Titel

Ass. Prof. DI Dr(in).techn.

Studium/Studienrichtung

Technische Physik an der TU Wien mit Auslandsaufenthalten im CERN/Genf und Loma Linda CA/USA

Arbeitsbereich

Strahlenphysik, Medizinphysik

Geburtsjahr und -ort

1967, Wien

Interviewdatum

25.5.2022

Karin Poljanc im Kurzinterview

Leider beschäftige ich mich viel zu wenig mit der Forschung. Mein Alltag ist durch Lehre und Administration geprägt.

Trotzdem gibt es einen eindeutigen wissenschaftlichen Schwerpunkt und der liegt in der Strahlentherapie, speziell zurzeit Brachytherapie und hier die statistische Auswertung von gespickten Prostatapatienten zusammen mit dem SMZ-Ost in Wien.

Zur Strahlentherapie bin ich über Umwege gekommen. Prof. Regler (HEPHY, ÖAW) hat mich während eines Sommeraufenthalts am CERN bezüglich einer studentischen Mitarbeit bei der Wanderausstellung "Heilen mit Hadronen" im Jahr 1996 angesprochen und mir kurze Zeit später, ohne dass ich mein Studium fertig hatte, eine Stelle zur Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie des ca. 250 Mio EURO Projekts MedAUSTRON angeboten, die ich angenommen habe. Nach Fertigstellung der Studie setzte ich mich auf eigene Kosten für 6 Monate in das damals führende Protonentherapie-Zentrum nach Loma Linda, CA/USA, um eine Dissertation zur vergleichenden Bestrahlungsplanung von Kopf-Halstumoren bei Kindern und Jugendlichen zu verfassen. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Uni. Klinik Innsbruck und am Österreichischen Patentamt in Wien, ist mir die Stelle einer Assistentin von Prof. Aiginger am Atominstitut angeboten worden, die ich gerne annahm.

Zum überwiegenden Teil die Eltern, die den Grundstock (naturwissenschaftlich geprägte Matura) gelegt haben und für alles Verständnis zeigten. Während des Studiums vor allem Professoren (nur männlich!), die  mich fachlich und menschlich forderten. Während der ersten Schritte im Berufsleben bewegte mich vor allem die Idee meine erworbenen naturwissenschaftlich-technischen Kenntnisse in einem interdisziplinären Feld, wie der medizinischen Physik, einsetzen zu können. Hier vor allem OA Auberger der Klinik Innsbruck, der oftmals meinen Ehrgeiz weckte. Ich arbeite sehr gerne in der Klinik vor allem mit dem medizinischen Pesonal zusammen, weil man von dieser Gruppe deren Herangehensweise kennen lernen darf. Nicht alles lässt sich durch Zahlen und Gleichungen ausdrücken. Medizin basiert auf sehr viel weitergegebenen Wissen und Erfahrung.

Einschneidend waren sicher auch unsere beiden Kinder, die eines der wertvollsten Güter immer wieder einfordern und das ist die Zeit, die dann anderenorts fehlt. Ich bin sehr stolz auf die beiden und freue mich frei nach Goethe: "ihnen keine Flügel zu schenken, ihnen aber das Fliegen zu lehren".

Als Frau wird man öfter zu Arbeiten herangezogen, die man Männern nicht (in diesem Umfang) zumuten würde. Das zeigt alleine schon die Aufgabenverteilung in der Forschung, der allgemeinen Administration oder in der Lehre. Die Statistik spricht für sich, sei es die Position innerhalb der TU,  die Gehaltsschere (inklusive Zulagen) oder die Rollenverteilung.

Großartig ist, dass man als Univ.Ass., ähnlich wie Profs., die Arbeitszeit unter Einhaltung der Randbedingungen "frei" einteilen kann. Das unterstützt das Familienleben ungemein. Vor allem in den ersten 10 Jahren wird die Arbeit  in die "kinderbetreute" Zeit verlagert, sprich wenn der Kindergarten, die Schule oder der Nachmittagsunterricht offen ist oder wenn sie schlafen :-) . Die Vereinbarkeit wird in erster Linie vom Partner und der zunehmenden Selbständigkeit der Kinder getragen. Natürlich helfen Initiativen, wie TUKids, Bring Your KIds Day, KinderUni (Technik), Feriencamp, ... ungemein, die wir zahlreich in Anspruch genommen haben. Was mit zwei Kindern nicht mehr möglich ist, ist die 60-Stunden Woche und ausgedehnte Forschungsaufenthalte, die oftmals einer "Anschubfinanzierung" oder "Ideenschmiede" gleichzusetzen sind. Dadurch entsteht ein Wettbewerbsnachteil für Menschen mit Betreuungspflichten, der aber durch die Freude am Heranwachsen der Kinder mehr als nur ausgeglichen wird. Meine innere Zufriedenheit hat sich vom Fokus Job auf den Fokus Kinder verlagert, wobei 100% im Job zu geben Grundvoraussetzung ist.

Mit einem ausgewogenen Maß an Intelligenz, Ehrgeiz, Empathie und vor allem Freude in dem was man bewerkstelligt, ist man am richtigen Weg.

 

... und was ich anders gemacht hätte: meine intrinsische Stärke liegt sicher im Management auf der Basis einer naturwissenschaftlich-technischen Ausbildung. Was mir daher fehlt ist das Zweitstudium an der WU. Aber dafür gibt es ja den Ruhestand. :-)