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Die Erfindung einer neuen Wissenschaft

Wasser beeinflusst Menschen und Menschen beeinflussen das Wasser. Soziale und wasserbauliche Aspekte müssen zur neuen Wissenschaft der „Sozio-Hydrologie“ zusammengeführt werden, meint Prof. Günter Blöschl.

Die Welt und das Wasser: Zu erforschen gibt es noch viel.

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Die Welt und das Wasser: Zu erforschen gibt es noch viel.

Die Welt und das Wasser: Zu erforschen gibt es noch viel.

Menschen beeinflussen das Wasser, Wasser beeinflusst die Menschen

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Menschen beeinflussen das Wasser, Wasser beeinflusst die Menschen

Menschen beeinflussen das Wasser, Wasser beeinflusst die Menschen

Frauen in Äthiopien tragen Wasser nach hause.

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Frauen in Äthiopien tragen Wasser nach hause.

Frauen in Äthiopien tragen Wasser nach hause.

Die Bauern am Murrumbidgee-Fluss in Australien müssen sich auf trockenere Zeiten einstellen. Zu viel Wasser wurden in den letzten Jahrzehnten für künstliche Bewässerung der Landwirtschaft verwendet. Das praktisch ungestörte Ökosystem zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich durch eine immer größere Anzahl von Siedlern dramatisch gewandelt. Immer weiter flussaufwärts wurden Dämme und Stauanlagen errichtet, weiter unten fehlte das Wasser – mit weitreichenden Folgen für die Artenvielfalt. Durch die Bevölkerungsentwicklung am Murrumbidgee konnten die ursprünglichen landwirtschaftlichen Methoden nicht länger nachhaltig betrieben werden, nun kauft die australische Regierung Wassernutzungsrechte von den Farmern zurück.

Der Murrumbidgee ist ein Beispiel dafür, wie Natur und Gesellschaft einander gegenseitig beeinflussen. Erforscht sind diese Mechanismen bisher kaum, doch das soll sich nun ändern, meint Prof. Günter Blöschl vom Institut für Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der TU Wien. Gemeinsam mit Hubert Savenije von der Technischen Universität Delft und Murugesu Sivapalan von der Universität von Illinois entwickelte er die Idee für ein neues Forschungsgebiet: Die Sozio-Hydrologie.
 
Der Mensch und das Wasser
„Ursprünglich erforschte man, welchen Einfluss die Natur auf den Menschen haben kann, zum Beispiel in Form von Hochwasser“, sagt Günter Blöschl. „Im zwanzigsten Jahrhundert begann man dann zu untersuchen, welchen Einfluss der Mensch auf die Natur hat, etwa durch Umweltverschmutzung und Grundwasserabsenkung. Nun ist es Zeit sich anzusehen, wie die dynamische Wechselwirkung zwischen Mensch und der Umwelt funktioniert.“ Das Ziel ist nicht mehr, die Natur von außen als unbeteiligter Beobachter zu untersuchen. Die menschliche Gesellschaft ist Teil der Natur und muss in Prognosen und Modelle miteinbezogen werden.

Die Hydrologie kommt nicht ohne Soziologie aus: Langfristige Prognosen über die Entwicklung des Grundwassers sind nutzlos, wenn man zukünftige demographische, wirtschaftliche oder politische Entwicklungen nicht mitberücksichtigt. Umgekehrt benötigt eine Theorie über die Gesellschaft und politische Strukturen auch Erkenntnisse über das Wasser, unseren allerwichtigsten Rohstoff, der das Zusammenleben der Menschen in vielen Teilen der Erde ganz entscheidend bestimmt.

Zahlen, Fakten, Formeln
Hier stoßen zwei ganz unterschiedliche wissenschaftliche Traditionen aufeinander. Die Ingenieurswissenschaft mit ihren quantitativen Vorgehensweise und die Sozialwissenschaften, wo vieles nur schwer mathematisch modellierbar ist. „Die Sozio-Hydrologie soll aber auf jeden Fall eine quantitative Wissenschaft sein“, betont Günter Blöschl. Er arbeitet daher auch mit Prof. Alexia Fürnkranz-Prskawetz vom Institut für Wirtschaftsmathematik der TU Wien zusammen. „Dort ist man darauf spezialisiert, komplizierte gesellschaftliche Zusammenhänge mit Hilfe mathematischer Gleichungen abzubilden“, meint Blöschl.

Demnächst wird Günter Blöschl Gelegenheit haben, die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Community für die Sozio-Hydrologie zu wecken: Er ist Präsident der European Geosciences Union (EGU), die ab 7. April wie bereits im vergangenen Jahr in Wien zu ihrer Generalversammlung zusammenkommt. Etwa 11.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz verschiedenen Disziplinen werden dort zusammentreffen – von der Klimaforschung bis zur Hydrologie, von der Vulkanologie bis zur Weltraumwissenschaft.

Workshop über Sozio-Hydrologie
„Die Hydrologie hat hier vielleicht nicht die selbe Öffentlichkeitswirksamkeit wie etwa die Meteorologie, die wir aus den täglichen Abendnachrichten kennen. Doch sie ist ein wichtiges wissenschaftliches Fundament für viele andere Disziplinen, etwa für die Klimaforschung“, sagt Blöschl. Im Anschluss an die EGU-Generalversammlung hält Günter Blöschl am 13. April einen Spezial-Workshop über Sozio-Hydrologie ab. „Die Vernetzung unterschiedlicher Disziplinen in der EGU funktioniert schon jetzt sehr gut“, findet Blöschl. Es spricht also vieles dafür, dass sich die Sozio-Hydrologie fest im Gefüge der Geowissenschaften verankern wird.