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Das Atominstitut trauert um Prof. Heinz Oberhummer

 Heinz Oberhummer: 1941-2015

© Heinz Oberhummer

Heinz Oberhummer: 1941-2015

Heinz Oberhummer 1941-2015

Kernphysiker, Kabarettist und enthusiastischer Welterklärer: Prof. Heinz Oberhummer starb im Alter von 74 Jahren in Wien.

Es ist ein Glück, dass wir überhaupt da sind. Darüber sprach Heinz Oberhummer besonders gerne. Hätten bestimmte Naturkonstanten nur einen geringfügig anderen Wert, dann hätte das Universum niemals Leben hervorbringen können. Heinz Oberhummer genoss es, über solche großen Fragen nachzudenken. Und er konnte mit so viel Enthusiasmus und Humor über Wissenschaft erzählen, dass selbst Leute begeistert zuhören konnten, die mit Wissenschaft sonst nichts zu schaffen haben. Heinz Oberhummer, theoretischer Physiker am Atominstitut der TU Wien, Wissenschaftskabarettist, Bestsellerautor und laute Stimme für Wissenschaft, Rationalität und kritisches Denken, verstarb am 24. November 2015. "Die Angehörigen der TU Wien trauern und fühlen mit seiner Familie. Wir werden die Lücke, die er hinterlässt, nicht schließen können", sagt Rektorin Sabine Seidler.

Kerne und Sterne

In seiner wissenschaftlichen Forschung verband Heinz Oberhummer die mikroskopische Welt der kleinsten Teilchen mit dem großen Blick auf das Universum. Er beschäftigte sich mit theoretischer Kernphysik und wandte seine Erkenntnisse auf die Astrophysik an.  

Internationales Aufsehen erregte er mit seinen Berechnungen von Kernreaktionen, die im Inneren großer Sterne stattfinden. Heinz Oberhummer konnte zeigen, dass wir die Entstehung von Kohlenstoff- und Sauerstoffatomen, aus denen wir auch selbst bestehen, einem ganz bemerkenswerten glücklichem Umstand verdanken. Wäre die Feinstrukturkonstante, mit der man die Kraft der elektromagnetischen Wechselwirkung angibt, nur ein bisschen größer oder kleiner, könnte dieser Kernprozess nicht ablaufen, es gäbe kaum Kohlenstoffatome und kohlenstoffbasiertes Leben wäre nicht möglich.

Heinz Oberhummer galt als lebensfroher, optimistischer und freundlicher Kollege. "Ich habe ihn niemals verärgert erlebt, er war immer positiv gestimmt, er war der netteste Kollege, den man sich vorstellen kann", sagt Prof. Gerald Badurek, Dekan der Fakultät für Physik, der sich über zehn Jahre lang mit Heinz Oberhummer ein Arbeitszimmer teilte. Auch unter Studierenden war Heinz Oberhummer höchst beliebt, seine Vorlesungen über Teilchen, die Erde und das Universum waren bestens besucht. So war es für den begeisterten Wissenschaftskommunikator naheliegend, irgendwann auch ein Publikum außerhalb des Hörsaals anzusprechen.

Der Wissenschaftler als Popstar

2009 veröffentlichte er sein erstes Buch "Kann das alles Zufall sein – Geheimnisvolles Universum". Über die Grenzen Österreichs hinaus wurde er als Mitglied der Wissenschafts-Kabarettgruppe "Science Busters" berühmt, der – nach Eigendefinition – "schärfsten Scienceboygroup der Milchstraße". Auf witzige, oft reichlich überdrehte, aber immer liebenswürdige Weise brachte er gemeinsam mit Werner Gruber und Martin Puntigam dem Publikum verschiedenste wissenschaftliche Themen näher. Mit den Science Busters brachte er weitere höchst erfolgreiche Bücher heraus und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Heinz Oberhummer war fest davon überzeugt, dass Wissenschaft kein Minderheitenprogramm sein darf, sondern einen wichtigen Platz in der Gesellschaft einnehmen muss. Entschieden wandte er sich immer gegen Esoterik und Aberglauben. Oberhummer war jahrelang Präsident der Gesellschaft für Kritisches Denken, Funktionär der Skeptikervereinigung GWUP, Mitglied des österreichischen Freidenkerbunds und Obmann der Initiative "Religion ist Privatsache".

Mit einem Kollegen hatte Oberhummer gewettet, dass man noch zu seinen Lebzeiten außerirdisches Leben finden werde. Eine Magnumflasche Champagner hätte er in diesem Fall gewonnen, nichts hätte ihn mehr begeistert, als damit auf eine solche Entdeckung anstoßen zu dürfen. Daraus ist leider nichts mehr geworden. Die TU Wien verliert einen beliebten Kollegen, Vortragenden und Forscher, die österreichische Wissenschaftskommunikation verliert einen begeisterten und begeisternden Wissenschaftserzähler, der mit Geschichten über seine Alpakazucht genauso fesseln konnte wie mit Spekulationen über Paralleluniversen; einen Menschen, für den die Wissenschaft ein wunderschönes, großes, niemals endendes Abenteuer war.

Die Agentur-o, von der die Science Busters vertreten werden, gab bekannt, dass Heinz Oberhummers Familie bereits im engsten Kreis Abschied genommen hat und sein Körper seinem Wunsch entsprechend der Wissenschaft zur Verfügung gestellt wurde.

Beitrag der Salzburger Nachrichten: http://www.salzburg.com/nachrichten/wissen/sn/artikel/salzburger-science-buster-heinz-oberhummer-gestorben-174632/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster 

TV-Beitrag aus "Wien Heute": https://owncloud.tuwien.ac.at/index.php/s/jo8IcTyPCdlRtt5, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster 

Bild: © Heinz Oberhummer