Ausgangslage 2006

Studierende, die sich auf der Treppe sitzend auf die Vorlesung vorbereiten (müssen), Mitarbeiter_innen, die mit veraltetem Gerät hantieren, Forschungsaufträge, die aufgrund inadäquater Räumlichkeiten nicht angenommen werden können, sollen der Vergangenheit angehören. Diese Pro-bleme könnte eine Universität auch mit einem klassischen Sanierungsprojekt beseitigen. 

Das ursprüngliche Projekt „TU UniverCity 2015“ sowie die nunmehrige Fortführung „TU UniverCity“ sind aber viel mehr als ein reines Sanierungsprojekt. Im Zuge der Sanierung und Adaptierung der Objekte der TU Wien werden flächendeckend neue Qualitäten etabliert. Damit sind nicht nur technische Kenngrößen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen gemeint. Oberste Projektprämisse ist die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für Menschen, die an der TU Wien studieren und arbeiten. Deswegen wurden Schwerpunkte des Projektes auf Themen wie Arbeitnehmer_innenschutz, Barrierefreiheit, Kunst, Kultur und Corporate Identity gelegt. 

Exklusiver Standort in Wien 

2004 erlangten die österreichischen Universitäten durch das Universitätsgesetz 2002 (UG2002) Autonomie. Damit begann eine Diskussion über den optimalen Standort der TU Wien: Sollte versucht werden alle notwendigen Sanierungsarbeiten anzupacken und einzelne Fakultäten abzusiedeln oder sollte eine völlig neue Universität an einem neuen Ort gebaut werden? Das Flugfeld Aspern am Rande Wiens galt als möglicher Alternativstandort. Doch nach intensiver Prüfung der Varianten und unter Einbindung der TU-Angehörigen wurde entschieden, in den bestehenden Gebäuden und Standorten zu bleiben. Der heutige Standort hat unbestreitbare Vorteile: Die TU Wien ist eine mitten im UNESCO-Weltkulturerbe verortete Universität mit einem zentralen Hauptgebäude am Karlsplatz in Wien, der mit weltberühmten Kunst- und Kulturinstitutionen wie Musikverein, Wien Museum, Künstlerhaus, Karlskirche und Secession die höchste Kulturdichte der Welt aufweist. Welche andere Universität kann solch eine USP (Alleinstellungsmerkmal; englisch: unique selling proposition oder point) für sich verzeichnen? 

300.000 m² fair verteilen 

Über die Struktur der TU Wien musste neu nachgedacht werden: Die Fakultäten und sogar viele Institute der TU Wien waren auf unterschiedliche Standorte verteilt. Historisch gewachsene Raumansprüche hatten mit den realen Bedürfnissen mancherorts nicht mehr viel zu tun. Das größte Problem war nicht die mangelnde Fläche oder der Sanierungsbedarf, sondern die ungleiche Flächenverteilung. 

Die bestehenden Räumlichkeiten der TU Wien wurden daher genau analysiert: Wie viel Platz steht für wie viele Nutzer_innen zur Verfügung? Wofür sind die Räume geeignet? Welche Aufgaben aus Forschung und Lehre sollen dort erfüllt werden? 

Ein Kennzahlenmodell wurde erarbeitet, aus dem sich ableitet, wie viel Raum die einzelnen Forschungsgruppen und Disziplinen benötigen. Bestand und Bedarf wurden nicht nur für Gebäude analysiert, sondern die Zahlen mussten für Fakultäten, Institute und Forschungsbereiche bis zu einzelnen Beschäftigten aufgeschlüsselt werden. Diese Herangehensweise mag für eine Universität ungewöhnlich sein, für eine Technische Universität und ihre Expertise ist sie jedoch Pflicht. 

Meine Uni? Deine Uni? Unsere Uni! 

Das Kennzahlenmodell war nicht nur notwendig, um die Umstrukturierungen zu planen, es ist auch in Zukunft für die TU Wien ein wichtiges Basisinstrument. Jede Fakultät weiß, wie viel Platz sie zur Verfügung hat. Die Zahlen über Raumbestände und Raumbedarf liegen klar auf dem Tisch und ermöglichen den Fakultäten Schwerpunkte zu setzen und Ressourcen umzuverteilen. Statt „ersessener“ Rechte gelten objektiv erhobene Bedarfsanalysen. Dadurch entstehen mehr Fairness und wichtige Synergien. Wenn man logisch zusammengehörende Teams auch räumlich zusammenführt, kann man vieles gemeinsam nutzen. Das spart Geld, das in Forschung und Lehre investiert wird. 

Eine Fakultät – ein Haus 

Jede Fakultät wurde an einem einzigen Standort zusammengeführt – in Verbindung mit einem zusätzlichen innenstadtnahen Standort für Großversuchsanlagen und -labors, dem „Science Center“ am Arsenal. Der Grundsatz „eine Fakultät – ein Gebäude“ wird Schritt für Schritt umgesetzt. Die Fakultät für Technische Chemie wurde bereits am Getreidemarkt zusammengeführt. Die Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften wird mit Büro-, Bibliotheks- und Seminarflächen ebenfalls dort situiert. 

Ihre Groß- und Speziallabors sind für den Standort Science Center geplant. Die übrigen Fakultäten werden ebenfalls an jeweils einem Standort konzentriert sein. Für die Mitarbeiter_innen bedeutet dies zwar vielfach anstrengende Übersiedelungen und Unterbrechungen oder ein temporäres Ausweichen während einer Sanierung, doch die Aussicht auf die Rückkehr in eine moderne, den Anforderungen entsprechende Umgebung entschädigt dafür. 

