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Der lange Atem bis zur Gleichstellung

Der 8. März ist der Internationale Frauentag. Jener Tag, der seit 1911 für das Recht auf Arbeit, Zugang zu öffentlichen Ämtern, Berufsausbildung oder die Bekämpfung von Diskriminierung am Arbeitsplatz von Frauen steht. Anna Steiger, die TUW-Vizerektorin Personal und Gender, spricht mit uns über Gleichstellung von Frauen, Frauen an der TUW und welche Themen uns im Jahr 2022 beschäftigen.

TUW-Vizerektorin Anna Steiger mit roter Bluse vor hellem Hintergrund.

© Eva Kelety

Anna Steiger, Vizerektorin Personal und Gender

Frau Vizerektorin Steiger, wie sieht es in der TU Wien in Bezug auf den Frauenanteil aus und was hat sich im Laufe der Jahre hinsichtlich Gleichstellung von Frauen und Männern bewegt?

In den letzten beiden Jahrzehnten ist vieles in Bewegung gekommen. In den 1990er-Jahren wurden die ersten Professorinnen an die TU Wien berufen, zehn Jahre später, 2000, waren es fünf, und 2021 waren es 29, und damit 12 Prozent Professorinnen, die hier tätig sind. Zudem: Seit dem Jahr 2011 führt Sabine Seidler als Rektorin unsere Universität. Das hätten sich noch vor 20 Jahren wahrscheinlich nur wenige vorstellen können.

Auch bei den Studierenden hat sich viel bewegt: Wenn wir ins Jahr 2005 zurückschauen, lag damals der Anteil der weiblichen Studierenden bei 23 Prozent, im Studienjahr 2021/22 studieren 30 Prozent Frauen an der TUW. Auch der Anteil an Wissenschaftlerinnen hat sich von 16 Prozent im Jahr 2005 auf 23 Prozent im Jahr 2021 erhöht. Wir sehen also, dass sich die traditionell stark männerdominierten Technischen Universitäten langsam verändert haben und Frauen sich etablieren können. Das ist aber kein Prozess, der von selbst gegangen ist – es braucht viele Instrumente zur Steigerung des Frauenanteils; sie greifen, aber wir brauchen einen langen Atem, um Gleichstellung zu erreichen.

Was sind für Sie die größten Hindernisse bei der gesellschaftlichen Gleichstellung von Frauen?

Ich halte die Bewertung von Arbeit für eine zentrale Frage: Gewisse Tätigkeiten werden überhaupt nicht als „Arbeit“ bewertet, also auch nicht entsprechend bezahlt. Gerade in den letzten beiden Jahren, die gänzlich unter dem Einfluss der Covid-Pandemie standen, hat sich gezeigt, wie sehr wir von der – meist von Frauen verrichteten – Care-Arbeit abhängig sind, die ja zum Teil als karitative Leistung und als „selbstverständlich“ verstanden wird.
Es ist längst an der Zeit, die monetären Bewertungen der verschiedenen Berufe genau zu prüfen und legislative Maßnahmen zu ergreifen, um die Ungleichheit zu korrigieren. Dazu gehört auch die Quote. Ich behaupte, dass wir ohne sie an Universitäten und im öffentlichen Bereich noch lange nicht so weit wären, wie wir heute sind. Ich bin ein großer Fan der Quote, nur leider wird dieses wirklich nützliche Instrument oft vollkommen falsch verstanden und bekämpft.

Ich möchte aber auch Erfreuliches ansprechen: An der TU Wien können wir Frauen wirklich auf tolle Karrieren vorbereiten, denn technische Studien und Berufe bieten enorme Chancen in zukunftsweisenden Bereichen – das hat positive Folgen für ihre Unabhängigkeit und damit für die Zukunft junger Frauen. Wir haben ein breites Maßnahmenbündel entwickelt, um den Gender Bias in der Berufs- und Studienwahl aufzulösen und Frauen zu uns an die TU Wien einzuladen, denn wir brauchen die Fähigkeiten und Talente von Frauen in allen Bereichen unseres Lebens.

Stichwort „gleiches Geld für gleiche Leistung“. Vor kurzem wurde der Gender Pay Day markiert, also jener Tag, bis zu dem Frauen „gratis“ – im Vergleich zu Männern – arbeiten. Was tut die TU Wien, um diese Schere zu schließen?

Wir sind wirklich stolz darauf, dass an der TU Wien die Unterschiede in der Bezahlung zusehends verschwunden sind. Transparenz ist dabei das wichtigste Instrument. Alljährlich veröffentlichen wir ein Gender Monitoring und verfolgen proaktiv unseren Gleichstellungs- und Frauenförderungsplan. Das sind die wichtigsten und sehr erfolgreichen Schritte.

Erfreulich ist, dass bei uns auch Väter in Karenz gehen. Für uns sind diese Männer Role Models, und das wirkt sich natürlich aus, wir bewerten Väterkarenz als ausdrücklich erwünscht und positiv! Apropos Role Model: Umgekehrt stellen wir herausragende Wissenschaftlerinnen ins Rampenlicht, die wir mit unserem jährlich vergebenen Frauenpreis ehren – gerade eben an die beeindruckende Lara Katharina Spendier, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Und eines möchte ich noch erwähnen, technische Ausbildungen garantieren immer noch ein sehr gutes Einkommen in gefragten Berufsfeldern!

Was ist ihre Botschaft an alle Frauen zum Frauentag?

Seid mutig, vernetzt euch, sucht euch Mentorinnen, seid solidarisch!

 

Mag.iur Anna Steiger studierte Rechtswissenschaften an der Uni Wien und ist seit 2011 als Vizerektorin der TU Wien für das Ressort Personal und Gender verantwortlich. Für ihr Engagement, junge Frauen für Wissenschaft und Technik zu begeistern, und ihre Vorbildfunktion für junge Mädchen und Frauen vor der Berufswahl, wurde sie im Jahr 2018 mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet und im Jahr 2019 mit dem Wiener Frauenpreis.

Mehr zum Thema:

  • Der Internationale Frauentag am 8. März 2022 steht unter dem Motto “Geschlechtergleichstellung heute für ein nachhaltiges Morgen". Damit soll der Beitrag von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt gewürdigt werden, die bei der Anpassung an den Klimawandel, der Eindämmung des Klimawandels und der Bekämpfung des Klimawandels eine führende Rolle spielen, um eine nachhaltigere Zukunft für alle aufzubauen.
    Hierzu empfehlen wir Interviews aus der Reihe „Forum Zukunft“ mit den Wissenschaftlerinnen Barbara Laa zu nachhaltigem Verkehr und Azra Korjenic zum Thema Bauen.
  • Der Frauenpreis der TU Wien 2022 wurde an die Informatikerin Lara Katharina Spendier verliehen.
  • Gütesiegel equalitA: Seit 2022 trägt die TU Wien das vom „Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort“ verliehene Gütesiegel equalitA, das für innerbetriebliche Frauenförderung zuerkannt wird.

Interview: Edith Wildmann

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Vizerektorin Anna Steiger im Wordrap