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Woman in Science: TUW-Vizerektorin Ute Koch

Ute Koch ist seit Oktober 2023 als Vizerektorin für den Bereich Personal verantwortlich. Im Interview gibt die ausgebildete Juristin Einblicke in ihre Persönlichkeit, spricht darüber, wie sich die TU Wien im Laufe der Jahre verändert hat und über ihre Schwerpunkte als Personalverantwortliche.

Porträtbild von Vizerektorin Ute Koch. Hintergrund grau.

© TUW

Ute Koch, TUW-Vizerektorin Personal

TUW-Vizerektorin Ute Koch im Interview

Ute Koch wurde im Oktober 2023 zur Vizerektorin Personal an der TU Wien berufen. Die gebürtige Steirerin und studierte Juristin kennt das Haus allerdings sehr gut, ist sie doch seit knapp 20 Jahren hier tätig: 2004 begann sie ihre Karriere an der TU Wien, wo sie in der Rechtsabteilung für die Bereiche Arbeits- und Sozialrecht, Urheberrecht und Gesellschaftsrecht zuständig war. 2012 wechselte sie in das neue Vizerektorat für Personal und Gender als Spezialistin für arbeits- und dienstrechtliche Fragen. TUW-Mitarbeiter_innen ist sie zudem durch ihre Schulungen zu ausgewählten arbeitsrechtlichen Themen und als Datenschutzkoordinatorin bekannt. Ute Koch ist Mitglied der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster) und im UNI-HR der Universitäten. Im Interview, das wir in ihrem Büro – mit einer lindgrün bemalten Wand, an der ein farbenprächtiges Kunstwerk ihrer Kollegin Vizerektorin Jasmin Gründling-Riener hängt – geführt haben, gibt Ute Koch Einblicke in ihre Werte und Prägungen und die Schwerpunkte ihrer Arbeit als Vizerektorin Personal.

Frau Koch, wie hat sie ihr Elternhaus geprägt?

Das Wichtigste, das ich von zu Hause mitbekommen habe, ist die Kultur des Austauschs, des Miteinander-Redens und Erzählens. Wir sind jeden Abend zusammengesessen und meine Eltern haben den Tag Revue passieren lassen – mein Bruder und ich waren immer mit einbezogen. Ich bin mit Eltern aufgewachsen, die uns sehr viel erklärt haben, uns über Hintergründe aufgeklärt und mit uns immer offen gesprochen haben. In meinem Elternhaus habe ich auch gelernt, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen.

Sie sind ausgebildete Juristin. Was bedeuten Ihnen Recht und Gerechtigkeit?

Ich hatte schon als Kind einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und mich hat immer interessiert, wie Recht im realen Leben wirkt. Während des Studiums konnte ich mir das nur schwer vorstellen, denn vieles ist dabei abstrakt und theoretisch. In meinem Gerichtsjahr habe ich dann zum ersten Mal verstanden, wie Paragrafen und so manche unhandliche Formulierung Menschen dabei helfen können Situationen zu klären und Orientierung geben. In den Jahren, die ich an der TU als Juristin tätig war, hat sich dieser Eindruck gefestigt: Das Recht bietet uns einen objektiven Maßstab – das hat etwas Beruhigendes, was ich als sehr schönen Aspekt empfinde.
Mir persönlich ist wichtig, dass wir alle vor dem Gesetz gleich sind. Ich versuche ohne Ansehen der Person zu urteilen. Das ist gar nicht so einfach, denn oft geht es auch um sehr persönliche Fragestellungen – aber das Gesetz gibt eine Richtlinie vor, die dabei hilft Dinge, die ähnlich sind, gleich zu behandeln. Übrigens ist eine Beurteilung nach den Regeln des Gesetzes das eine, das andere ist soziales Handeln, für das wir als TU Wien genauso stehen.

Wie hilft ihnen ihre berufliche Prägung in ihrer jetzigen Situation als für das Personal verantwortliche Vizerektorin?

Sie hilft mir unglaublich! Wie schon erwähnt, etwa dabei, Objektivität zu wahren. Wenn Leute mit besonderen Anliegen zu mir kommen, dann verstehe ich es als meine Aufgabe, sie im Sinne der rechtlichen Gegebenheiten gleich zu behandeln. Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass gemeint wird, man glaubt bei mir mehr erreichen zu können, weil ich eine Frau bin. Es ist mir aber wichtig, dass Entscheidungen für alle die gleichen Grundlagen haben und nachvollziehbar sind. Diesbezüglich hat mich meine Ausbildung und meine Tätigkeit als Juristin geprägt und darüber bin ich froh.   

Wie werden Sie ihre Position als personalverantwortliche Vizerektorin gestalten und hat Sie etwas überrascht, als Sie in diese Position gekommen sind?

Ich habe lange überlegt, wie ich meine Position anlegen möchte. Wichtig ist mir, eine Vizerektorin für alle Mitarbeiter_innen zu sein. Ich verspüre eine gewisse Distanz, einen Gap zwischen dem wissenschaftlichen und dem allgemeinen Personal. Daher möchte ich für ein größeres Verständnis der beiden Gruppen füreinander sorgen und damit die Zusammenarbeit verbessern.

