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Günter Blöschl - Professor für Ingenieurhydrologie und Wassermengenwirtschaft

Die Wasserbewegung in Einzugsgebieten und andere Erscheinungsformen des Wassers begleiten und faszinieren den neuberufenen TU-Professor mit Auslandserfahrung in Australien in seiner Forschungstätigkeit. Letztere liefert wertvolle Ergebnisse für den Hochwasserschutz und die Vorhersage. In seiner Freizeit entspannt er sich beim Klarinette spielen oder es packt ihn das Tanzfieber.

Günter Blöschl

Günter Blöschl

Günter Blöschl

Faszination Wasser

„Das Element Wasser hat auf mich schon immer eine besondere Faszination ausgeübt. Die Bewegung des Wassers, die Wirbel an der Oberfläche, die Wellen. Sämtliche Erscheinungsformen des Wassers haben mich ein ganzes Leben lang begleitet. So war sehr bald klar für mich, dass ich Wasserbau studieren möchte“, erzählt Professor Blöschl über seine Motivation. Von 1979 bis 1985 absolvierte er an der TU Wien die Studienrichtung Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Wasserbau. Anschließend beschäftigte er sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit dem Thema „Schneehydrologie“. Bei der Dissertation verfolgte Günter Blöschl diese Themenstellung weiter und widmete sich als einer der Ersten der räumlich detaillierten Untersuchung von schneehydrologischen Prozessen, wie die Wasserbewegung von Schneedecken oder der Schneeschmelzabfluss. Er arbeitete in diesem Zusammenhang mit Geländemodellen, rechnete die Sonneneinstrahlung und das Volumen von Schnee, das auf ein Gebiet kommt, aus. Professor Blöschl untersuchte auch Faktoren, die zu Hochwasser führen. Messungen auf verschiedenen Almen in Tirol lieferten ihm Datenmaterial zur Entstehung von Hochwässern. Im Jahr 1992 ging Günter Blöschl für zwei Jahre mit einem Schrödinger Stipendium an die Australian National University in Canberra. Dort widmete er sich dem Thema „Skalenfragen“. „Eine Skala kann eine räumliche oder eine zeitliche Bezugsgröße sein. Das Problem ist die Übertragung von Messungen und Gleichungen von kleinen Skalen auf große Gebiete von ein paar Quadratkilometern. Ich habe dieses methodische Skalenproblem auf die Hydrologie und die Phänomene, wie Niederschlag, Abfluss oder Bodenfeuchte angewandt. Das Skalenproblem gibt es aber nicht nur in natürlichen sondern auch in künstlichen Systemen“, so Blöschl. Nach seiner Rückkehr nach Österreich habilitierte sich Professor Blöschl 1997 an der TU Wien und erhielt die Lehrbefugnis für Hydrologie. Es folgten 10 Jahre Forschungstätigkeit als Dozent am Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie. Am 1. Dezember 2007 wurde Günter Blöschl zum Universitätsprofessor für Ingenieurhydrologie und Wassermengenwirtschaft an der TU Wien berufen.

