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Auszeichnung für Neutronen-Star Helmut Rauch

Prof. Helmut Rauch erhält den Kardinal-Innitzer-Preis für sein Lebenswerk.

Prof. Helmut Rauch

© Atominstitut

Prof. Helmut Rauch

Prof. Helmut Rauch, einer der prominentesten österreichischen Naturwissenschaftler wird mit dem Kardinal-Innitzer-Preis 2012 für sein wissenschaftliches Lebenswerk ausgezeichnet. Der Kernphysiker wurde insbesondere durch seine bahnbrechenden Experimente in der Neutronen-Interferometrie berühmt. Am 15. Dezember wird er den Preis von Kardinal Christoph Schönborn entgegennehmen.

Der 1939 in Krems geborene Helmut Rauch studierte Technische Physik an der TU Wien, wo er 1965 als einer der ersten am Atominstitut dissertierte und sich 1970 für das Fachgebiet "Neutronen- und Reaktorphysik" habilitierte. Bereits zwei Jahre später wurde Rauch mit erst 33 Jahren ordentlicher Universitätsprofessor für Experimentelle Kernphysik.

Teilchen und Wellen
Im Jahr 1974 gelang es Rauch, den Wellencharakter von Neutronen nachzuweisen. Dass Quantenteilchen als Wellen beschrieben werden müssen, wusste man schon vorher, aufgrund von Experimenten mit Lichtteilchen oder auch mit Elektronen. Rauchs Neutronen-Experimente bewiesen aber erstmals, dass auch massereiche Teilchen nur als Quanten-Wellen verstanden werden können – Neutronen sind immerhin mehr als 1800 mal massereicher als Elektronen. Das Experiment war daher ein wichtiger Meilenstein in der Quantenphysik.

Wichtiger österreichischer Forschungspreis
Der nach Kardinal Theodor Innitzer benannte Wissenschaftspreis ist eine der angesehensten Auszeichnungen dieser Art in Österreich. Er wird seit 1962 von der Erzdiözese Wien verliehen und vom Wissenschaftsministerium, mehreren Bundesländern, sowie von Banken, Versicherungen und der Wirtschaftskammer unterstützt. Für Helmut Rauch ist es ein weiterer Preis in einer langen Liste wichtiger Würdigungen. Zu Rauchs Auszeichnungen zählt u.a. der Ludwig-Wittgenstein-Preis (2006).


Prof. Gerald Badurek, Dekan der Fakultät für Physik, schreibt über Prof. Rauch:
Prof. Helmut Rauch hat die österreichische Wissenschaftsszene der letzten Jahrzehnte wie kaum ein anderer Naturwissenschafter belebt und geprägt. Er ist in dieser Zeit u.a. als Autor von etwa 300 wissenschaftlichen Veröffentlichungen in durchwegs renommierten internationalen Journalen in Erscheinung getreten, die nahezu alle in der "Scientific Community" große Beachtung gefunden haben und auch nach wie vor immer finden. Es waren darunter auch viele, die absolut bahnbrechend waren und in völlig neue Gebiete vorgestoßen sind. An vorderster Stelle und sozusagen die "Großtat" seines wissenschaftlichen Lebens war die Entwicklung der Neutroneninterferometrie, mit der es weltweit erstmals möglich wurde, Materiewellen über makroskopische Distanzen von mehreren Zentimetern kohärent aufzuspalten und danach nach erfolgter Manipulation ihrer Wellenfunktionen wieder erfolgreich zu rekombinieren. Diese quantenphysikalische Meisterleistung war und ist bis heute unübertroffen und hat auch zu einer Vielzahl von ebenso spektakulären Experimenten geführt, deren Aufzählung oder gar Erläuterung im Einzelnen hier unmöglich ist. Helmut Rauch ist nach wie vor der "Papst" der Teilchen-Interferometrie und das Atominstitut Wien das "Mekka" dieser Disziplin.

An dieser Stelle sei mir eine sehr persönliche Anmerkung gestattet. Ich halte nämlich das wissenschaftliche Œuvre von Helmut Rauch, der die österreichische Wissenschaftsszene der letzten dreieinhalb Jahrzehnte im Bereich der Quanten-, Kern- und Neutronenphysik wie kaum ein anderer Naturwissenschaftler belebt und geprägt hat, nicht nur für die größte Leistung eines österreichischen Physikers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern erachte sie persönlich auch als absolut nobelpreiswürdig und nobelpreisverdächtig. Und ich weiß auch, dass viele meiner Kollegen im In- und Ausland diese Meinung teilen. Obwohl mir die fachliche Kompetenz fehlt, dies zweifelsfrei belegen zu können, halte ich es sogar für wahrscheinlich, dass für den genannten Zeitraum seine zumindest nationale Spitzenposition auch dann gilt, wenn man nicht nur die Physik betrachtet, sondern alle naturwissenschaftlichen Disziplinen einbezieht. Die Zahl seiner "Schüler", die mittlerweile selbst wissenschaftlichen Weltruhm erlangt haben, ist Legion. Stellvertretend seien drei von ihnen genannt, nämlich Heinrich Kurz (TU Aachen), der Pionier der Ultra-Kurzzeit Laserphysik und Doyen der Halbleiter-Nanotechnologie in Deutschland, Kurt Binder (Univ. Mainz), "Papst" der "Monte-Carlo" Technik in der Festkörperforschung zu den 100 meistzitierten Physikern weltweit zählend, sowie Anton Zeilinger (Univ. Wien), der das bei Helmut Rauch erworbene Know-how erfolgreich in die Welt der Lichtteilchen transferiert und Aufsehen erregenden Experimente zur Quantenkryptographie und Teleportation durchgeführt hat.