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Wie umgehen mit automatisierten Fahrzeugen?

Automatisierte Mobilität stellt die Stadt- und Raumplanung vor große Herausforderungen. Ein von der Daimler und Benz Stiftung gefördertes Forschungsteam der TU Wien analysiert das in einem neuen Buch.

Straßenszene mit öffentlichen Verkehrsmitteln

© Robert Martin, JAJA Architects

Als Teil des öffentlichen Verkehrs kann die automatisierte Mobilität ihre Vorteile ausspielen, ansonsten drohen steigende Verkehrsmengen.

Vor fünf bis zehn Jahren schien die Sache ziemlich klar zu sein: Selbstfahrende Autos sind die Zukunft. Der letzte Mensch, der je einen Führerschein machen würde, sei bereits geboren, so hieß es. Doch die Revolution blieb aus, bisher zumindest. Gleichzeitig wurde klar: Das automatisierte Fahren bietet nicht nur neue Möglichkeiten, sondern auch Gefahren, die dringend diskutiert werden sollten – etwa stark zunehmender Verkehr, eine beschleunigte Zersiedelung mit hohem Flächenverbrauch oder eine sinkende Lebensqualität in Städten. Die Frage ist also, wie automatisierte Mobilität zu einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft führen, und wie diese Entwicklung schon heute gesteuert werden kann. 

Am Institut für Raumplanung an der TU Wien hat sich, im Rahmen eines Förderprojekts der Daimler und Benz-Stiftung, ein interdisziplinäres Team mit genau dieser Thematik beschäftigt. Für ihr soeben erschienenes Buch „AVENUE21 Band 2: Politische und planerische Aspekte der automatisierten Mobilität“ hat das Team Kolleg_innen aus aller Welt eingeladen, den Rahmen für eine nachhaltige Zukunft mit automatisierten Fahrzeugen abzustecken. 

Grenzen der Technologie 

Die Forschenden der TU Wien wollen mit dieser Publikation zu einer Neubewertung der Technologie rund um das selbstfahrende Auto beitragen. Schon in früheren Arbeiten konnte das Team zeigen, dass automatisierte Fahrzeuge aus technologischer Sicht wohl noch lange Zeit nur ganz bestimmte Teile des Straßennetzes befahren werden können. 

Was auf den ersten Blick wie ein Problem wirkt, kann sogar der Schlüssel zum nachhaltigen Einsatz dieser Technologie sein: Das Team kommt zu dem Schluss, dass sich die meisten negativen Effekte, etwa Zersiedelung oder steigende Verkehrsmengen, nur dann vermeiden lassen, wenn lediglich ausgewählte Straßenzüge für bestimmte Einsatzformen der automatisierten Fahrzeuge geöffnet werden (als Teil des öffentlichen Verkehrs oder Sharing-Fahrzeuge). Ohne steuerndes Eingreifen seitens der Planung und der Politik drohen die genannten Gefahren positive Effekte zu übertreffen. 

„Klimawandel und andere Umweltbelastungen, die der Verkehr verursacht, lassen nicht zu, dass wir unkritisch Wünsche und Hoffnungen auf eine künftige Technologie projizieren. Wir müssen zuerst die Grenzen dieser Technologie verstehen, bevor wir ihre Rolle im Mobilitätssystem der Zukunft gestalten können“, sagt Mathias Mitteregger, Leiter des Forschungsprojekts. 

Vermessung einer automatisierten Mobilitätswelt 

Die mit der automatisierten Mobilität verbundenen Hoffnungen stehen häufig im Kontrast zur politischen und planerischen Realität. Für ein nachhaltiges Verkehrssystem der Zukunft muss die Einführung der automatisierten Mobilität genau vorbereitet und auch an den jeweiligen lokalen Kontext angepasst werden. Für den nun erschienenen Sammelband hat das Team international nach Beispielen und Ansatzpunkten in Stadt und Land gesucht, wie automatisierte Fahrzeuge Teil dieser nachhaltigen und ganzheitlichen Verkehrslösung werden könnten. 

So wird gezeigt, wie in Japan diese Technologie einsetzen wird, um eine dramatisch schrumpfende und alternde Bevölkerung in ländlichen Regionen zu versorgen. In einem anderen Beispiel wird gezeigt, welche Schritte in der Schweiz bereits heute gesetzt werden, um die bestehende Vorreiterposition im öffentlichen Verkehr durch individualisierte automatisierte Mobilitätsdienstleistungen auszubauen. Der Band macht ebenfalls deutlich, dass automatisierte Fahrzeugflotten einiges von gemeinnützigen Fahrdiensten im Umland Wiens lernen könnten.
 
Darüber hinaus werden konkrete Planungsansätze für Adaptionen im Straßenraum vorgestellt, durch die städtebaulicher Mehrwert generiert werden kann. Ebenso wird aufgezeigt, wie strategische Planungsprozesse aussehen könnten, um im Umland Wiens sanfte Mobilität und automatisierte Mobilitätsdienstleistungen Hand in Hand zu entwickeln. 

Gleichsam wird die Technologie in einen breiteren Wandel der modernen Gesellschaft eingebettet. Was bedeutet automatisierte Mobilität für die zunehmende Überwachung des öffentlichen Raums? Welche Straßenräume und Verkehrsarten eignen sich für einen Einsatz automatisierter Fahrzeuge? Und wofür, wo und in welcher Form brauchen wir automatisierte Fahrzeuge eigentlich? 

Die Beiträge decken somit aktuelle Fragestellungen zu politischen und planerischen Aspekten der automatisierten Mobilität vielschichtig ab und geben eine Perspektive für Planung und Politik, auf welche Art eine umwelt-, raum- und gesellschaftsverträgliche Nutzung dieser Technologie erreicht werden kann. 

AVENUE21 Band 2

Das neue Buch „AVENUE21 Band 2: Politische und planerische Aspekte der automatisierten Mobilität“ ist im Springer Vieweg Verlag erschienen und ist unter folgendem Link frei zugänglich: https://www.springer.com/de/book/9783662633533, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster  

Auch die erste Publikation des Teams ist als Open Access bei Springer Vieweg erschienen und unter diesem Link verfügbar: https://www.springer.com/de/book/9783662612828, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster


Kontakt

Jonathan Fetka
Institut für Raumplanung
Technische Universität Wien
+43 1 588 01 25019 
jonathan.fetka@tuwien.ac.at 

Aussender:
Dr. Florian Aigner
PR und Marketing
Technische Universität Wien
Resselgasse 3, 1040 Wien
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