Hochwasserschutz und Vorhersage als Forschungsschwerpunkt
 
Großen Wert legt Günter Blöschl darauf, seine Forschung international zu verbreiten. „Ich habe bereits meine Dissertation auf English verfasst. Die Internationalität ist jetzt noch stärker in den Vordergrund gerückt, als dies in den 80iger Jahren der Fall war. Gute Forschung bedeutet für mich internationale Forschung“, so Blöschl. Seine Auslandskontakte pflegt er vor allem mit ehemaligen KollegInnen in Australien, aber sie reichen auch in die USA und nach Deutschland.
Einer der wichtigsten Schwerpunkte in seiner Forscherkarriere beschäftigt sich mit dem Hochwasser. Hierbei spielt vor allem die Frage, welche Auswirkungen die Belastung von Hochwasser auf Bauwerke hat, eine Rolle. Blöschl: „Wie müssen wir bauen, dass die Bauwerke dem Hochwasser standhalten können, insbesondere dann, wenn es sich um Hochwasserschutzbauten handelt. Hierbei gibt es wichtige Eingangsgrößen aus den konstruktiven Fächern, die für die Dimensionierung von Bauwerken, Dämmen, Talsperren und anderen flussbaulichen Maßnahmen herangezogen werden.“ Es ist ein Unterschied, ob die Bemessungsgrößen um 10 Prozent größer sind, denn das wirke sich wieder auf die Kosten aus. Hier müsse man oft einen Spagat machen, zwischen den Methoden, die zur Verfügung stehen und den Bemessungsrichtlinien, betont Blöschl. Er selbst war an der Entstehung solcher Richtlinien zum Thema Hochwasser beteiligt. Zum einen handelt es sich dabei um einen Leitfaden für Talsperrensicherheit des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, der demnächst erscheint. Daneben beschäftigt sich der TU-Professor auch mit der Vorhersage von Hochwasser. „Zuletzt haben wir für die niederösterreichische Landesregierung ein System für den Fluss Kamp erstellt. Es gibt einige Vorhersagepunkte auf einer Karte im Internet, die wir hydrologisch auswerten. Das hängt dann davon ab, wie die Witterungsverhältnisse vor dem Hochwasser aussehen, ob der Boden nass oder trocken ist“, fasst Blöschl zusammen. Darüber hinaus kalkulierten er und seine MitarbeiterInnen auch das Hochwasserrisiko für ganz Österreich. Es gibt in etwa 25.000 km Flussläufe. Daneben behandelt ein Forschungsschwerpunkt die Grundwassermenge und –güte. „Es gibt drei Standbeine an unserem Institut. Prägnant formuliert sind das die Aspekte ‚Schutz des Menschen vor dem Wasser’, ‚Schutz des Wassers vor dem Menschen’ und ‚Nutzung des Wassers durch den Menschen’“, so Blöschl. Einfluss auf das Grundwasser kann über die Flussgebietsbewirtschaftung genommen werden. Damit ist gemeint, dass die gesamten Aktivitäten (Landwirtschaft, Tourismus und Industrie) hinsichtlich der Wasserwirtschaft in einem Gebiet koordiniert werden müssen.

Wechselspiel aus Grundlagen und angewandter Forschung

„Das besondere an diesem Lehrstuhl ist meiner Meinung nach, dass wir jeweils ziemlich genau zu 50 Prozent Grundlagenforschung und angewandte Forschung betreiben. Das spiegelt auch meine Forschungsphilosophie wieder. Diese Synergieeffekte möchte ich nutzen“, betont Günter Blöschl. Für die Lehre ist dieses Wechselspiel aus Grundlagen und angewandter Forschung seiner Meinung nach besonders wichtig. „Dass Forschung und Lehre in einer Institution angesiedelt sind, ist in unserem Universitätssystem entscheidend. Wir haben so eine gegenseitige Befruchtung. Wenn man forscht, ist man am neuesten Stand und kann dann auch wissenschaftlich korrekt lehren oder umgekehrt, wenn man in einem Fach auch die Grundlagen lehrt, schärft es denn Blick auf eine methodisch saubere Darstellung“, erklärt Professor Blöschl. Den Lehrstuhl bezeichnet Blöschl als forschungsorientiert. Es sind derzeit zehn Projektassistenten und Dissertanten, die über Drittmittelprojekte finanziert werden, unter Vertrag.

Dancing Star mit Heimatverbundenheit

Als Hobby Nr. 1 bezeichnet der aus Wien stammende TU-Professor Blöschl seine Familie. Mit seiner Frau gehe er gerne und regelmäßig tanzen. Gemeinsam veranstaltet das Ehepaar Blöschl auch Rhetorikkurse. Darüber hinaus malt Günter Blöschl gerne Aquarelle. Dies habe er erst unlängst entdeckt. Er ist aber auch musisch aktiv und spielt Klarinette. An der TU Wien schätzt er besonders die Kombination aus Grundlagen und Anwendung mit seriöser Methodik. „Ich bin bewusst nicht von der TU weggegangen, ich hätte auch ins Ausland gehen können. Ich halte es für sehr wichtig, dass die TU Wien eine forschungsorientierte Uni ist und keine reine Lehruniversität“, sagt Günter Blöschl. Nebenbei unterstreicht er auch die Lebensqualität Wiens, ein Aspekt der für ihn ebenfalls Bedeutung hat. Blöschl ist Mitherausgeber von elf höchst renommierten internationalen Fachzeitschriften im Bauingenieurwesen (z.B. Journal of Hydrology). Die Internationalisierung läge ihm sehr am Herzen, betont er. Dieser Leitsatz charakterisiert auch seine Arbeit an der TU Wien.