TU-Nachnutzungen 

Die Realisierung dieser Zusammenführung der Fakultäten und Institute am innerstädtischen Standort firmiert unter dem Arbeitstitel „TU-Nachnutzungen“. 

Mit der Fertigstellung des Hochhauses (Plus-Energie--Bürohochhaus) am Campus Getreidemarkt und dem Einzug der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften konnten in den anderen Objekten die ersten Schritte gesetzt werden. Die Nächsten erfolgen nun mit der Besiedelung der Objekte im Science Centers.

Die Teilprojekte sind dabei eng miteinander verknüpft. Alle TU-Hauptstandorte sind in gegenseitiger Wechselwirkung davon betroffen. Infolge dessen kann die TU Wien ihre Satellitenstandorte auflassen. 

ProjektInfoBüro 

Gerade ein so langfristiges und komplexes Projekt verursacht Informationsbedarf bei den Beteiligten und Betroffenen. Mit Baubeginn des Lehartraktes (2007) wurde von der Projektleitung das ProjektInfoBüro eingerichtet. Diese offizielle Informationsstelle richtet sich vor allem an die Angehörigen der TU Wien. 

Das Hauptaugenmerk liegt bei der Nutzer_innen-Information im Zuge der baulichen Aktivitäten und stellt die Koordinationsstelle zur Projektleitung dar. Nach außen hin ist das Büro Ansprech- und Vermittlungsstelle.

Projektgrundzüge

Mehr als 200 Jahre Forschung und Lehre haben an den Gebäuden der TU Wien ihre Spuren hinterlassen. Vielerorts musste bereits saniert und adaptiert werden, um den Vorgaben der neu gewonnenen Universitätsautonomie zu entsprechen. 

24 über ganz Wien verstreute Standorte werden an vier innerstädtischen Campus zusammengefasst: Flexible Raumstrukturen, effiziente Raumbewirtschaftung, moderne Haustechnik und modernes Gebäudemanagement ermöglichen eine neue Forschungsinfrastruktur. Die acht Fakultäten bilden an den vier Gebäudegruppen Karlsplatz, Freihaus, Getreidemarkt und Gußhausstraße eine konzentrierte Wissensmeile in direkter Nachbarschaft zu einer florierenden Kulturmeile. Das Atominstitut verbleibt an seinem Standort im Prater. 

Außerhalb dieses City-Campus entsteht ein zweiter TU-Standort im Arsenal: Das Science Center für Groß- und Speziallabors. Spin-offs und Kompetenzzentren finden dort die notwendige Infrastruktur, um Forschungsaufträge in räumlicher und inhaltlicher Nähe zur TU Wien und in enger Kooperation mit Unternehmen durchzuführen. 

In zahlreichen, hochkarätig besetzten Ausschüssen und Arbeitsgruppen wurden von Mitarbeiter_innen wesentliche Themen und Lösungsansätze zur baulichen Neuausrichtung der TU Wien erarbeitet und diskutiert. Ziel dieses Prozesses war einerseits die Erarbeitung von übergreifenden Projektqualitäten, andererseits die Erarbeitung von detaillierten Planungsvorgaben, um eine faire und ausgewogene Realisierung bis zur letzten Etappe des Projektes „TU UniverCity“ gewährleisten zu können.

Projektqualitäten 

  • Partizipativ und kommunikativ: Nach innen und außen breiter Informations-, Beteiligungs- und Entwicklungsprozess 
  • Offen und barrierefrei: von der Zugänglichkeit bis zur Nutzung der TU-Einrichtungen 
  • Nachhaltig: langfristig, flexibel, nutzer_innen-orientiert, umweltbewusst 
  • Fair: Abgestimmt, ausgewogen, offen, kommunikativ, vernetzt, zukunftsorientiert 
  • Professionell: inhaltlich, zeitlich, finanziell 
  • Wahrnehmbar: Konsequente Umsetzung der Marke und Leitbilder in allen Bereichen
  • Charakteristisch, innovativ und lebensnah 

Ziele des Projekts 

  • Einheitlicher TU-Standard – Fairness 
  • Einheitliche Qualität der Räume und Ausstattungen 
  • Wirtschaftlichkeit 
  • Stärkung des Zusammenhaltes der Areale („Campus“) 
  • Räumliche Unterstützung bei der Profilbildung der TU Wien 
  • Verstärkung der TU-Kommunikationsarbeit
  • Berücksichtigung von Lebensrealitäten und Wahrung der Authentizität

Zielsetzungen der baulichen Maßnahmen 

  • Räumliche Zusammenführung der Fakultäten und Institute – Zeithorizont: etappenweise Umsetzung aufgrund der Dringlichkeit unter Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes 
  • Erreichung der notwendigen technischen Standards und Gewährleistung der allgemeinen -Infrastruktur 
  • Ausweisen möglicher Reserve- und Erweiterungsflächen 

Grundsätze des Flächenmanagements 

  • Fairness – bedarfsgerechte Zuteilung 
  • Bewertung der „gewachsenen“ Strukturen 
  • Langfristige Ausrichtung 
  • Ausreichende Flexibilität der Flächennutzung 
  • Berücksichtigung der Entwicklungspläne 
  • Einheitliche Flächenbedarfsermittlung 
  • Grundlage für die zukünftige Raumbewirtschaftung 
  • Zentrale Hörsäle und Seminarräume 
  • Kennzahlen für sämtliche Raumtypen an der TU Wien