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„Viel herrlich und schöne Gärten“

Eva Berger von der TU Wien veröffentlichte ein Buch über 600 Jahre Gartenkunst in Wien.

Eine Stadt ist nicht die Summe ihrer Gebäude. Oft sind es gerade die Grünflächen dazwischen, die eine Stadt zu etwas Besonderem machen. Prof. Eva Berger vom Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen beschäftigt sich seit Jahren mit der historischen Entwicklung städtischer Gärten und Parkanlagen in Österreich. Im Böhlau-Verlag hat sie in diesem Jahr nun ein Buch über die Gartengeschichte Wiens herausgebracht.

<link http: www.boehlau-verlag.com oesterreichische_gartengeschichte.htm>„Viel herrlich und schöne Gärten":
600 Jahre Wiener Gartenkunst
Gebundene Ausgabe
Böhlau Wien-Köln-Weimar

<link https: doi.org>

e-book: doi.org/10.7767/9783205204633, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

TU Wien: Warum sind es gerade die Gärten, für die Sie sich interessieren?Eva Berger: Die Entwicklung der Gärten und Parks sagt viel über eine Stadt aus – auch in Hinblick auf soziale Veränderungen. Gärten ändern ihr Erscheinungsbild viel schneller als Gebäude. Die Bausubstanz ganzer Stadtteile kann Jahrhunderte lange bestehen, aber europaweit sind heute nur noch etwa 20% der ursprünglich angelegten Parks vorhanden. Wenn man sich Gedanken über die Geschichte der Gärten macht, muss man das also unter Einbeziehung der Gärten tun, die heute gar nicht mehr sichtbar sind.TU Wien: Seit wann spielen Gärten in unseren Städten überhaupt eine Rolle?Eva Berger: Im Mittelalter waren Gärten in der Stadt noch kein Thema. Damals hatte man noch andere Sorgen und musste Burgen und Befestigungsmauern anlegen. Doch dann kam die Renaissance:  Im 15. Jahrhundert begann man in Italien, Ideen aus der Antike neu zu schöpfen, und damals begann man auch, repräsentative Gärten anzulegen.TU Wien: Und dieser Trend kam dann nach Wien?Eva Berger: Nicht sofort. In Wien wurde die Idee ab dem 16. Jahrhundert aufgegriffen. Damals war natürlich der Bevölkerungsdruck in der Stadt noch geringer, der Adel und besonders natürlich das Kaiserhaus hatte plötzlich den Drang, Gartenschlösser anzulegen – das begann in der Zeit des Hochbarock, ab 1683, nach der zweiten osmanischen Belagerung. Damals wurde die Gartenanlage im Belvedere geschaffen, genauso wie die des Gartenpalais Schwarzenberg.TU Wien: In durchgeplant strengem Stil, wie man ihn etwa heute auch in Schönbrunn findet?Eva Berger: Damals schon, das war der französische Garten-Stil. Man versuchte, die Regelmäßigkeit der italienischen Renaissancegärten ins Unendliche auszudehnen. Österreichische Gärtner gingen nach Frankreich, um Neues zu lernen, man holte französische Gärtner nach Wien. Doch in der Aufklärung wandte man sich davon eigentlich wieder ab. Der strenge französische Gartenstil wich dem englischen Stil, der sich enger an der Natur orientierte. Schönbrunn war dann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts also eigentlich eine Gartenanlage, die gegen den Trend der Zeit errichtet wurde: Die französische Strenge mit den präzise ausgerichteten langen Sichtachsen bis zur Gloriette war damals schon längst nicht mehr zeitgemäß. Dieser altväterliche Stil von Schönbrunn wurde auch damals bereits kritisiert.TU Wien: Der Bedarf an Wohnraum in der Stadt steigt immer weiter – was bedeutet das für die Gärten?Eva Berger: Die Parks sind in den Flächenwidmungsplänen verankert, das lässt sich schwer ändern. Ganz anders sieht es aber natürlich bei privaten Gärten aus, etwa im 18. und 19. Bezirk. Da kommt es schon vor, dass eine Villa mit Privatpark verkauft wird und der Park dann Reihenhäusern weichen muss. Bei den Quadratmeterpreisen, die dort bezahlt werden, ist das nicht überraschend.

 

Bild: Böhlau