 226ff.)
Juliane Mikoletzky, Universitätsarchiv der TU Wien: Zur Geschichte der warenkundlichen Sammlung

Adresse

Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften
Forschungsbereich Bioressourcen und Pflanzenwissenschaften
1060 Wien, Getreidemarkt 9

Weiterführende Links

Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften

Forschungsgruppe Phytochemie und Biochemie der Naturstoffe

Objekte dieser Sammlung

  • Von der älteren Sammlung (1010 Rohstoffe) existiert neben einer Datenbank auch Bildmaterial. Einige Beispiele sind abrufbar.

  • Von der jüngeren Sammlung (5623 Rohstoffe) gibt es eine Datenbank, derzeit aber kein Bildmaterial.

Danksagung

Besonderer Dank für die Erstellung von elektronischen Datenbanken sowie der Bilddokumentation der Rohstoffe der warenkundlichen Wiesner-Sammlung und ihrer Lehrtafeln gebührt: Wolfgang Wesner, Barbara Hafner-Düringer,  Thomas Györik, Jürgen Greiner und Alexandra Kuhn.

Literatur zur Sammlung

Dr. Julius von Wiesner, Die Rohstoffe des Pflanzenreiches – Alkaloide bis Hefen, I. Band, 4. Auflage, 1927, Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann

Dr. Julius von Wiesner, Die Rohstoffe des Pflanzenreiches – Hölzer bis Zucker, II. Band, 4. Auflage, 1928, Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann

Buchcover Wiesner Rohstoffsamlung

Buchcover: Julius von Wiesner "Die Rohstoffe des Pflanzenreichs", Bd. I u. II