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Weltraumarchitektur: Leben auf dem Mond?

Studierende der TU Wien entwickelten Raumkonzepte für ein Leben auf dem Mond, die Wohngebäude und Gewächshaus miteinander verbinden. Vorgestellt wurden die Entwürfe auf der Expo Dubai.

Collage aus 9 mal 6 Reihen wissenschaftlichen schwarz-weiß-Skizzen zu Forschung, die ein Leben von Menschen auf dem Mond möglich machen kann.

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Raumkonzepte, die Wohngebäude und Gewächshaus miteinander verbinden.

Menschengruppe vor Wand mit der Aufschrift "Austria Makes Sense"

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Sandra Häuplik-Meusburger (Mitte) und Studierende der Abu-Dhabi-Universität vor dem österreichischen Pavillon auf der Expo Dubai.

Ein Leben auf dem Mond ist extrem. Damit Wissenschaftler_innen, die künftig zu Forschungszwecken zum Mond fliegen, nicht nur überleben, sondern sich auf dem Erdtrabanten auch wohl fühlen, braucht es ausgeklügelte Konzepte. Diese kommen mit wenigen Rohstoffen aus und entsprechen dem Bedarf nach Gemeinschaft und Privatsphäre zugleich.

Dr. Sandra Häuplik-Meusburger ist Weltraumarchitektin und unterrichtet seit über 15 Jahren Studierende der TU Wien im Fach „Weltraumarchitektur“. Vergangenes Wintersemester setzten sich die TUW-Studierenden gemeinsam mit Studentinnen und Studenten der Abu-Dhabi-Universität mit Raumkonzepten auseinander, die Wohnraum und Gewächshaus miteinander verbinden. So entstanden insgesamt elf Entwürfe für eine Forschungsstation auf dem Mond; vier davon wurden Anfang Jänner auf der Expo Dubai vorgestellt.

Architektur – auf der Erde und auf dem Mond

Es liegt in den Händen der Architekt_innen, die Zukunft des Zusammenlebens mitzugestalten. Eine zentrale Frage, mit der sie sich auseinandersetzen müssen, ist daher, wie die Welt in Zukunft aussehen soll, damit sie lebenswert ist. „Wie würden Sie eine Stadt planen?“, fragt Sandra Häuplik-Meusburger ihre Studierenden daher zu Beginn eines Kurses. Denn unabhängig davon, ob für die Erde, den Mond oder den Mars geplant wird, gilt es sich mit Raum und dem Menschen auseinanderzusetzen. „Man muss lernen, sich zu trauen. Man muss eine Vision haben“, ist Häuplik-Meusburger überzeugt.

Entwirft man nun Raumkonzepte für den Mond, müssen sich die Planenden zentral damit auseinandersetzen, was sie mitnehmen möchten und was nicht. Ressourcen sind wertvoll und knapp zugleich. Leben, ob tierisch oder pflanzlich, gibt es nach unserem Kenntnisstand auf dem Mond nicht. Es muss also mitgebracht werden. Für die interkulturellen Teams war schnell klar: Kräuter, Gewürze und Heilpflanzen müssen ein fester Bestandteil des Gewächshauses sein.

Ein interkultureller Raum

Während sich Weltraumarchitektur nach den natürlichen extremen Gegebenheiten eines Ortes richten muss, lassen sich doch einige Aspekte frei gestalten. „Technisch gesehen sind gewisse Vorkehrungsmaßnahmen notwendig, um ein Leben auf dem Mond zu ermöglichen. Dort gibt es zum Beispiel keine schützende Atmosphäre: Wir sind Sonnenstürmen ausgesetzt und es fehlt die Luft zum Atmen“, so Sandra Häuplik-Meusburger. „Umso wichtiger sind geschlossene Systeme, um keine Ressourcen zu verschwenden – wie beispielsweise Sauerstoff oder Wasser.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt für Planer_innen ist, Räume zu schaffen, die ihre wechselnden Bewohner_innen in ihren Aktivitäten unterstützen und nicht einschränken. Hier spielt Flexibilität eine entscheidende Rolle, denn nur so lassen sich private Rückzugsräume auch individuell gestalten.

Sandra Häuplik-Meusburger geht davon aus, dass Forschende verschiedener Nationen in naher Zukunft auf dem Mond zusammenleben werden, ebenso wie auf der Internationalen Raumstation. Da Architektur meist von den eigenen kulturellen Normen ausgeht, ist es wichtig, bereits in der Entwurfsphase interkulturell zusammenzuarbeiten – so auch im Fall des gemeinschaftlichen Lunar Oasis Designstudios. „Die Projekte profitieren in vielerlei Hinsicht von der Zusammenarbeit mit Abu Dhabi: Trotz diverser Blickwinkel lassen sich Gemeinsamkeiten finden. Auch müssen sich die angehenden Architekt_innen in die Lebensgestaltung zukünftiger Bewohner_innen hineindenken, was eine zentrale Aufgabe der Berufsgruppe ist.“ Den Höhepunkt der Zusammenarbeit markierte schließlich die Projektpräsentation auf der Expo Dubai. Eine Präsentation ist auch beim UN-Weltraumausschuss in Wien geplant (1.-10. Juni 2022).

Kontakt

Dr. Sandra Häuplik-Meusburger
Forschungsbereich Hochbau, Konstruktion und Entwerfen
Technische Universität Wien
+43 1 58801 253 581
sandra.haeuplik-meusburger@tuwien.ac.at

Text: Sarah Link