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Vom Anfang und Aufbau - Kerstin Hummer erkundet optische Eigenschaften von Oberflächen

Die physikalischen Eigenschaften der Oberfläche eines Werkstoffs gewinnen an Bedeutung. Auch die Wechselwirkung zwischen Trägermaterial und Molekülen darauf rückt ins Zentrum wissenschaftlichen Interesses.

Foto: privat

Kerstin Hummer

Kerstin Hummer (Foto: privat)

Die Materialwissenschafterin Kerstin Hummer hat sich auf die computergestützte Untersuchung von "Infrarot-optischen Nanostrukturen" spezialisiert. Die notwendigen Simulationen sind die Dichtefunktionaltheorie, eine Methode, um den quantenmechanischen Grundzustand eines Vielelektronensystems zu bestimmen, und moderne Hochleistungsrechner.

Mittels Ab-initio- (lateinisch für "am Anfang") oder parameterfreien Simulationen, bei denen nur die aufbauenden Atome und die Kristallstruktur vorgegeben werden, leitet sie die physikalischen Eigenschaften der Gesamteinheit Molekül plus Trägermaterial und die Vorgänge bei der Wechselwirkung mit Licht ab.

Die Funktion von neuartigen Solarzellen, Leuchtdioden oder Lasern interpretiert Kerstin Hummer so eigentlich "als Antwort auf eine Störung an der Grenzfläche, denn das auftreffende Licht regt ja Elektronen im Festkörper an".

Laufbahn

Die 32-Jährige studierte Technische Chemie an der TU Wien und bekam dort ein  "gutesGefühl für Atomsorten" und in welcher Kristallstruktur sie sich zusammensetzen. Forschungsaufenthalte absolvierte die Niederösterreicherin in Uppsala (Schweden) und Pennsylvania (USA). Da während des Studiums gemeinsame Zeit auf der Strecke geblieben war, reiste sie nach der Dissertation mit ihrem Mann drei Monate auf den Spuren von James Cook um die Welt. Zuletzt arbeitete sie als PostDoc an dem von TU und Uni Wien gemeinsam betriebenen Zentrum für Computational Materials Science (CMS).

"Ich bin in meiner effizienten Forschungsaktivität derzeit etwas gebremst", meint die zweifache Mutter. Professorin für Materialphysik bleibt dennoch ihr Berufsziel nach der Karenz. Ihr im Oktober 2008 zugesagtes L'Oréal-Stipendium "For Women in Science" wird sie 2010 in Anspruch nehmen und damit einen Projektantrag zur computergestützten Untersuchung der optischen Eigenschaften funktionaler Moleküle auf Metalloberflächen schreiben. "Unterbewusst" das stärkste Motiv für ihre akademische Karriere war für die Materialwissenschafterin wohl, "etwas zu machen, das untypisch für Frauen ist".

Gender Mainstreaming bezeichnet die Forscherin als Hobby und meint dazu lapidar: "Wenn die wenigen wie ich aufgeben, ändert sich an der Unterrepräsentation der Frauen in diesem Forschungsgebiet nichts." Für ihre akademische Karriere entscheidend war die Begegnung mit "Vorbild und Mentorin" Claudia Androsch-Draxl von der Montanuniversität Leoben. Viele Fertigkeiten konnte sie sich abschauen, und eigenes gesammeltes Wissen gibt sie wiederum an Dissertantinnen weiter.

Trotz der Unsicherheiten und Brüche genießt sie an ihrem Beruf die unvergleichliche Selbstbestimmung und Selbstverantwortung.

(Quelle: Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 22.04.2009)

Siehe auch Eintrag im <link http: www.k-space.at wissen seiten exzellenz spitzenforscherin.aspx _blank link_extern>vienna knowledge space