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Wie Maschinen morgen miteinander reden

Ein neues Christian Doppler Labor an der TU Wien beschäftigt sich mit der Frage, wie man Blockchains für das Internet der Dinge nutzen kann.

Laborleiter Stefan Schulte

Laborleiter Stefan Schulte

Das „Internet der Dinge“ ist ein Sammelbegriff für ein großes Geflecht an kleinen, nützlichen Technologien, die unser Leben in den nächsten Jahren zweifellos verändern werden: Technische Geräte, Sensoren und Steuerelemente werden nicht mehr untätig darauf warten, bis ein Mensch vorbeikommt und ihnen etwas befiehlt – sie werden in einem „Internet der Dinge“ zu intelligenten, autonom agierenden Netzen zusammengeschlossen. In Fabriken können unterschiedliche Maschinen direkt kommunizieren und dadurch effizienter werden, ganze smarte Städte könnten so entstehen.

Wie man dafür Blockchains nutzen kann, soll nun in einem neuen CD Labor an der TU Wien erforscht werden, unter der Leitung von Prof. Stefan Schulte vom Institut für Information Systems Engineering. Das Labor wird am 26. November 2020 offiziell eröffnet. Unterstützt wird es vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) und den Unternehmenspartnern Pantos (einem Tochterunternehmen des österreichischen Unternehmens Bitpanda) und IOTA (Deutschland).

„Die transparente und sichere Nutzung von Daten ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz von Digitalisierungslösungen – von Industrie 4.0. über Smart Cities bis zum Smart Home. Dieses Christian Doppler Labor forscht an neuen Möglichkeiten, diese Vertrauenswürdigkeit mit Blockchain-Technologien sicherzustellen, und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Innovationskraft unserer Unternehmen und der Digitalisierung unserer Gesellschaft“, betont Wirtschafts- und Forschungsministerin Dr. Margarete Schramböck.

Blockchains: Dezentral und sicher

Unsere täglichen Bankgeschäfte funktionieren, weil es die Bank gibt – eine zentrale Organisation, die alle Daten speichert. Blockchains sind etwas völlig anderes: Sie sind gewissermaßen Buchhaltung ohne zentrales Buch. Die Information liegt nirgendwo zentral vor, sie wird von allen geteilt – auf eine ausgeklügelte Weise, so dass alle den Daten vertrauen können. Dafür werde spezielle kryptographische Verfahren verwendet.

„Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass das zum kommenden Internet der Dinge optimal passt“, sagt Stefan Schulte. „Denn auch beim Internet der Dinge ist ein wichtiger Grundgedanke, dass es keine Schaltzentrale gibt, sondern viele kleine Komponenten gleichberechtigt miteinander interagieren.“ Doch es gibt dabei ein Problem, das die Kombination dieser beiden Welten erschwert: Blockchains brauchen viel Rechenpower, viel Energie und viel Speicherplatz. Und genau das möchte man im Internet der Dinge eigentlich vermeiden.

„Beim Internet der Dinge denken wir an kleine, simple Komponenten“, sagt Stefan Schulte. „Vielleicht an einen Temperatursensor, der irgendwo klebt, von einer Batterie mit Strom versorgt wird und drathlos Daten versendet. Oder an kleine Prozessoren, die in Alltagsgegenstände eingebaut sind, ohne dass wir viel von ihnen bemerken.“ Genau bei solchen Komponenten ist die Verwendung ressourcenintensiver Blockchains schwierig. Im neuen CD-Labor soll daher untersucht werden, wie man Blockchains ressourcensparender und einfacher designen kann.

Ein zweiter großer Forschungsschwerpunkt des neuen Labors ist die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Blockchains. „Die Blockchain-Technologie kann auf ganz unterschiedliche Arten umgesetzt werden. Verschiedene Protokolle sind aber nicht miteinander kompatibel“, erklärt Stefan Schulte. „Wir wollen untersuchen, wie man Verbindungen und Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Blockchains definieren kann.“ Da im Internet der Dinge eine Vielzahl von verschiedenen Standards existiert, ist die Chance, dass dort auch unterschiedliche Blockchain-Technologien eingesetzt werden, sehr groß. Dieses Problem soll im neuen CD-Labor gelöst werden.

Über Christian Doppler Labors

In Christian Doppler Labors, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Wissenschafter_innen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel.
Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).

Hier geht’s zum Live-Stream der CD-Labor-Eröffnung (YouTube), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
 

Kontakt

Prof. Stefan Schulte
Institut für Information Systems Engineering
Technische Universität Wien
+43 1 58801 18417
stefan.schulte@tuwien.ac.at

Aussender:
Dr. Florian Aigner
PR und Marketing
Technische Universität Wien
Resselgasse 3, 1040 Wien
+43 1 58801 41027
florian.aigner@tuwien.ac.at