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Wirtschaftskammerpreis: Schmerzlinderung über das Ohr

Eugenijus Kaniusas von der TU Wien gewinnt den Wirtschaftskammerpreis 2017 mit einer Technologie, die Schmerzen lindern und Durchblutung fördern kann.

Prof. Eugenijus Kaniusas

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Prof. Eugenijus Kaniusas

Drei kleine Elektroden in einem Ohr

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Elektroden am Ohr zur Stimulation des Vagusnervs

Der Vagusnerv spielt für unsere Gesundheit eine äußerst wichtige Rolle. Er verläuft vom Kopf über Hals und Brust bis zu den inneren Organen. An bestimmten Stellen – etwa am Ohr – kann man diesen Nerv gezielt stimulieren und damit bemerkenswerte therapeutische Effekte erzielen. Damit beschäftigt sich der Elektrotechniker Prof. Eugenijus Kaniusas (Institute of Electrodynamics, Microwave and Circuit Engineering, TU Wien). Für eine Individualisierung elektrischer Stimulationstechnologien am Vagusnerv wurde er nun mit dem Wirtschaftskammerpreis 2017 ausgezeichnet.

Messen und Beeinflussen
„Dass man durch elektrische Stimulation des Nervus Vagus  tolle Erfolge erzielen kann, weiß man schon seit Jahren“, sagt Eugenijus Kaniusas. „Über winzige Nadeln im Ohr kann man das parasympathische Nervensystem anregen und damit Schmerzen lindern, Entzündungen bekämpfen oder die Durchblutung verbessern – ganz ohne Medikamente.“

Kaniusas entwickelt mit seinem Team, und in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien sowie dem von ihm mitbegründeten Spin-Off SzeleSTIM GmbH, elektronische Techniken, um gezielt in den Körper einzugreifen und gleichzeitig wichtige medizinische Parameter zu messen.

„Die Therapiekonzepte, die es derzeit gibt, stimulieren einfach auf vorgegebene Weise, ganz ohne Feedback“, erklärt Eugenijus Kaniusas. „Das kann zu einer Über- oder einer Unterstimulation führen.“ Wird zu viel stimuliert, können die Nervenendigungen ermüden und die Wirksamkeit der Therapie einschränken. Stimuliert man zu wenig, ist der Effekt ebenfalls geringer und das Therapieziel wird verfehlt. Um das optimale Mittelmaß zu finden, muss man den physiologischen Zustand, der sich im Lauf der Therapie ständig verändert, überwachen und berücksichtigen.

Das kann durch spezielle Sensoren gelingen, die am Körper getragen werden – etwa am Finger oder auf der Brust, um die Herzaktivität zu erfassen. Kaniusas arbeitet mit seinem Team an einem anderen Zugang: Er möchte ohne zusätzliche Sensoren auskommen und wichtige Messgrößen direkt am Ohr messen.

Der Wirtschaftskammerpreis wird jährlich von der Wirtschaftskammer Wien für Forschungsprojekte mit besonderer Praxisrelevanz für die Wirtschaft vergeben. Er ist mit 25.000,00 Euro dotiert.