News

Anton Preisinger: ein Nachruf

Die Technische Universität Wien und das Institut für Chemische Technologien und Analytik trauern um Em.O.Univ.Prof. Dr.phil. Anton Preisinger.

Porträtfoto von Anton Preisinger

Anton Preisinger (1925 - 2020)

Mit tiefer Betroffenheit mussten wir erfahren, dass Anton Preisinger am 29.6.2020 im 96. Lebensjahr verstorben ist.

Anton Preisinger wurde im Jahre 1925 in Wien geboren, wuchs dort in turbulenten Zeiten auf und wurde nach Ablegung seiner Reifeprüfung als Soldat eingezogen. Aus Krieg und Gefangenschaft in seine Heimatstadt zurückgekehrt, nahm er unter widrigen Umständen im Jahre 1946 an der Universität Wien ein naturwissenschaftliches Studium in den Fächern Mineralogie, Chemie und Physik  auf und schloss 1953 mit einer Dissertation über Salzhydrate mit hohem Wassergehalt bei Felix Machatschki ab.

Im Jahr 1956 habilitierte er sich an der Universität Wien für Mineralogie und Kristallchemie. 1973 wurde er zum außerordentlichen Professor am Institut für Mineralogie und Kristallographie der Universität Wien ernannt. Von 1964 bis 1970 war er Sekretär der International Mineralogical Association (IMA) und ab 1976 korrespondierendes Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Zu Jahreswende 1977/1978 wurde er als Ordentlicher Professor und Vorstand an das Institut für Mineralogie, Kristallographie und Strukturchemie der Technischen Universität berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1995 wirkte.

Anton Preisinger entwickelte schon früh breit gestreute Interessen im Schnittbereich anorganische Chemie, Physik, Kristallographie und Erdwissenschaften, an die er neben Röntgen- und Neutronenbeugung mit verschiedensten spektroskopischen Methoden zusammen mit eigenen Mitarbeitern sowie mit Fachleuten des In- und Auslandes heranging. Einige Stichworte dazu sind: Spinelle, Oxid-Granate, Strukturen und Wasserstoffbrücken von Salzhydraten, Kristallzüchtung, Sepiolite, Prehnit, Harnsteine. Später entwickelte er großes Interesse an erdgeschichtlichen Katastrophen, namentlich der Kreide-Paläogen-Grenze und dem Massenaussterben an dieser Zeitenwende vor etwa 66 Millionen Jahren.

Anton Preisinger war schon früh weit vernetzt. Neben seiner wissenschaftlichen Multipolarität trugen dazu breite gesellschaftliche, kulturelle, intellektuelle und kulinarische Interessen gepaart mit großer Gastfreundschaft bei. Das fand seinen Niederschlag in der Organisation großer und sehr erfolgreicher internationaler Tagungen wie der Europäischen Kristallographentagung ECM 11 in Wien 1988 oder der Europäischen Pulverdiffraktionstagung EPDIC 3 im Jahr 1993. Auch um eine Initiative zu europäischer Zusammenarbeit auf dem Gebiet technischer Kristallzüchtung, Projekt Euro-Cryst, hat er sich zusammen mit Rektor Peter Skalicky, TU Wien, und Prof. August Witt, MIT, verdient gemacht.

Das Institut für Chemische Technologien und Analytik, die Fakultät für Technische Chemie und die TU Wien werden Anton Preisinger ein ehrendes Andenken bewahren.