Titel

Assistenzprofessorin Mag.art. Dr.phil.

Geburtsjahr und -ort

1960 in Eschenau, NÖ; an der TU Wien beschäftigt seit 1985

Studium/Studienrichtung

Kunst und Kunstpädagogik  (Akademie der Bildenden Künste in Wien)

Kultur- und Geistesgeschichte (Hochschule für angewandte Kunst in Wien)

Interviewdatum

27. Januar 2019

Professorin Harather im Kurzinterview

Ästhetische Bildung und sozialintegrative Lernprozesse an der Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst und Architektur. Über die künstlerische Praxis und langjährige Beschäftigung mit (Architektur-)Bekleidungstheorien und -praktiken und deren sinnlich-atmosphärische Ausprägungen, fokussierte sich mein Forschungsinteresse zunehmend auf alltags- und zweckästhetische Phänomene und die damit in Zusammenhang stehenden Bildungsaspekte. Dies vor allem auch deshalb, weil ich binnen fünf Jahren Mutter von vier Kindern geworden war und die vielfältigen und bereichernden Erfahrungen, die das Mehrkind-Familienleben mit sich bringt, bestmöglich auch in mein Berufsleben integrieren wollte. Und so wurden das Experimentieren mit sozialen und kreativen Lernprozessen, das bedarfsorientierte Gestalten von Netzwerken, Kooperationen und Synergien sowie das gezielte Arbeiten mit Qualitäten des Mangels zunehmend zu Schwerpunktthemen meiner künstlerisch-experimentellen Forschung.

 

 

Kontinuierlich begleitet hat mich mein Partner, wir sind sowohl privat als auch beruflich ein gut eingespieltes Team. Eine gewisse Unabhängigkeit, vor allem auch die Unabhängigkeit von stereotypen Rollenbildern und (vermeintlichen) Förderern war mir stets sehr wichtig. Oft waren es zufällige Begegnungen und Begebenheiten, die mich inspiriert haben oder auch die Dynamik, die das Arbeiten in immer wieder neuen Teamkonstellationen mit sich bringt.

Ja, ganz bestimmt. Als ich Mitte der 1980er Jahre als ganz junge Kunstakademieabsolventin hier im Haus an der Fakultät für Architektur und Raumplanung begonnen habe, gab es keine einzige Professorin und uns Assistentinnen konnte man an einer Hand abzählen. Es waren harte Lehrjahre, die mich aber darin bestärkt haben, das zu tun, was ich für wichtig und richtig halte und mich möglichst wenig von Vaterfiguren und männlichem Autoritätsgehabe beeindrucken zu lassen.

 

Wie bereits angesprochen, spielt mein Partner eine tragende Rolle, er arbeitet Teilzeit. Das Familienmanagement übernehme größtenteils ich, und trotz meiner doch sehr fordernden Vollzeitbeschäftigung ist es mir wichtig, ausreichend Familienzeit zu haben und auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Nach der Zwillingsgeburt (3. Und 4. Kind) war die Möglichkeit, die Elternkarenz durch eine unbezahlte Karenzzeit zu verlängern (trotz der finanziell prekären Situation) familientechnisch sehr wertvoll, und ich denke, wir konnten gemeinsam eine sehr gute, liebe- und vertrauensvolle Basis für die weiteren Entwicklungen schaffen. Darüber hinaus hilft es mir sehr, dass ich in meiner beruflichen Position die Wahl habe, einen Teil meiner Arbeitszeit flexibel zu gestalten und auch von zu Hause und an anderen Orten beruflich arbeiten zu können. Ebenso erleichtert die Möglichkeit, meine Forschungsinteressen mit dem Privatleben zu verknüpfen und hier wie da aktiv und kreativ zu gestalten und beständig an systemischen Weiterentwicklungen und Veränderungen zu arbeiten, die Vereinbarkeit. Natürlich ist es eine tagtägliche Herausforderung, phasenweise auch Überforderung, aber ich liebe meine Familie und ich liebe meinen Beruf! Und da ich äußerst selten den Vorwurf höre: „Du hast ja nie Zeit für mich!“, plagt mich auch selten das schlechte Gewissen.

(Werdenden) Vätern empfehle ich, die Möglichkeit der Elternkarenz zu nutzen und mehr noch: Für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung würde ich es enorm wichtig finden, jeden Vater mindestens 6 Monate in Karenz zu schicken. (Jungen) Frauen empfehle ich, mehr zu ihren ganz eigenen Qualitäten zu stehen, „selbst bewusst“ in der eigentlichen Wortbedeutung zu sein, und nicht nach „von Männern für Männer“ gemachten Spielregeln zu spielen um vorwärts zu kommen, sondern die ihnen wichtigen Wertevorstellungen und Wertigkeiten deutlich zu machen und beharrlich einzufordern.