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Kosovo: Wie ein neuer Entwicklungsplan die Zukunft gestaltet

In der kosovarischen Municipality Suva Reka verfolgte und begleitete eine Gruppe von RaumplanerInnen der Technischen Universität (TU) Wien den Übergang vom Katastrophenmanagement zu einer geregelten Entwicklungsplanung. Gemeinsam mit der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) und dem österreichischen Bundesheer entstand unter dem Slogan „Hilfe zur Selbsthilfe“ in einem einmaligen Pilotprojekt der erste GIS-basierte Entwicklungsplanung für die ehemalige Krisenregion.

Vorstellung der Pläne im General Assembly

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Vorstellung der Pläne im General Assembly

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Beratungen mit dem Project Advisory Board

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Beratungen mit dem Project Advisory Board

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Stadtentwicklungskonzept Suva Reka

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Stadtentwicklungskonzept Suva Reka

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Municipality Suva Reka - Raumentwicklungskonzept

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Municipality Suva Reka - Raumentwicklungskonzept

Municipality Suva Reka - Raumentwicklungskonzept

Wien (TU). – Bevor das Forschungsteam der TU Wien im Jahr 2001 in Begleitung des österreichischen Bundesheeres nach Suva Reka reiste, gab es keinen aktuellen Kataster von der Stadt oder den Gemeinden. Einzig und allein der damalige Bürgermeister war über die Besitzverhältnisse informiert und wusste über die Neubauten mit und ohne Genehmigung Bescheid. Nur ein geringer Teil der bestehenden Objekte entsprach den Plänen. „Im Jahr 2002 begann unsere Forschungsarbeit in Suva Reka zunächst mit einer Durchführbarkeitsstudie. Da es keine Kartengrundlagen gab, nur einen alten Kataster aus den 50iger Jahren, haben wir versucht möglichst viele Informationen zu bekommen“, erzählt Thomas Dillinger vom Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung der TU Wien. Am Ende der Durchführbarkeitsstudie wurde vereinbart einen „Municipality Development Plan" (Entwicklungsplan für die Großgemeinde) und einen „Urban Development Plan" (Entwicklungsplan für die Stadt Suva Reka) zu entwickeln. Ein Studentenprogramm in Kooperation mit der Universität Prishtina startete 2003 und schuf die ersten Informationen für die Gestaltung der Entwicklungspläne. Projektmitarbeiterin Nina Svanda erzählt: „Wir sind im November 2003 mit 15 Studierenden der TU Wien vor Ort gewesen und haben geschaut, wo die Häuser stehen und die Straßen verlaufen. Eine Grundkarte und ein Orthophoto, das wir auftreiben konnten, wurden übereinander gelegt und schließlich GIS-basiert digitalisiert.“

Im Jahr 2006 griff die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit das Projekt auf und förderte es mit rund 600.000 Euro. Ein österreichisch-kosovarisches Projektteam (mecca environmental consulting, Reinberg und Partner, Urban+) unter der Leitung der TU Wien wurde gebildet. Neben der Schaffung von Planungsgrundlagen und Bestandsaufnahmen sowie der Erstellung der beiden Entwicklungspläne sieht das zweijährige Projekt auch die Einschulung der MitarbeiterInnen der Kommunalverwaltung u. a. in Form eines GIS-Trainings vor. „Damit die Leute mit den neu erstellen Daten auch in Zukunft arbeiten können, hat es dieses EDV-Training gegeben. Wir wollten zeigen, wie man die Daten, die es bereits gibt noch weiter nutzen und auffüllen kann“, so Dillinger.
Für Andreas Fritz, dem Leiter des OEZA-Büros in Pristina, war die intensive Einbindung der Bevölkerung in den Planerstellungsprozess von großer Bedeutung. Dadurch wurde die Akzeptanz für die Implementierung der Pläne gesichert. Im März 2008 war der vereinfachte Flächenwidmungsplan, der erstmals eine gesetzlich fundierte Basis für zukünftige Aktivitäten und Entwicklungen im Raum bietet, schließlich fertig. „Die Pläne sind einstimmig von der General Assembly, einer Art Gemeiderat zusammengesetzt aus VertreterInnen der Municipality, beschlossen worden. Das war für uns ein großer Erfolg“, so Dillinger. Mit dieser Grundlage können mögliche Entwicklungen innerhalb des Bezirks besser in die Tat umgesetzt werden. Ein Vier-Säulen-Modell sieht das Potential der Gemeinde Suva Reka in der Landwirtschaft (Weinbau), aber auch im naturnahen Tourismus und in der Produktveredelung, selbst erneuerbare Energie ist ein großes Thema.

Das einzigartige Pilotprojekt über Stadtentwicklung in der Nachkriegszeit schafft somit die nötige Voraussetzung für eine geordnete Stadtentwicklung, die der Zersiedelung entgegenwirkt. Dillinger: „Gibt es jetzt bei der Municipality eine Anfrage und jemand möchte beispielsweise einen Betrieb errichten, dann kann die Fläche angeboten werden, die dafür ausgewiesen wird. Zersiedlung ist im Kosovo ein großes Thema. Gebaut wird dort wo Infrastruktur ist, wo Straßen sind. Dies verursacht in Zukunft sicherlich enorme Kosten für die Gemeinde, weil Strom, Wasser und Kanal dorthin verlegt werden müssen. Ein Umdenken kann erst nach und nach stattfinden.“

Die Municipality Suva Reka, eine Großgemeinde die etwa 80.000 Einwohner zählt, wurde seit jeher hauptsächlich von Kosovo-Albanern besiedelt. Verlassene Häuser und Häuserskelette zeugen aber noch immer von den Kriegshandlungen. Der Ort liegt 60 Kilometer südöstlich von Prishtina. In Suva Reka befindet sich auch das Camp des österreichischen Bundesheeres „Casablanca.

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Rückfragehinweis:
Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr. Thomas Dillinger
Univ.Ass. Dipl.-Ing. Nina Svanda
Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung
Fachbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung
Technische Universität Wien
Operngasse 11, 5. Stock // 280, 1040 Wien
T +43/1/58801 – 26033, -26029
F +43/1/58801 - 26098
E <link>thomas.dillinger@tuwien.ac.at
E <link>nina.svanda@tuwien.ac.at

Aussender:
Mag. Daniela Hallegger
TU Wien - PR und Kommunikation
Operngasse 11/E011, A-1040 Wien
T +43-1-58801-41027
F +43-1-58801-41093
E <link>daniela.hallegger@tuwien.ac.at
<link http: www.tuwien.ac.at pr>

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