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Quanten, Stahl und Primzahlen

Drei Dissertationen der TU Wien wurden nun im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung mit „Awards of Excellence“ prämiert.

Drei Auszeichnungen für TU Wien-Absolventen

Drei Auszeichnungen für TU Wien-Absolventen

Drei Auszeichnungen für TU Wien-Absolventen

Nicht nur einen Doktortitel, sondern auch eine Auszeichnung von Bundesminister Karlheinz Töchterle bekamen drei TU-Absolventen nun für ihre Dissertation. Am 12. Dezember wurden die diesjährigen „Awards of Excellence“ für wissenschaftlich hervorragende und mit Bestnoten beurteilte Doktorarbeiten vergeben. Drei der Preise gingen an die TU Wien: Prämiert wurden heuer Absolventen der Fakultäten für Elektrotechnik, Physik und Mathematik.

Andreas Steinböck: Hitze, Stahl und Energie
Auf über tausend Grad erhitzt man in der Industrie schwere Stahlblöcke (die sogenannten Brammen), bevor sie gewalzt oder auf andere Weise umgeformt werden. Im Brennofen ist es wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Temperatur zu erzeugen. Davon hängt nicht nur die Qualität der Endprodukte ab, durch die richtige Wahl der Temperatur lässt sich auch eine Menge Energie sparen. Der Elektrotechniker Andreas Steinböck entwickelte ein Temperaturregelungssystem, das den Ofen automatisch optimal einstellt. Würde man immer die selbe Art von Brammen erhitzen, wäre diese Aufgabe relativ einfach – doch das Regelsystem muss für ganz unterschiedliche Stahlblöcke einsetzbar sein. Andreas Steinböck entwickelte daher basierend auf einem genauen mathematischen Ofen-Simulationsmodell eine vorausschauende nichtlineare Regelung. Die entwickelte Software berechnet vorab den künftigen Temperaturverlauf und stellt die Steuereingänge daraufhin optimal ein. Steinböcks Entwicklung wird bereits im Brammenwärmofen der Aktiengesellschaft der Dillinger Hüttenwerke eingesetzt und führte dort zu einer Energieeinsparung von 9.7% sowie zu einer jährlichen CO2 Reduktion von 9 500 Tonnen.

Erwin Kronberger: Teilchen , Raum und Zeit
Der Physiker Erwin Kronberger beschäftigte sich mit ganz fundamentalen Fragen der theoretischen Physik: Raum und Zeit verlieren auf winzigsten Größenskalen ihre gewohnte einfache Struktur – ähnlich wie ein Blatt Papier, das zwar aus der Entfernung zweidimensional und flach aussieht, sich bei mikroskopischer Betrachtung aber als ein kompliziertes Geflecht aus kleinen Fasern herausstellt.  Verschiedene physikalische Theorien wurden mittlerweile entwickelt, die über das sogenannte Standardmodell  der Teilchenphysik hinausgehen und neue Erklärungen über Teilchen bei hohen Energien liefern sollen – etwa die Stringtheorie. Erwin Kronberger beschäftigte sich mit der Nichtkommutativen Quantenfeldtheorie. Sie beinhaltet mathematische Verfahren, Raum und Zeit auf ganz ungewohnte Art zu behandeln: Länge mal Breite ist auf winzigen Skalen nicht mehr dasselbe wie Breite mal Länge.

Johannes Morgenbesser: Ziffern, Zahlen und Summen
Mit Zahlen beschreibt die Wissenschaft die Welt – doch auch die Zahlen selbst können zum Forschungsobjekt werden. Der Mathematiker Johannes Morgenbesser beschäftigt sich mit Zahlentheorie – insbesondere mit Verteilungseigenschaften von Ziffern in verschiedenen Zahlensystemen. Der russische Mathematiker Alexander Gelfond warf in einer richtungsweisenden Arbeit einige Fragen über die Verteilung der Ziffernsumme von Zahlen auf. In den letzten Jahren konnten die sogenannten „Gelfondschen Ziffernprobleme“ endlich zum Teil beantwortet werden. Johannes Morgenbessers Arbeit hat sowohl für die Physik als auch für die Informatik Bedeutung. Besonders die Erforschung von Primzahlen ist heute sehr wichtig – sie sind nach wie vor die zentralen Bausteine vieler Verschlüsselungsstrategien in der Computer- und Intenettechnologie.