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Nachruf: Gerhard Adam

Die TU Wien und das Institut für Theoretische Physik trauern um ihr langjähriges Mitglied, Wiss. Oberrat i.R. DI Dr. Gerhard ADAM, der am 30. Dezember 2012 verstorben ist.

Gerhard Adam (1932 - 2012)

Gerhard Adam (1932 - 2012)

Gerhard Adam (1932 - 2012)

Gerhard Adam verstarb wenige Tage nach Vollendung seines 80. Lebensjahres nach langer, schwerer Krankheit, die er, von seinem Umfeld weitgehend unbemerkt, mit Gelassenheit und Heiterkeit tapfer bekämpfte und ertrug.

Gerhard studierte von 1953 bis 1959 an der TU Wien, der damaligen Technischen Hochschule, Physik und schloss sein Diplom mit einer Arbeit am Institut für Theoretische Physik bei Walter Glaser ab. Anschließend promovierte er bei dem damals neuberufenen Vorstand unseres Instituts, Otto Hittmair, 1965 über das kernphysikalische Thema der Polarisation bei Deuteron-Stripping Reaktionen.
Nach mehrjähriger Tätigkeit als Universitätsassistent und Oberassistent nahm  Gerhard 1973 die Stelle eines wissenschaftlichen Rats am Institut für Theoretische Physik an, die er bis zu seiner Pensionierung 1997 innehatte. Zu seinen Aufgaben zählten die Organisation der Lehre sowie die gesamte Administration des damals schnell wachsenden Instituts. Diese vielfältigen Verpflichtungen hielten ihn aber nicht davon ab, sich selbst aktiv in Lehre und Forschung zu engagieren. Generationen von PhysikerInnen an der TU Wien lernten Thermodynamik und Statistische Physik bei ihm. Sein vielbeachtetes Lehrbuch "Wärmelehre", das er gemeinsam mit Otto Hittmair schrieb, erlebte vier Auflagen (erste Auflage 1970, zweite Auflage 1978, dritte Auflage 1988, vierte Auflage 1992).  
Sein Interesse an Statistischer Physik von Nicht-Gleichgewichtsphänomenen mündete u.a. in wissenschaftlichen Arbeiten zur Transporttheorie, so zum Beispiel zur thermischen Leitfähigkeit von seltenen Erdmetall-Verbindungen, die er gemeinsam mit Kollegen des Instituts für Festkörperphysik durchführte.

In den 1980er Jahren, stimuliert von einem Forschungsaufenthalt am International Center for Theoretical Physics in Trieste, wandte er sich dem damals zunehmend aktuellen Gebiet der Quantenoptik zu, geleitet von seinem Interesse an statistischen Fluktuationen des quantisierten Strahlungsfeldes. Aus dieser Zeit stammen seine gemeinsamen Arbeiten mit Girish Agarwal, einem Pionier auf diesem Gebiet. Der Titel seiner vielzitierten Arbeit aus dem Jahre 1997, "Cavity QED with cold trapped ions", beschrieb vorausschauend das Potential jenes neuen Forschungsgebietes, das 15 Jahre später mit dem Nobelpreis an Serge Haroche gewürdigt wurde.

Auch nach seiner Pensionierung 1997 setzte Gerhard seine wissenschaftliche Arbeit mit unverminderter Begeisterung fort. So blieb er von 1958 bis zu seinem Tod für mehr als ein halbes Jahrhundert ein aktives, hochgeschätztes Mitglied unseres Instituts. Als dienstältester Kollege stand er uns stets mit seinem weit zurückreichenden "institutionellem Gedächtnis" mit Rat und Tat zur Seite.

Gerhard Adams rückhaltloses Engagement für die Belange unseres Instituts, seine beachtlichen Leistungen in Lehre und Forschung, seine bescheidene, ausgleichende und heitere Persönlichkeit werden uns stets unvergessen bleiben.

Für die Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Theoretische Physik
Joachim Burgdörfer | Institutsvorstand & Gerhard Kahl | Fakultätsratsvorsitzender