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Bakterien und Unendlichkeiten: Zwei START-Preise für die TU Wien

Die Mathematikerin Sandra Müller und der Biotechnologe Stefan Pflügl wurden mit START-Preisen des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF ausgezeichnet.

Sandra Müller vor einer grünen Tafel und Stefan Pflügl im Labor

© Luiza Puiu

Sandra Müller und Stefan Pflügl

Zwei sehr unterschiedliche Forschungsprojekte an der TU Wien wurden vom FWF mit START-Preisen ausgezeichnet: Die Mathematikerin Sandra Müller erhält den Preis für ihre Forschung auf dem Gebiet der Mengenlehre, einem Teilgebiet der mathematischen Logik. Dabei beschäftigt sie sich mit verschieden großen Unendlichkeiten und Fragestellungen an den Grenzen der Beweisbarkeit in der Mathematik.

Der Biotechnologe Stefan Pflügl forscht an Bakterien, die man im Labor dazu bringen kann, auf extrem energieeffiziente Weise wertvolle Rohstoffe zu produzieren. Verwechslungsgefahr gibt es allenfalls bei den konkreten Forschungsobjekten der Projekte: Sandra Müller forscht an Woodin-Zahlen, Stefan Pflügl an A. woodii-Bakterien.

Der START-Preis gilt als die wichtigste österreichische Auszeichnung für junge Wissenschaftler_innen. Er ist mit bis zu 1,2 Millionen Euro dotiert und soll exzellente Nachwuchswissenschaftler_innen dabei unterstützen, eine eigene Forschungsgruppe auf internationalem Spitzenniveau aufzubauen. Das Ergebnis der diesjährigen Preisvergabe gab der österreichische Wissenschaftsfonds FWF am 22. Juni bekannt: Zwei der insgesamt sechs START-Preise gehen dieses Jahr an die TU Wien.

Verschiedene Unendlichkeiten

Es gibt unendlich viele ganze Zahlen, und eine Linie besteht aus unendlich vielen Punkten. Doch diese beiden Unendlichkeiten sind nicht gleich groß: Die Zahl der Punkte auf einer Linie ist noch viel größer als die Unendlichkeit der ganzen Zahlen. Schon seit mehr als einem Jahrhundert kämpft man in der Mathematik mit der Frage, wie man unterschiedliche Unendlichkeiten verstehen und kategorisieren kann.

Sandra Müller beschäftigt sich mit sogenannten „Woodin Kardinalzahlen“ – sie sind ein Mittel, die Größe einer Unendlichkeit zu charakterisieren. Müller untersucht die axiomatischen Strukturen, in denen diese Kardinalzahlen vorkommen und was man über sie aussagen kann. Auf diese Weise gelangt man zu tiefen und weitreichenden Fragen über die Mathematik selbst und zu Fragestellungen an den Grenzen der Beweisbarkeit.

Sandra Müller stammt aus Deutschland. Sie schloss ihr Doktorat im Jahr 2016 an der Universität Münster ab. Bis 2021 war sie Postdoc, Universitätsassistentin und L’Oréal Austria Fellow an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien. Seit 2021 ist sie im Rahmen des FWF-Karriereprogramms Elise Richter am Institut für Diskrete Mathematik und Geometrie der TU Wien tätig.

Bakterien, die Treibstoff erzeugen

Das Bakterium Acetobacterium woodii hat einen Stoffwechsel, dessen Grundlagen schon vor 3,5 Milliarden Jahren entstanden sind, als Energie für Lebewesen auf unserem Planeten noch sehr knapp war. Noch heute sind diese Bakterien extrem gut darin, effizient mit Rohstoffen und Energieressourcen umzugehen. Stefan Pflügl arbeitet im Labor mit gentechnisch veränderten A. woodii-Bakterien. Sie sollen dazu gebracht werden, wertvolle Substanzen zu erzeugen, die heute auf Basis fossiller Rohstoffe hergestellt werden.

Damit das gelingen kann, muss ein Team mit ganz unterschiedlichen Expertisen zusammengestellt werden: Neben Wissen über Gentechnik und Mikrobiologie ist auch Prozesstechnik und Verfahrenstechnik wichtig, und auch die Entwicklung von Computermodellen wird ein entscheidender Teil des Projekts sein. Durch dieses Zusammenspiel soll es gelingen, CO2 aus industriellen Quellen mit Hilfe der speziellen Bakterien in andere Substanzen umzuwandeln – etwa in Biokraftstoffe. So ließe sich der Kohlenstoffkreislauf schließen – der Kohlenstoff könnte auf nachhaltige Weise immer wieder aufs Neue verwendet werden.

Stefan Pflügl promovierte an der Unversität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Nach Forschungsaufenthalten an der Universität Kent und der Technischen Universität München kam er an die TU Wien, wo er sich mit nachhaltigen biologischen Prozessen beschäftigt. Am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien leitet er derzeit ein Team für nachhaltige Bioprozesse.

 

Rückfragehinweis

Dr. Sandra Müller
Institut für Diskrete Mathematik und Geometrie
Technische Universität Wien
+43 1 58801 10414
sandra.mueller@tuwien.ac.at

Dr. Stefan Pflügl
Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften
Technische Universität Wien
+43 1 58801 166484
stefan.pfluegl@tuwien.ac.at

Aussender:
Dr. Florian Aigner
PR und Marketing
Technische Universität Wien
Resselgasse 3, 1040 Wien
+43 1 58801 41027
florian.aigner@tuwien.ac.at