Titel

ao. Univ. Prof.

Studium/Studienrichtung

Mathematik und Sport auf Lehramt

Studium der Telematik, Doktorat am der TU Graz mit Spezialisierung auf Bildverarbeitung und 3D-Rekonstruktion von Bildern

Interviewdatum

31. Juli 2011

Professorin Gelautz im Kurzinterview

Meine wissenschaftliche Tätigkeit liegt im Forschungsgebiet „Visual Computing“, welches ein Forschungsschwerpunkt an der Fakultät für Informatik ist. Innerhalb dieser Richtung beschäftige ich mich mit der Bild- und Videoverarbeitung, wobei das Hauptaugenmerk hierbei auf Multimediaanwendungen liegt. Darüber hinaus spielen auch Elemente aus der Computergraphik eine Rolle. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Leitung von Forschungsprojekten, sowohl im Grundlagen- als auch Anwendungsbereich, die von verschiedenen Fördergebern (FWF, WWTF, Microsoft Research Cambridge, FFG, EU) unterstützt werden. Als Leiterin des Doktoratskollegs „Computational Perception“ koordiniere ich die Aktivitäten eines interfakultären Teams von 10 DissertantInnen und zugehörigen BetreuerInnen, mit dem Ziel, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Forschungsbereichen Nachrichtentechnik, Robotik, Photogrammetrie und Visual Computing an der TU Wien zu stärken. Ein inhaltlicher Schwerpunkt der von mir geleiteten Forschungsgruppe ist der Themenkreis 3D-Video/TV. Mit einer Stereokamera werden Szenen aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen. Aus den Bildern möchte man dann räumliche Informationen rekonstruieren und ein dreidimensionales Modell gewinnen. Das Ziel ist dabei, zunehmend genauere und schnellere Stereo-Algorithmen zu entwickeln, welche die Basis für innovative Weiterentwicklungen, wie beispielsweise brillenloses 3D-Fernsehen, liefern. Für die Forschungsergebnisse im Bereich 3D-Rekonstruktion hat unser Team aus DissertantInnen und Postdocs bereits mehrere Preise gewonnen. In einem von der Firma Microsoft gesponserten Dissertationsstipendium geht es darum, die Extraktion von Objekten in Bildern und Videos möglichst ohne Unterstützung der Benutzer durchzuführen. Am Beispiel eines Urlaubsvideos würde das so aussehen, dass man eine Person aus einem störenden Hintergrund herauslöst. Hier ist es wichtig, dass das Objekt möglichst sauber vom Hintergrund getrennt werden kann, sodass nach Kombination mit anderen Bildinhalten das gesamte Bild realistisch wirkt. Besonders in Bereichen mit feinen Strukturen, wie zum Beispiel Haare, ist es normalerweise schwierig, die Extraktion präzise durchzuführen. Waren solche Fragestellungen in der Vergangenheit vor allem bei professionellen Anwendungen relevant, wird in Zukunft immer mehr der Markt für Heimanwender wichtig, um die steigende Zahl von digitalen Inhalten (Videos, Digitalfotos) sinnvoll bearbeiten zu können. Mit gängiger Software kann man solche Problemstellungen, wie das Kombinieren von verschiedenen Inhalten aus mehreren Fotos oder Videos, nur mit großem Zeitaufwand lösen. Hier sollen unsere Algorithmen weiterhelfen. 

Ein prägender Abschnitt meiner Berufslaufbahn war der zweijährige Forschungsaufenthalt in den USA. Zusätzlich zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung habe ich auch wesentlich von den dort vorhandenen weiblichen Rollenmodellen profitiert. Frauen als Professorinnen waren an der dortigen Fakultät keine Exotinnen sondern Alltag.

Meine Entscheidung für ein Lehramtsstudium unmittelbar nach der Matura war sicherlich von gängigen Rollenklischees beeinflusst. Generell glaube ich, dass Frauen häufig zurückhaltender auftreten, wodurch ihre Leistung – zumindest auf den ersten Blick – nicht entsprechend wahrgenommen wird.

Gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind natürlich die Grundvoraussetzung, um eine wissenschaftliche Karriere möglichst unterbrechungsfrei zu verfolgen. Wenn man kleine Kinder hat, muss man sich die Zeit extrem gut einteilen – für Extras wie das Bier nach der Arbeit mit den KollegInnen bleibt in dieser Phase häufig kein Platz.
Ein Punkt, der mir besonders wichtig erscheint, ist die Einrichtung von Dual-Career-Stellen. Österreich ist diesbezüglich noch Entwicklungsland, obwohl die Anzahl der Forscherpaare und damit der Bedarf nach „gemeinsamer Mobilität“ ständig steigt.

Fachliche Qualifikation ist die Voraussetzung – sie allein reicht jedoch nicht. Ich empfehle allen Kolleginnen, sich bereits frühzeitig nach Netzwerken und geeigneten MentorInnen umzuschauen. Und keine falsche Bescheidenheit – „Klappern“ gehört auch für WissenschaftlerInnen zum Handwerk!