Christina Maria Huber

© Jakob Barth

Christina Maria Huber, BSc MSc ist Absolventin des MSc Environmental Technology & International Affairs (ETIA), öffnet in einem neuen Fenster und gehörte im Jahr 2022 zu den „30 unter 30“ der TU Wien. Mittlerweile ist sie Head of Sustainability bei der neoom international gmbh, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Im Interview erzählt sie, was dort ihre größten Herausforderungen sind und wie sehr ihr das im Studium erworbene Wissen dabei hilft.


Sie sind Head of Sustainability bei NEOOM. Was ist das Besondere daran, für diese Organisation zu arbeiten?
NEOOM ist ein Unternehmen mit Sinn, in einem Sektor, der transformativ, wichtig und disruptiv ist. Dezentrale erneuerbare Energie interessiert mich schon seit vielen Jahren und war der Grund, warum ich mich ursprünglich für das ETIA-Programm entschieden habe. In diesem Bereich zu arbeiten, ist etwas Besonderes für mich. NEOOM bietet ein dynamisches Umfeld, das mich täglich herausfordert und zahlreiche Wachstumschancen bietet. Gleichzeitig sind meine Kolleg_innen werteorientiert und leidenschaftlich daran interessiert die Energiewende voranzutreiben, was ich zutiefst schätze.

Was war Ihr größter beruflicher Erfolg bisher?
Im Jahr 2023 wurde ich eingeladen, als Speakerin beim renommierten Salzburg-Summit teilzunehmen, wo ich dieselbe Bühne mit einflussreichen Persönlichkeiten wie Thierry Breton, Anton Zeilinger und Maia Sandu teilen durfte. Die Möglichkeit, intensiv über Nachhaltigkeit und den Übergang zu einem erneuerbaren Energiesystem auf einer solchen Plattform zu diskutieren, zeigte die breite Resonanz dieser Themen in verschiedenen Sektoren auf. Für mich wurde deutlich, dass es beim Thema Energiewende mehr gemeinsamen Boden zwischen Unternehmen und Politik gibt, als die öffentliche Debatte vermuten lässt. Diese Erfahrung stärkt meine Überzeugung, dass Kooperation und Gespräche auf Augenhöhe Brücken schlagen können und einen essenziellen Beitrag leisten, den Weg für ein nachhaltigeres Europa zu ebnen.

Wie hat die Absolvierung des MSc Environmental Technology & International Affairs zur Verwirklichung Ihrer Karriereziele beigetragen? Wovon haben Sie am meisten profitiert?
Das ETIA-Programm war für mich sehr bereichernd und hat den Grundstein für zahlreiche berufliche Möglichkeiten gelegt. Es hat meinen Wissensstand stark erweitert und hat mir eine ganzheitliche Perspektive auf Probleme vermittelt, indem es Dimensionen aus politischer, wirtschaftlicher und naturwissenschaftlicher Sicht berücksichtigt. Die größte Stärke des Studiums liegt, meiner Meinung nach, in der Vielfalt der Kurse. Der Übergang von einführenden Überblicken zu tiefgreifenden Details in verschiedensten Themenbereichen innerhalb kurzer Zeit hat meine Fähigkeit geschärft, komplexe Themen schnell zu erfassen und zu navigieren – eine Fertigkeit, die ich kontinuierlich im dynamischen Umfeld der Nachhaltigkeit anwende.

Und was war die größte Herausforderung auf Ihrem bisherigen Berufsweg?
Meine aktuelle Rolle selbst ist eine tägliche Herausforderung. Es geht darum, ein Thema und eine Abteilung in einem neuartigen Bereich von Grund auf aufzubauen, der nur wenige Grundregeln hat. Es ist jedoch auch eine Gelegenheit mit viel Raum für persönliches und berufliches Wachstum, und es ist aufregend im Bereich der Nachhaltigkeit zu arbeiten, genau weil hier viel Raum für Kreativität bleibt.

