Titel

Assistenzprofessorin für Stadtkultur und öffentlicher Raum (Tenure Track)
Dipl.-Ing. (FH) Dr. phil.

Geburtsjahr und -ort

1977, Lippetal, NRW, Deutschland

Studium/Studienrichtung

Promotionsstudium Europäische Urbanistik, Fakultät Architektur, Bauhaus-Universität Weimar, DE
Diplomstudium Landschaftsarchitektur/ Freiraumplanung, Fachhochschule Osnabrück, DE

Interviewdatum

13. Januar 2015

Professorin Knierbein im Kurzinterview

Internationale Stadtforschung und postkoloniale Planungstheorie, Fokus auf die Wissensfelder „Stadtkultur und öffentlicher Raum“

Meine Auslandsaufenthalte: als junge Forscherin mit Neugier für das Unkonventionelle und das Andere, speziell in Argentinien und England, und verschiedensten Städten in Süd-, Ost-, Nord- und Westeuropa
Meine Stipendiatinnenzeit zwischen 2000 und 2008: viele Begegnungen mit Querdenkern, Freigeistern, Enthusiasten, Weltoffenen, gemeinhin mit Menschen, die die Kontroverse und offene-inhaltliche Diskussion aus unterschiedlichen Perspektiven nicht scheuen, sondern suchen.
Meine Familie: Praxis-Theorie Bezug, Stadt-Land Reflexionen
Meine Berufsausbildung als Landschaftsgärtnerin: Starker Umsetzungs- und Gestaltungswille, Dinge konzipieren, verwerfen, neu denken, entwickeln, durchrechnen, realisieren, dokumentieren.
Meine Thesis-Betreuer: Schnittstellen zwischen Gestaltung, Planung und gesellschaftswissenschaftlicher Stadtforschung, Kreatives und Kritik konstruktiv verknüpfen

Das (sozial konstruierte wie biologische) Geschlecht hat sicherlich prägende Auswirkungen auf den Werdegang eines Menschen, genau wie andere Faktoren. Mich interessieren derzeit – ähnlich wie Bascha Mika das einmal formuliert hat – Frauenrollen jenseits des Opferdiskurses, wo wir aktiv versuchen, bestehende Machtstrukturen (z.B. stark männlich besetzte akademische Eliten) durch anderes Handeln aufzubrechen, umzulenken und neu zu organisieren. So eine Art Emanzipation aus dem Marginalisierungsdiskurs. Das ist in der Tat an der TU Wien eine große Herausforderung und erfordert Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und Unbeirrtheit, was die eigenen Rollen und Rechte betrifft. Vieles kann hier strukturell noch – v.a. was die informellen Netzwerke betrifft – verbessert werden, durch Frauen für Frauen, aber auch durch andere Entscheidungsträger. In den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil an Frauen in Führungspositionen sichtlich erhöht, und das entscheidende ist, dass die Netzwerke der Macht sich entsprechend verändern, Schritt für Schritt. Welche also sind die Formen weiblicher Macht, Macht hier verstanden als „power to“ (Handlungs- und Entscheidungskompetenz), und welche Rolle spielen soziale Intelligenz und Empathiefähigkeit in diesen weiblichen Netzwerken von Führungskräften? Und über Geschlechtertrennung hinaus: welche Netzwerke kann man quer durch Geschlechter-, Kurien- und Nationalitätszuschreibungen innerhalb der Universität spannen, welcher Arbeitsweisen bedarf offenes und tolerantes Handeln, das die verschiedenen Prägungen der KollegInnen im Arbeitsumfeld im Rahmen eines kritischen Diversitätsansatzes anerkennt und im Sinne einer kollegialen Wissenschaftskultur miteinander verknüpft?

Das ist eine sehr positive Erfahrung an der TU Wien, speziell mit einem Kind im KITA-Alter, wo mein Büro 5 Minuten vom TU Betriebskindergarten entfernt ist. Das entlastet uns als Familie und mich als berufstätige Forscherin mit Familie sehr. Auch die Qualität der Betreuung ist gegeben, in Form reformpädagogischer Ansätze. Was noch größere Entlastung bringen würde, ist, was die Betreuer_innen im Kindergarten entlastet und das Interesse der Kinder in den Vordergrund rückt, z.B. ein besserer Betreuungsschlüssel und weniger Personalfluktuation im Bereich der Pädagog_innen und Betreuer_innen im Kindergarten. Ich blicke gespannt auf den Übergang zur Schulzeit, und hoffe, dass sich diese grundsätzlich positiven Erfahrungen im Übergang zum Schulleben wiederholen werden.

Junge Kolleginnen sind oft recht zurückhaltend, was Ihre eigenen Fähigkeiten, Alleinstellungsmerkmale und Referenzen betrifft. Werdet selbstbewusster und stolzer auf das, was ihr seid und was ihr könnt, und positioniert Euch dementsprechend, etwa in Bewerbungsgesprächen. Die ersten Erfahrungen: Speziell in Bewerbungsgesprächen in der Privatwirtschaft gibt es auf einmal „neue Angebote“ (höhere Gehälter) oder „bessere Angebote“ (mehr Gestaltungsspielraum). Einfach ausprobieren!