Wichtig ist auch für mich, dass wir im Haus die Herausforderungen, die der Arbeitsmarkt mit sich bringt, annehmen: Das betrifft etwa Karrierefragen oder die Weiterentwicklung der Mitarbeiter_innen. Mein Team und ich sind mitten in der Arbeit, um konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Persönlich habe ich mir vorgenommen, in Diskussion mit den einzelnen Gruppen zu treten. Denn ich bin überzeugt davon, dass ich durch Zuhören wichtige Dinge erfahre und ein Gespür für Stimmungen bekomme. Außerdem drücke ich damit meinen Mitarbeiter_innen gegenüber Wertschätzung und Respekt aus. Klar, Veränderungen brauchen ihre Zeit, aber Zuhören und Gehörtwerden führt zu beiderseitigem Verständnis. Für diese Linie steht übrigens auch das gesamte Rektorat.

Und nun zu dem, was mich überrascht hat: Vor allem, dass manche Kollegen und Kolleginnen von meiner neuen Rolle verunsichert waren. „Wird sie sich jetzt anders verhalten als Vizerektorin?“ Ich hatte angenommen, dass sie mich kennen und wissen, wofür ich stehe. Aber wahrscheinlich gehört das zu einem Rollenwechsel; ich selbst habe ja auch etwas Zeit gebraucht, um meine neue Rolle einzunehmen. Heute, nur wenige Monate später, hat sich das gelegt und alle konnten sehen, dass ich die gleiche geblieben bin. Dass manche Zweifel daran formuliert haben, dass ich die Verantwortung als Vizerektorin bewältigen kann, weil ich eine Frau bin, hat mich übrigens nicht überrascht. Eher, wie schnell das gekommen ist.

Sie kennen die TU Wien schon fast 20 Jahre lang. Wie hat sich das Haus verändert, in der Zeit in der Sie es kennen? 

Ich habe miterlebt, wie es dem Haus immer wieder gelingt sich an neue Situationen anzupassen. Das verdanken wir zum Großteil unseren Mitarbeiter_innen. Die TU Wien hat sich meinem Eindruck nach in den 20 Jahren, die ich sie kenne, geöffnet und stellt Menschen ein, die neue Ansichten einbringen. Das finde ich persönlich sehr bereichernd. Ich freue mich über die junge Generation und finde aber genauso bemerkenswert, wie langjährige Mitarbeiter_innen sich einbringen und die Universität dabei unterstützen neue Situationen gut zu meistern. Ich glaube, gerade diese Mischung macht es aus und trägt Veränderungen am stärksten.

Was hat die TU Wien, was haben Sie zukünftig vor, damit der Frauenanteil steigt – nicht nur in den unteren Etagen, sondern überall?

Das Thema ist komplex und betrifft die ganze Gesellschaft. Die TU Wien kann Ungleichheit leider nicht alleine bewältigen. Das Rektorat ist fest entschlossen, weiterhin und verstärkt Maßnahmen zu setzen, um Ungleichheit zu beseitigen und den Frauenanteil sowohl bei den Studierenden als auch bei den Wissenschaftler_innen zu erhöhen.
Wir treffen bereits seit vielen Jahren Maßnahmen, um junge Frauen zu ermutigen ein Studium an der TUW zu beginnen: durch Workshops, dem Girl’s Day etc. Zudem haben wir Mentoringprogramme, um Studienanfängerinnen in ihren ersten Semestern zu begleiten, ebenso wie die fünf Frauennetzwerke an den unterschiedlichen Fakultäten. Nicht zu vergessen sind die Abteilung für Genderkompetenz, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen und Schulungen. Es existiert schon jetzt ein breites Spektrum an Maßnahmen und Stellen um Gendergerechtigkeit und Gleichbehandlung durchzusetzen und wir sind mitten im Konkretisieren weiterer Maßnahmen. Klar ist: Dass wir einen höheren Frauenanteil an der TU bekommen, ist dem gesamten Rektorat ein großes Anliegen. Je höher er ist, umso mehr Frauen werden ein technisches Fach studieren. Denn weibliche Vorbilder sind wichtig und wir möchten zeigen: Das sind unsere hervorragenden Frauen, das ist unsere Zukunft, unsere weibliche Zukunft.

Was ist und was war wichtig für Ihre Karriere?

Ich habe es nicht darauf angelegt, Karriere zu machen, aber eines war mir früher genauso wie jetzt wichtig: Ich möchte meine Ehrlichkeit behalten, bei mir bleiben und mir selbst in die Augen schauen können.

Und abschließend: Welche ist ihre Lieblingsfarbe?

Schwarz – das ist zwar keine Farbe, ich liebe sie aber trotzdem. Schwarz gibt mir ein Gefühl der Erdung.

Danke für das Gespräch!

Interview: Edith Wildmann