In welcher Hinsicht haben Ihnen die während des MSc-Programms erworbenen Qualifikationen bei der Bewältigung dieser Herausforderung geholfen?
Es ist schwierig, auf einen bestimmten Kurs oder eine bestimmte erhaltene Fähigkeit in einem so vielfältigen Master hinzuweisen. Aber ich meine, dass während meiner Zeit bei ETIA bestimmte Fähigkeiten sicherlich geschärft wurden, wie zum Beispiel das Arbeiten unter Druck, Vielseitigkeit, Aufgeschlossenheit und die Detail-orientiertheit, sich ganzheitlich mit den Komplexitäten von Systemen auseinanderzusetzen. Ein besonderer Dank geht an die Kurse von Professor Loibl zu internationalem und Umweltrecht, die mir die Angst vor dem Lesen von EU-Verordnungen genommen haben.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine gute Führungspersönlichkeit aus?
Aus meiner Sicht vereint eine gute Führungspersönlichkeit mehrere Schlüsselqualitäten: Es ist entscheidend diese Qualitäten auch vorzuleben, um den Standard für qualitative Arbeit und Authentizität zu setzen. Sie sollte in der Lage sein, aufmerksam zuzuhören und kontinuierlich mit Kolleg_innen und Mitarbeiter_innen in Kontakt zu treten sowie auf diese einzugehen, um eine kooperative Umgebung zu fördern, während sie Andere im Optimalfall mit Leidenschaft und Vision inspiriert, um gemeinsame Ziele zu schaffen und zu verfolgen. Darüber hinaus kann eine gute Führungspersönlichkeit die Stärken ihrer Teammitglieder erkennen und fördern, ist kooperativ und setzt auf einen wissenschaftsbasierten Ansatz in ihrer Entscheidungsfindung, um eine informierte und effektive Führung sicherzustellen.

Wie schaffen Sie es, Beruf und Privatleben in Balance zu halten?
Als jemand, der leidenschaftlich für das Thema einsteht, in dem sie arbeitet, fällt es mir manchmal schwer Arbeit und Privatleben zu trennen. Dennoch finde ich, dass es mir hilft, Zeit für Hobbys, Freund_innen und Familie zu nehmen, da ich dadurch produktiver und motivierter bei der Arbeit bin. Es hilft mir auch, klare Grenzen zu setzen und mich nicht ausschließlich über die Anzahl der gearbeiteten Stunden zu definieren. Wenn man sich ehrlich ist, gibt es immer noch etwas zu tun und man ist nie ganz fertig – sich von dem Anspruch zu verabschieden, dass alles fertig sein muss, hilft beim Halten einer Balance.

Welche Person würden Sie gern kennenlernen? Warum?
Ich würde gerne Jane Goodall treffen. Sie ist eine unglaublich inspirierende Person, die im Laufe ihres Lebens zahlreiche Herausforderungen überwunden hat, Grenzen auch für andere Frauen durchbrochen hat und dabei stets eine positive Einstellung auf das Leben bewahrt hat. Ihre mitfühlende Natur, ihre Hingabe zu Tieren und dem Wohl von Gemeinschaften sowie ihr lebenslanger Einsatz und Commitment für das größere Allgemeinwohl machen sie zu einer wirklich bemerkenswerten Persönlichkeit.

Was verbindet Sie heute noch mit der TU Wien Academy for Continuing Education? Haben Sie noch Kontakt zu anderen Studierenden oder Vortragenden?
Ich hatte das Glück, einige meiner besten Freund_innen während meiner Zeit bei ETIA kennenzulernen, und treffe andere ETIA-Absolvent_innen immer wieder in meinem beruflichen Leben. Ich habe auch den Kontakt zu einigen Vortragenden wie Professor Fellner oder Professor Puxbaum aufrechterhalten, mit denen ich gelegentlich einen Kaffee oder einen Spritzer trinke – es ist immer ein schönes Aufeinandertreffen.

Welche (beruflichen und/oder privaten) Ziele haben Sie sich für die nächsten zehn Jahre gesteckt?

Bereits als Teenager fand ich TED-Talks unglaublich inspirierend und informativ und bin dadurch in verschiedenste Perspektiven, interessante Projekte und in die Weltbilder leidenschaftlicher Personen eingetaucht. In Zukunft würde ich gerne die Chance bekommen meinen eigenen TED-Talk zu halten. Ich möchte Andere dazu inspirieren, nachhaltige Entscheidungen nicht nur in ihrem persönlichen Leben zu treffen, sondern auch ihre Energie, Zeit und ihr Geld dafür einzusetzen, positive Veränderungen in ihrem beruflichen Umfeld voranzutreiben. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle eine lebenswerte Zukunft verdienen, und die Bewältigung der Klimakrise ist ein entscheidender Faktor, um diese Zukunft zu gestalten. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Teil der Lösung sein kann – denn es geht nur gemeinsam.