Titel

Assistant Prof., Dipl-Ing. Arch. Dr. techn.

Geburtsjahr und -ort

1973, Zagreb, Kroatien

Studium/Studienrichtung

Diplomstudium Architektur, TU Wien
Postgraduales Studium Baumanagement, Bauhausuniversität Weimar
Doktoratsstudium an der Fakultät für Bauingenieurwesen, TU Wien

Interviewdatum

13. Januar 2015

Frau Kovacic im Kurzinterview

Integrale Planung – als interdisziplinäre Kollaboration aller am (Bau)Planungsprozess beteiligten Disziplinen.
Bereits mein Vater, der Architekt war, arbeitete in einem „Integralen Planungsbüro“, wo neben den ArchitektInnen auch Tragwerks- und Haustechnikplanende zusammenarbeiteten. Diese Arbeitsweise war für mich ganz natürlich. Erst später im Studium und Beruf lernte ich, dass die Zusammenarbeit der Disziplinen nicht die Praxis ist und oft der Grund für Fehler in Planung und Bau, und insbesondere die spätere Gebäude-Nutzung negativ beeinflusst.
An unserer Abteilung, welche auch den Namen „Interdisziplinäre Planung“ trägt, ist diese Philosophie Bestandteil der Lehre und Forschung.
Mein Forschungsziel für die Zukunft ist einen Schritt weiter zu gehen – nämlich von der interdisziplinären zur transziplinären Planung, also Schaffung der neuen, gemeinsamen Disziplin-Übergreifenden Wissen und somit Innovation durch die Kollaboration.

Wie bereits erwähnt, gilt mein Interesse nicht nur der Architektur, sondern auch der gebauten Umwelt und daran, wie diese entsteht. Dieses Interesse wurde durch meinen Vater und dessen Beruf, welcher tatsächlich seine Berufung war und somit auch Bestandteil meiner Kindheit und Jugend, wesentlich beeinflusst.
Eine weitere wesentliche Person für meine wissenschaftliche Laufbahn ist Professor Christoph Achammer, mein Doktorvater, der alle meine für die Bauforschung manchmal unorthodoxen Ideen unterstützt und ermutigt. Auch ist er mein Vorbild als Führungspersönlichkeit.

Ja bestimmt – ich bewege mich in einer besonders traditionellen, durch Männer dominierten Branche. Denken Sie nur an die Baubesprechung auf der Baustelle. Die Bauforschung ist immer noch wesentlich von dieser beruflichen Kultur und Tradition beeinflusst – letztendlich wende ich die Methoden aus der sozial-empirischen Forschung an, wie beispielsweise Leitfadeninterview oder Ethnographie, wo ich öfters mitten im Baugeschehen mit Investoren, Planenden oder Baufirmen verhandeln muss. Da muss man als Frau schon Taktiken entwickeln, um an notwendige Informationen zu kommen, dabei Integrität zu bewahren und sich danach auch im eigenen Feld zu behaupten.
Ich glaube, wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns, da in Österreich weibliche Rollenbilder in der Bauindustrie und Bauforschung, oder auch Frauennetzwerke, die neue Generationen ermutigen würden diese Traditionen zu ändern, fehlen.

Ohne familiären Zusammenhalt und Unterstützung vor allem seitens meines Mannes würde ich meine berufliche Karriere und Laufbahn nie verwirklichen können. Besonders vorteilhaft für unsere Familie war der TU Kindergarten und auch die TU-Nähe zur Evangelischen Volksschule am Karlsplatz – sozusagen ein Bildungscampus. Mein Sohn weiß bereits jetzt mit seinen 9 Jahren, dass er an der TU studieren möchte.

Sich selbst treu zu bleiben und den eigenen Weg gehen. In der Forschung ist es oft so, dass man als ForscherIn ihrer/seiner Zeit voraus ist, oder dass eigene Ideen auf wenig Verständnis in der unmittelbaren Umgebung stoßen.  
Deshalb muss man (und insbesondere als Frau) einen sehr langen Atem und viel Geduld haben bis der richtige Zeitpunkt kommt, aber auch genug Mut aufweisen, um für die Idee zu kämpfen, wenn die Zeit dafür reif ist.