News

ERC-Grant für Hannes Mikula

Genau in dem Bereich, für den der diesjährige Chemie-Nobelpreis vergeben wurde, forscht auch Hannes Mikula an der TU Wien. Dafür erhält er nun einen ERC Starting Grant.

Hannes Mikula vor einem Bücherregal

Hannes Mikula

Krebszellen zu töten, wäre eigentlich gar nicht so schwierig. Die große Herausforderung in der Krebstherapie besteht darin, andere Zellen zu schonen. Wenn nicht nur Tumorzellen, sondern auch gesunde Zellen angegriffen werden, kann das zu schweren Nebenwirkungen führen.

Hannes Mikula arbeitet an Möglichkeiten, Wirkstoffe zielgerichtet in Krebszellen zu transportieren – und nirgendwo anders hin. Das gelingt mit Hilfe der sogenannten „Click Chemie“, einer Methode, mit der man ähnlich wie beim Bauen mit Legosteinen aus verschiedenen Elementen Moleküle zusammensetzt. Als „bioorthogonale Chemie“ bezeichnet man solche Reaktionen, die sogar in lebenden Organismen durchgeführt werden können. Dafür wurde 2022 der Nobelpreis für Chemie vergeben.

Hannes Mikula erhielt für seine Forschungen auf diesem Gebiet 2021 einen START-Preis des FWF, nun darf er sich über eine weitere große Auszeichnung freuen – einen Starting Grant des European Research Council ERC, mit rund 1,5 Millionen Euro einer der höchstdotierten und prestigeträchtigsten Förderungen der europäischen Forschungslandschaft.

Punktgenau zur Krebszelle

„Wir entwickeln spezielle Moleküle und Reaktionen, mit denen ein Wirkstoff in die Krebszelle transportiert und erst dann freigesetzt werden kann, wenn er am Zielort angekommen ist“, erklärt Hannes Mikula.
Das Transportmolekül muss nicht nur an der Krebszelle andocken und den Wirkstoff abgeben, man muss gleichzeitig auch sicherstellen, dass das Wirkstoffmolekül dann tatsächlich in die Krebszelle eingeschleust und nicht versehentlich von benachbarten, gesunden Zellen aufgenommen wird. Mikula entwickelt dazu mit seinem Team am Institut für Angewandte Synthesechemie der TU Wien bioorthogonale Kaskaden, die es ermöglichen, Wirkstoffe in einer zellulären Umgebung gezielt zu navigieren.

Ideen vom Nobelpreisträger

Mit den Technologien, die er verwendet, ist Hannes Mikula exakt am Puls der Zeit: Carolyn Bertozzi, Morten Meldal und K. Barry Sharpless wurden 2022 genau für diese Click-Chemistry mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Prof. Johannes Fröhlich, heute Vizerektor für Forschung an der TU Wien, war bereits im Jahr 2003 Organisator einer Konferenz, zu der er K. Barry Sharpless mit einem Vortrag über die ersten Ergebnisse von Click-Chemie einlud. Sharpless war damals schon Nobelpreisträger – der diesjährige Chemie-Nobelpreis ist bereits sein zweiter.

„Hannes Mikula hat genau in diesem Jahr mit seinem Studium an der TU Wien begonnen. Als Mitglied meiner Forschungsgruppe konnte er 2007 und 2008 bei Vorträgen von K. Barry Sharpless und Carolyn Bertozzi dabei sein. Wie er schon oft erwähnt hat, waren dies inspirierende Momente, die seinen weiteren Werdegang entscheidend geprägt haben“, erinnert sich Johannes Fröhlich.

Wenige Jahre später startete an der TU Wien die Arbeit an „Bioorthogonal Chemistry“, die nun einen ERC Starting Grant einbrachte. Hannes Mikula möchte nun mit seinem ERC Grant aufbauend auf den nobelpreisgekrönten Vorarbeiten ein neues Level erreichen: Bioorthogonale Reaktionen sollen sich nicht bloß auf einen einzelnen „Click“ beschränken, sondern es soll gelingen, sie chemisch so zu programmieren, dass Moleküle in einem biologischen System gesteuert und navigiert werden können.

Hannes Mikula

Hannes Mikula studierte Technische Chemie an der TU Wien, danach war er als Universitätsassistent am Institut für Angewandte Synthesechemie (IAS) der TU Wien tätig. 2013 schloss er sein Doktoratsstudium an der TU Wien mit einer Promotio sub auspiciis ab. Bis 2014 war er Postdoc am IAS und wechselte dann als Schrödinger Fellow ans Center for Systems Biology, Massachusetts General Hospital & Harvard Medical School, bevor er 2016 wieder an die TU Wien zurückkehrte, wo er in den letzten Jahren als Assistant Professor seine eigene Gruppe aufgebaut hat.

Rückfragehinweis

Prof. Hannes Mikula
Institut für Angewandte Synthesechemie
Technische Universität Wien
Getreidemarkt 9, 1060 Wien
+43 1 58801 163721
hannes.mikula@tuwien.ac.at 

Aussender:
Dr. Florian Aigner
Technische Universität Wien
PR und Marketing
Resselgasse 3, 1040 Wien
florian.aigner@tuwien.ac.at