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Die hohe Kunst des Kunststoffs

Robert Liska und Jürgen Stampfl wurden für ihre Leistungen im 3D-Druck vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik mit der H.F. Mark Medaille ausgezeichnet.

Robert Liska und Jürgen Stampfl mit der Preis-Urkunde, dazwischen die Rektorin Sabine Seidler

© OFI/Michael Pyerin

Verleihung der HFM-Medaille: Rektorin Sabine Seidler (Mitte) mit den beiden Preisträgern Robert Liska (links) und Jürgen Stampfl (rechts).

Eigentlich kommen sie aus völlig unterschiedlichen Fachrichtungen – und trotzdem arbeiten Prof. Robert Liska und Prof. Jürgen Stampfl seit über 20 Jahren eng zusammen. Robert Liska ist Chemiker am Institut für Angewandte Synthesechemie, Jürgen Stampfl Materialwissenschaftler am Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie. Gemeinsam entwickeln sie mit großem Erfolg neuartige 3D-Druck-Technologien. Dafür wurden sie nun vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) mit der H.F. Mark Medaille ausgezeichnet. Sie wurde am 20. Oktober vergeben, die Laudatio hielt die Rektorin der TU Wien, Prof. Sabine Seidler.

Grundlagenforschung und Praxis

Als Robert Liska und Jürgen Stampfl mit ihren gemeinsamen Forschungen begannen, war 3D-Druck noch eine exotische Zukunftsvision. Heute ist daraus längst ein Teil des technologischen Alltags geworden. Punkt für Punkt und Schicht für Schicht lassen sich aus verschiedenen Materialien dreidimensionale Objekte zusammenfügen – mit hoher Präzision, nach einem vorher am Computer definierten Bauplan.

Diese Technologie ist von Natur aus interdisziplinär: Entscheidend ist einerseits, dass der 3D-Drucker rasch und präzise arbeitet, dass etwa Laserstrahlen, die man zum Aushärten des Materials verwendet, auf genau die richtige Weise gesteuert werden. Genauso entscheidend ist andererseits auch die Entwicklung passender Materialien: Nur ganz bestimmte Moleküle lassen sich im 3D-Drucker aushärten und das fertige Produkt soll dann, je nach Anwendungsgebiet, ganz bestimmte Eigenschaften aufweisen. Um das zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit von Werkstoffwissenschaft und Chemie gefragt – genau das ist das Erfolgsrezept von Liska, Stampfl und ihren Arbeitsgruppen.

„Eine gute Balance zwischen Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Industriekooperationen ist uns wichtig“, sagt Robert Liska. „Ich finde es wahnsinnig spannend, erarbeitetes Basiswissen in die Praxis umzusetzen. Auch, wenn sich gezeigt hat, dass es extrem langwierig ist, bis daraus dann auch ein marktfähiges Produkt wird“.

Im Umfeld dieser Kooperation wurden mehrere Spin-off-Unternehmen gegründet, die wirtschaftlich höchst erfolgreich sind. Über 150 Jobs wurden dadurch geschaffen, zahlreiche Erfindungen und Weiterentwicklungen im 3D-Druck-Bereich wurden patentiert. Auch für die universitäre Lehre spielt dieser Fachbereich an der TU Wien eine wichtige Rolle: „Es freut mich sehr, dass diese beiden außergewöhnlichen Persönlichkeiten nicht nur ihr Wissen, sondern auch ihre Leidenschaft für die Forschung an die Studierenden der Technischen Universität Wien weitergeben,“ sagt Prof. Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien.

Die H.F. Mark Medaille

Das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik vergibt seit 1975 die H.F. Mark Medaille für besondere Leistungen im Bereich der Kunststoffwissenschaft und Polymerwissenschaft. Benannt ist sie nach dem österreichisch-amerikanischen Chemiker Hermann Franz Mark, der als einer der Begründer der modernen Polymerwissenschaft gilt. Normalerweise wird die Medaille nur an eine Einzelperson vergeben – angesichts der engen Kooperation zwischen Robert Liska und Jürgen Stampfl geht die Auszeichnung diesmal aber an beide gleichermaßen. „Die H.F. Mark Medaille ist die prestigeträchtigste Auszeichnung, die man in Österreich für Arbeiten in den Polymerwissenschaften erhalten kann. Ich fühle mich sehr geehrt, dass wir für die zwanzig Jahre gemeinsame Arbeit diese Anerkennung erhalten“, sagt Prof. Jürgen Stampfl.