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Prof. Heinz Langer (1935–2024): Ein Nachruf

Die TU Wien, die Fakultät für Mathematik und Geoinformation und das Institut für Analysis und Scientific Computing trauern um em.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.rer.nat. Heinz Langer.

Schwarz-weiß-Porträtbild von Heinz Langer. Im Hintergrund eine Kuppel. Links und rechts graue Balken.

In großer Trauer haben wir vom Ableben von Herrn em.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.rer.nat. Heinz Langer erfahren. Prof. Langer verstarb am 25. Jänner 2024 in Bern im 89. Lebensjahr. Er war von 1991 bis 2003 Professor für Anwendungsorientierte Analysis an der TU Wien.
Ein Nachruf von Michael Kaltenbäck:

Es war Sommersemester 1992, als ich den kurz zuvor an die TU Wien als Nachfolger von Edmund Hlavka berufenen Heinz Langer das erste Mal als Vortragenden in einer Vorlesung erlebte: Eine schlanke, große Gestalt mit wachen Augen referierte vier Stunden die Woche über 'Funktionentheorie', heute meist als 'komplexe Analysis' bezeichnet. Für mich sollten noch viele Vorlesungen bei ihm folgen.
Seinen Vortragsstil habe ich als gut vorbereitet, konzentriert und mitreißend in Erinnerung. Mit seiner weltmännischen Art strahlte Heinz eine ansteckende Begeisterung für seine Art von Mathematik aus, welche sich grob mit Funktionalanalysis mit Schwerpunkt Operatortheorie und indefinite Skalarprodukträume samt starken Bezügen zur komplexen Analysis umreißen lässt. Damals wurde nicht nur ich von seiner Mathematik infiziert, sondern auch viele andere seiner Studierenden wie Harald Woracek, Henrik Winkler, Annemarie Luger, Matthias Langer – um nur ein paar wenige in meiner engeren Umgebung aufzuzählen. Für uns war das, woran Heinz forschte und worüber er sprach das mathematische Nonplusultra.

Heinz hatte tatsächlich sehr viel von der Welt gesehen. Er wuchs in Dresden auf, wo er 1935 geboren wurde, studierte dort Mathematik, wurde Assistent und beendete sein Doktorat im Jahr 1960, in der noch jungen DDR. Seine Resultate beeindruckten auch einen der ganz Großen seiner Zeit: Mark Krein, der Heinz Anfang der 1960er-Jahre nach Odessa einlud, um dort gemeinsam zu forschen und das mathematische Wissen zu vertiefen. Nach den Erzählungen von Heinz und vieler seiner Besucher, die dann in den 1990er-Jahren zu ihm nach Wien kamen, muss damals am Schwarzen Meer eine ungemein brodelnde mathematische Stimmung unter all den meist aus der Sowjetunion stammenden Schülern von Krein geherrscht haben, die gezeichnet war von einer Mischung aus Freundschaft, Ehrgeiz und Konkurrenz.

Zurück in Dresden zeigte er in seiner Habilitation (1965) eines seiner prägnantesten Resultate, nämlich den Spektralsatz für definisierbare selbstadjungierte Operatoren auf Krein-Räumen. Obwohl kein Parteimitglied, hatte Heinz das Glück, nicht nur in die Sowjetunion reisen zu können, sondern auch in den Westen, was meist nur SED Mitgliedern vorbehalten war. So verbrachte er Mitte der 1960er-Jahre kurz nach seiner Berufung zum Professor in Dresden einige Zeit in Kanada. In den 1970er- und 1980er-Jahren besuchte er im Rahmen von mehreren Forschungsaufenthalten Schweden, Holland und Westdeutschland. Kurz vor der deutschen Wende 1989 nützte er einen Aufenthalt im Westen, um sich gemeinsam mit seiner Frau in die BRD abzusetzen und wurde nach zwei Jahren in Regensburg im Jahr 1991 Professor in Wien. Auch nach seiner Emeritierung Mitte der Nullerjahre blieb Heinz ein ausgesprochen aktiver Mathematiker, reiste viel herum und beeinflusste sein Umfeld.

Seine letzten Jahre verbrachte Heinz hauptsächlich in Bern bei seiner Lebensgefährtin Christiane, wo er am 25.01.2024 im neunundachtzigsten Lebensjahr verstorben ist. Er wird allen, die ihn kannten, sehr fehlen.

 

Michael Kaltenbäck
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