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Prof. Franz Wojda (1939–2021): Ein Nachruf

Die TU Wien, die Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften und das Institut für Managementwissenschaften trauern um Em.o.Univ.Prof. DI Dr.techn. Franz Wojda (1939–2021).

Prof. Franz Wojda

Unser langjähriger Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre und Vorstand des damaligen Arbeitswissenschaftlichen Instituts (heute Institut für Managementwissenschaften) Em.O.Univ.Prof. DI Dr.techn. Franz Wojda ist am 2. April 2021 nach langer schwerer Krankheit verstorben. Wir trauern um einen allseits geschätzten und verehrten Lehrstuhlinhaber, einen exzellenten Wissenschaftler, Mentor, Doktorvater, Förderer und Freund.

Franz Wojda wird mit seiner unermüdlichen Arbeit an der Schnittstelle zwischen Forschung, industrieller Praxis und gesellschaftlicher Relevanz ein Vorbild bleiben. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit – die Entwicklung von Arbeitswelt sowie deren Umsetzung in Räume und Organisation – sind heute zeitgemäßer denn je; das zeigt uns die Veränderung der Arbeitswelt im Zuge der aktuellen Covid19-Pandem

Technik für Menschen 

Franz Wojda hat sein Maschinenbaustudium (Studienzweig Betriebswissenschaften) an der – damals noch – Technischen Hochschule (TH) Wien 1965 abgeschlossen. 1973 wurde er Universitätsassistent am Arbeitswissenschaftlichen Institut der TH, promovierte und habilitierte sich und schon zwei Jahre später (1975) war er Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre und Vorstand des Arbeitswissenschaftlichen Instituts.

Er war maßgeblich an der Einführung der Studienrichtungen Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau sowie Wirtschaftsinformatik beteiligt. In seiner Forschungsarbeit beschäftigte er sich mit „Arbeitsorganisation – menschengerechte Arbeitswelt“. Dies führte zu wesentlichen Weichenstellungen für eine zukunftsorientierte Entwicklung auf diesem Gebiet. Er hat die Bedeutung von Kooperationen in und mit Unternehmen (Industrie und Dienstleistungssektor) früh erkannt und über seine Tätigkeit im Managementconsulting in Großprojekten auch und vor allem in die Lehre eingebracht. Die Symbiose Wissenschaft und Praxis hat Prof. Wojda immer ausgezeichnet.

Franz Wojda wirkte in den verschiedensten Universitätsgremien mit: 1980 wurde er zum Vorsitzenden der Planungskommission der Fakultät für Maschinenbau gewählt. 1996 war er der erste Vorsitzende des neu installierten Senats der TUW und Sprecher der obersten Kollegialorgane der Universitäten Österreichs. Als Senatsvorsitzender setzte er im Vorfeld der Installation eines neuen Organisationsgesetzes wesentliche planerische Akzente und initiierte das neue Leitbild der TU Wien: „Technik für Menschen: Wissenschaftliche Exzellenz entwickeln – Umfassende Kompetenz vermitteln.“

Die Umsetzung der Universitätsgesetzes (UG) 2002 hat er als Vorsitzender des Universitätsrates der Universität für angewandte Kunst mitverfolgt und -gestaltet. Von 2003 bis 2012 war Franz Wojda der geschäftsführende Präsident des TU Wien alumni club. In dieser Funktion hat er wesentlich die Neugestaltung der Alumni-Organisation geprägt.

Zu seinem 70. Geburtstag 2009 wurde Prof. Wojda für seine Verdienste zum Ehrensenator der Technischen Universität Wien ernannt.

Neben seiner Tätigkeit an der TU Wien wirkte Prof. Wojda von 1974 bis Ende 1999 als Geschäftsführer und Gesellschafter der Agiplan Planungsgesellschaft Wien und seit 1981 als Eigentümer der Wojda Gesellschaft mbH, Wien. Die Gesellschaften beschäftigen sich mit Planung und Beratung von Projekten für Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen sowie Bereiche der öffentlichen Hand (Managementberatung, Projektmanagement, Organisation und Informationssystemplanung, Betriebsstättenplanung und Logistik). Von 1989 bis 1994 baute er die KPMG Management Consulting GmbH in Österreich auf und war Vorsitzender der Geschäftsführung.

Für die Zukunft der Technik

Als Vorstandsmitglied der TU Wien Foundation, gegründet 2018, trug Prof. Wojda wesentlich dazu bei, Investor_innen für innovative Vorhaben anzusprechen und so nachhaltig Unterstützung für die Entwicklung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsprogrammen sowie Forschungs- und Studienprojekte zu sichern. Die Stiftung TU Wien Foundation fördert Forschung und Lehre sowie Weiterbildungen und innovative Projekte an der TU Wien.

Ein Leben für die Kunst

Neben der Wissenschaft galt sein besonderes Interesse der zeitgenössischen Kunst. Gemeinsam mit seiner 2011 verstorbenen Frau Sigrid baute er ab 1971 eine bedeutende Sammlung österreichischer und internationaler Gegenwartskunst auf, der das Museum Moderner Kunst Kärnten (Klagenfurt) im Frühjahr 2012 eine Ausstellung widmete. Aus der Beschäftigung mit Kunst ergaben sich für Prof. Wojda auch Funktionen im Kunstbetrieb. So war er 2003 bis 2008 Vorsitzender des Universitätsrates der Universität für angewandte Kunst in Wien und 2002 bis 2011 stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK). Er war Mitglied des Boards des MUMOK und der Freunde der Secession.

Franz Wojda hat sich niemals in einen Elfenbeinturm zurückgezogen, sondern es immer verstanden, sein wissenschaftliches Engagement auch anwendungsorientiert einzusetzen, was vor allem bedeutet, dass er wirtschaftlich orientiert dachte und handelte. Seine Handschrift war und ist immer noch unverkennbar.

Wir werden Franz Wojda stets als visionären Kopf, umsetzungsstarken Macher und (in späteren Jahren) feinsinnigen Kunstsammler in bester Erinnerung behalten und sein Andenken ehren.