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Ralf-Dahrendorf-Preis für sustainablySMART

TU Wien entwickelte gemeinsam mit Speech Processing Solutions ein modulares, kreislauffähiges Philips Diktiergerät. Das EU-Projekt sustainablySMART wurde nun mit dem Ralf-Dahrendorf-Preis ausgezeichnet.

Links im Bild ist das Philips Diktiergerät zu sehen. Rechts sieht man die einzelnen Komponenten, aus denen das Gerät besteht.

© Speech Processing Solutions GmbH/Sebastian Glaser/TUW

Damit sich elektrische Geräte möglichst lang verwenden lassen, müssen diese modular aufgebaut sein.

Viele mobile Endgeräte haben nur eine kurze Produktnutzungsdauer. Die wertvollen Rohstoffe, aus denen sie bestehen, werden jedoch nur selten recycelt und die Umwelt wird zunehmend belastet. Um Smartphones und andere mobile Endgeräte künftig zukunftsfähiger zu gestalten, erforschen die Wissenschaftler_innen an verschiedenen Standorten in Europa kreislauffähige Designkonzepte, die weit über ein Recycling von Materialien hinausgehen und den Aspekt der Wiederverwendung beziehungsweise Geräteaufbereitung zum Ziel haben.

Mobile Endgeräte neu denken

„Ein häufiges Problem mit unseren Smartphones ist, dass einzelne Bestandteile kaputt gehen. Besonders prädestiniert sind dafür Akkus oder Displays“, erklärt Dr. Rainer Pamminger, wissenschaftlicher Projektleiter an der Ecodesign Forschungsgruppe der TU Wien. Ein Ziel von sustainablySMART war es daher, mobile Geräte so zu gestalten, dass sie sich reparieren lassen oder einzelne Komponenten eines kaputten Geräts anderswo wiederverwendet werden können. „Wir streben eine Kreislaufwirtschaft an, wo der Wert des Produkts beziehungsweise der Ressourcen so lange wie möglich erhalten bleibt“, fasst Pamminger zusammen. Wie dies gelingen kann, zeigten die TUW-Wissenschaftler_innen anhand eines aufgearbeiteten Diktiergerätes, welches aus wiederverwendeten Komponenten gebaut wurde.

Unterschiedliche Design-Konzepte erforderlich

Die Forschenden setzten ein kreislauffähiges, modulares Konzept um, damit die Geräte einfach aufbereitet und so erneut angeboten werden können. „Der Vorteil des modularen Aufbaus ist, dass einzelne Elemente wie Bildschirm, Akku oder Gehäuse einfach ausgetauscht werden können. Dafür reicht bereits ein Kreuzschraubenzieher aus“, erklärt Rainer Pamminger. Weiters gilt es zwischen Komponenten zu unterscheiden, die typischerweise ausgetauscht und solchen, die wiederverwendet werden. „Gehäuse und Akkus werden vor jedem Nutzerwechsel ausgetauscht, wohingegen Leiterplatten wiederverwendet werden können. Das erfordert unterschiedliche Design-Konzepte wie Design for Reuse (Wiederverwendung)“, sagt Pamminger. Ein Highlight bietet daher die im Projekt entwickelte modulare Leiterplatte von AT&S in Leoben – ebenfalls Projektpartner im EU-Projekt. Diese Leiterplatte ist besonders robust und das modulare Leistungsmodul wird auch bei künftigen Geräteversionen gleich sein.

Leasingmodelle gewährleisten Wiederverwertung

Damit einzelne Bestandteile ausgetauscht oder wiederverwertet werden können, muss darüber hinaus sichergestellt werden, dass die Geräte am Ende der Nutzung wieder zurück zum Hersteller gelangen. „In unserem Fall stellen wir durch ein Leasingmodell sicher, dass die Geräte zu uns zurückkommen. Denn nur so können wir eine Wiederaufbereitung vornehmen“, hält Pamminger fest. Einsatz finden die kreislauffähigen Diktiergeräte beispielsweise in Krankenhäusern oder Rechtsanwaltskanzleien.

Neben der Ecodesign Forschungsgruppe der TU Wien arbeiteten 15 weitere Partner gemeinsam an dem Horizon 2020-Projekt. Die Projektpartner überzeugten die Jury des Ralf-Dahrendorf-Preises nicht nur mit den Projektinhalten, sondern insbesondere mit ihrer Zusammenarbeit auf europäischer Ebene sowie der Wissenschaftskommunikation im Projekt.

Der Ralf-Dahrendorf-Preis

Der Ralf-Dahrendorf-Preis für den Europäischen Entwicklungsraum wurde 2021 zum zweiten Mal vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung verliehen. Mit dem Preis zeichnet das Ministerium bis zu sechs Projekte aus, die sowohl eine exzellente Forschungszusammenarbeit leisten, als auch durch hervorragende Wissensvermittlung hervorstechen. Das Preisgeld fließt ebenfalls in Kommunikationsmaßnahmen, um die Projekte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So planen die Projektpartner, ihr Konzept für eine zukunftsfähige Digitalisierung auf der Internationalen Funkausstellung 2022 vorzustellen.

Kontakt

Dr. Rainer Pamminger
Forschungsgruppe Ecodesign
Technische Universität Wien
+43 1 58801 30753
rainer.pamminger@tuwien.ac.at