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Wie 19 °C einer bereits benachteiligten Personengruppe schaden

Ein Beitrag von Viktoria Illyés.

Abbildung 1

© Tom Y. Chang, Agne Kajackaite

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Abbildung 1. Ergebnisse der mathematischen und verbalen Aufgaben als Funktion der Temperatur für Männer und Frauen, von [1]

Abbildung 2

© Tom Y. Chang, Agne Kajackaite

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Figure 2. Anzahl der eingereichten Antworten als Funktion der Temperatur für Männer und Frauen, von [1]

Frauen an der Universität haben den "Kampf um den Thermostat" nicht einfach verloren - der Kampf wurde in Zeiten explodierender Energiepreise und eines unzureichenden Universitätsbudgets nie eröffnet. Obwohl viele Studien die nachlassende Leistung von Frauen bei niedrigen Temperaturen belegen, wurde die Maßnahme ergriffen, die Büros öffentlicher Einrichtungen auf nur 19 °C zu heizen, ohne die mögliche Diskriminierung bestimmter Gruppen zu berücksichtigen. Dies ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Frauen in dem scheinbar meritokratischen System namens Universität.

Die jüngste Studie zum Thema Gender, Temperatur und Leistung stammt aus dem Jahr 2019 [1] und liefert die folgenden drei Hauptergebnisse:

  1. Frauen schneiden bei höheren Temperaturen besser bei mathematischen und verbalen Aufgaben ab, während bei Männern das Gegenteil der Fall ist.
  2. Der Leistungsanstieg bei Frauen ist signifikant höher als der Leistungsrückgang bei Männern.
    Die Ergebnisse sind in Abbildung 1 zu sehen. Im Durchschnitt steigen die Mathematikleistungen der Frauen bei einer 1 K Temperaturerhöhung um 1,76 %. Für den untersuchten Temperaturbereich von 16,19 bis 32,57 °C bedeutet dies eine Leistungssteigerung von 28,8 %. Männer würden bei einer Temperaturerhöhung um ein Grad 0,63 % weniger richtige Antworten geben, was sich auf 10,3 % beläuft.
  3. Der Anstieg der Leistung ist hauptsächlich auf die Anzahl der abgegebenen Antworten und nur geringfügig auf eine niedrigere Fehlerquote zurückzuführen (siehe Abbildung 2).

Diese Tatsache deutet darauf hin, dass die thermische Behanglichkeit eine wichtige Rolle für die Leistung spielt. Wenn sie sich unwohl fühlen, versuchen Frauen einfach weniger. Wie wir aus Studien aus den 90er Jahren wissen, empfinden Frauen die Kälte aus mehreren Gründen stärker als Männer. Mit einer Temperaturerniedrigung als Energiesparmaßnahme bringt das Management Frauen dazu, sich weniger anzustrengen.

Die zulässige Temperatur ist in der Arbeitsstättenverordnung (AStV) geregelt [2]. Für die kalte Jahreszeit und Büroarbeit (sitzend, mit geringer körperlicher Belastung) ist ein Temperaturbereich von 19-25 °C vorgeschrieben (§ 28 Abs 1). 19 °C ist eine absolute Mindesttemperatur, das heißt, zu jedem Zeitpunkt, auch am Morgen nach einem Wochenende, muss diese minimale Temperatur gewährleistet sein.

Die Problematik der niedrigen Temperaturen wurde auch vom Betriebsrat der Universität Wien anerkannt. Er führt aus [3]: "Aufgrund ihrer Physiologie werden Frauen die Hauptbetroffenen der „Heizsparmaßnahme“ sein. Bei zu geringer Temperatur am Arbeitsplatz wird über Frösteln, Gänsehaut (ist bereits eine Reaktion des Körpers auf ein Ungleichgewicht im Temperaturempfinden) und kalte Hände bzw. Füße geklagt. Mit Handschuhen auf der Tastatur des PC´s tippen ist ein Problem!"

Die Aufgaben der gezeigten Studie [1] wurden innerhalb einer Stunde durchgeführt. Aus wissenschaftlicher Sicht ist nicht bekannt, wie Frauen und Männer abschneiden, wenn sie längere Zeit bei bestimmten Umgebungstemperaturen verbringen.

Was passiert in acht oder mehr Stunden Kälteexposition?

Und wann werden EntscheidungsträgerInnen Arbeitsbedingungen umsetzen, die Frauen nicht benachteiligen?

[1] Chang TY, Kajackaite A (2019) Battle for the thermostat: Gender and the effect of temperature on cognitive performance. PLoS ONE 14(5): e0216362. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0216362, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster.

[2] https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10009098, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

[3] https://ags.univie.ac.at/aktuelles/temperatur/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster