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Kleiner Feuchtemesser mit großer Wirkung

Die an der TU Wien entwickelte hygrometrische Feuchtemessmethode für Baustoffe ist materialschonend und zuverlässig.

Porträt von Andreas Kolbitsch. Grauer Hintergrund.

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Prof. Andreas Kolbitsch ist der Erfinder des hygrometrischen Feuchtemessers.

Der Prototyp, ein kleines, weißes, zylinderförmiges Gerät, liegt auf schwarzem Untergrund.

© Leopold Berger

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Hygrometrischer Feuchtemesser.

Zement wird von zwei Handwerker_innen glatt gestrichen.

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Der Feuchtegehalt einer Baustoffschicht entscheidet darüber, ob nach Verlegung des Belags Feuchteschäden entstehen.

Bei der Verlegung von Böden werden Feuchtemesser eingesetzt, um den Feuchtegehalt in Bodenschichten wie Estrichen zu erfassen. Die neu entwickelte Methode ermöglicht es den Anwender_innen, anhand der Feuchtigkeit im Baustoff auf dessen Belegreife zu schließen. Gemessen wird die Luftfeuchte in einer Kammer des eingebauten Geräts durch ein sogenanntes Hygrometer. Das an der TU Wien entwickelte und patentierte Messsystem bietet diverse Vorteile gegenüber der verbreiteten Calciumcarbid-Methode (CM) und hat das Potenzial, die Baubranche zu revolutionieren.

Warum braucht es hygrometrische Feuchtemesser?

Werden Gebäude neu errichtet oder Altbauten saniert, sollten die entsprechenden Handwerker_innen den Feuchtegehalt in den Baustoffschichten messen, um Folgeschäden zu verhindern. Denn die übermäßige Restfeuchte in einer Baustoffschicht, beispielsweise in Estrichen, kann zum Problem werden, wenn darauf dampfbremsende oder -dichte Beläge wie Holz oder Fliesen angebracht werden. Diese verhindern, dass Feuchtigkeit aus der Unterkonstruktion nach oben diffundiert und führen dazu, dass die Restfeuchte im Boden verbleibt. Dies wiederum kann zu erheblichen Schäden führen, wie zum Beispiel Aufquellen, Rissbildung, Belagsablösung oder Festigkeitsverlust des Belags. Während die Restfeuchte in Bauteilen bislang primär mit der CM gemessen wird, liefern Forschende der TU Wien nun eine attraktive Alternative: “Der beobachtete Bedarf nach einer einfachen und kostengünstigen Methode, um die Belegreife von Estrichen oder ähnlichen Untergründen zu bewerten, hat unsere Entwicklung motiviert,” berichtet Prof. Andreas Kolbitsch. Gemeinsam mit Dr. Leopold Berger und DI Karl Eichinger aus dem Forschungsbereich Hochbaukonstruktionen und Bauwerkserhaltung der TU Wien entwickelte Kolbitsch daraufhin das hygrometrische Messgerät, mit dem sich Feuchteprofile von Bauwerken erstellen lassen.

Lowtech-Gerät – die Innovation steckt im Detail

Das Herzstück des an der TU Wien entwickelten Messgeräts ist eine mechanische Anzeige, die durch das schrumpfende, hygroskopische Medium aktiviert wird. “Ein hygroskopisches Medium ist ein Materialstück, das sich abhängig von der Umgebungsfeuchtigkeit signifikant ausdehnt oder schrumpft”, erklärt Kolbitsch, “so zum Beispiel bestimmte Holzarten”. Um die Anzeigewerte jederzeit ablesen zu können, wird das Gerät so in den Baustoff eingegossen, dass der oberste Teil sichtbar bleibt. “Der Feuchtemesser zeigt an, ob das umgebende Material einen bestimmten Feuchtigkeitsgehalt unterschritten hat. Ist dies der Fall, erreicht das hygroskopische Medium eine bestimmte Größe und löst den einfachen Anzeigemechanismus aus",beschreibt Kolbitsch die Funktionsweise seiner Erfindung. Wird die Anzeige aktiviert, ist die entsprechende Belegreife erreicht.

Die Vorteile der hygrometrischen Feuchtemessung

Die Funktionsweisen von CM und hygrometrischer Messung unterscheiden sich grundlegend: “Während die CM den Wassergehalt innerhalb eines Baustoffs misst, erfassen hygrometrische Messer die Bauteilfeuchtigkeit indirekt über die relative Luftfeuchtigkeit in der Messkammer“, so Kolbitsch. Diese Kammer ist Teil des Geräts. „Damit kann der Wassergehalt im Bauteil relativ präzise bestimmt werden”, führt Kolbitsch fort. Ebenso ist eine punktuelle Messung ausreichend, um die Restfeuchte in tieferen Schichten zu beurteilen. Arbeiten Handwerker_innen unter Zeitdruck oder verwenden Estrichmischungen mit Trocknungsbeschleuniger, kann der Feuchteindikator zuverlässig die Belegreife des Baustoffs anzeigen; es geht weder wertvolle Arbeitszeit verloren, noch entstehen Feuchteschäden. Weitere Vorteile gegenüber der Calciumcarbid-Methode sind die materialschonende Messung sowie die Möglichkeit der Kontrolle und Wiederholung, da der Indikator fest verbaut ist.

Das Produkt ist in Österreich, Deutschland, Frankreich und China patentiert. Prof. Kolbitsch und Kolleg_innen sind bereits mit einem möglichen Anwender im Gespräch, um das Gerät auf den Markt zu bringen.

Kontakt

Prof. Dr. Andreas Kolbitsch
Forschungsbereich Hochbaukonstruktionen und Bauwerkserhaltung
Technische Universität Wien
+43 1 58801 215 10
andreas.kolbitsch@tuwien.ac.at

Text: Sarah Link