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Ronald Blab – Professor für Strukturoptimierung von Straßen und Flugbetriebsflächen

Die Beschaffenheit von Straßenoberbauten aus Asphalt und Beton analysiert Ronald Blab mit Hilfe von Feldmessungen und numerischen Simulationen. Mit dem Ergebnis können neue innovative Baustoffe entwickelt und die Gebrauchsdauer von Straßenbefestigungen prognostiziert werden. Privat hält sich der Vater von drei Kindern mit Lauftrainings fit und begeistert sich für das Wiener Kulturleben.

Ronald Blab

Ronald Blab

Ronald Blab

Transportation Studies im Sonnenschein-Staat Kalifornien

Der ursprünglich aus Oberösterreich stammende TU-Professor Ronald Blab übersiedelte im Alter von neun Jahren mit seinen Eltern nach Wien. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er ein Studium an der Universität für Bodenkultur, im Bereich Kulturtechnik und Wasserwirtschaft. Im Jahr 1993 wechselte er an die TU Wien, wo er bei seinem Doktorvater Professor Johann Litzka mit der Dissertation begann. Davor war Ronald Blab als Projektleiter in der Privatindustrie tätig. Es folgte eine sechsjährige Tätigkeit als Universitätsassistent am Institut für Straßenbau und Straßenerhaltung. Hierbei untersuchte Professor Blab Spannungs- und Dehnungsverhältnisse in bitumösen Straßenaufbauten. „Unterhalb der Fahrspur entstehen Spannungen. Mit Hilfe von Feldmessungen haben wir unter Einsatz eines eigenen Messsystems die tatsächlichen Lasteinbringungen möglichst realistisch erfasst. Durch numerische Simulationen konnten wir dann die Gebrauchsdauer einer Straßenbefestigung realistischer prognostizieren“, erzählt Blab. Mit dem Max-Kade-Stipendium ging Professor Blab an die University of California at Berkley und war dort bis zum Jahr 2000 als senior researcher am Institute for Transportation Studies tätig. „Ich habe mich dort mit der Dimensionierung von Straßenbauten und mit theoretischen Modellierungen des Straßenoberbaus beschäftigt. Obwohl ich auch in Berkley eine Stelle als Assistant Professor bekommen hätte, bin ich aus privaten Gründen mit meiner Familie nach Wien zurückgegangen“, so Blab. Wieder zurück an der TU habilitierte sich der Wahlwiener im Fach Straßenbau und Straßenerhaltung. Kurze Zeit später wurde er Laborleiter eines Christian Doppler-Labors für „Gebrauchsverhaltensorientierte Optimierung flexibler Straßenbefestigungen“, das gleichzeitig das erste CD-Labor an einer Fakultät für Bauingenieurwesen war. Im April 2005 bekam Blab einen Ruf an die Ruhr-Universität Bochum als Professor für Verkehrswegebau. Im gleichen Jahr wurde auch eine Professorenstelle am Institut für Straßen- und Flugbetriebsflächen an der TU Wien ausgeschrieben. Ronald Blab wurde im Rahmen einer Vorziehprofessur am 1. August 2005 zum Universitätsprofessor am Institut für Straßenbau und Straßenerhaltung der TU Wien berufen.

Erstes CD-Labor im Bauingenieurwesen
 
Im Rahmen des CD-Labors gelang es erstmals neue Prüfmethoden an Straßenbaustoffen zu entwickeln. 90 Prozent aller Straßenaufbauten sind bitumöse Asphaltstraßen. Diese Tatsache bildete eine Grundlage für das CD-Labor, in dem sich Blab und seine MitarbeiterInnen sehr stark theoretisch mit dem Materialverhalten des viskosen Baustoffes Asphalt auseinandersetzten. Sogenannte rheologische Modelle wurden für das Baustoffverhalten entwickelt und in die Simulation eingebaut. Die Rheologie ist die Wissenschaft von Fließvorgängen. „Im Rahmen des CD-Labors haben wir uns vorgenommen, genau diese Materialmodelle mit Versuchsdaten zu füttern. Denn bisher gab es in Österreich kein einziges Labor in dem diese Prüfmethoden des Gebrauchsverhaltens von Straßenbaustoffen möglich waren. Gemeinsam mit Professor Eberhardsteiner vom Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen arbeiten wir an der Weiterentwicklung dieser Materialmodelle, um schließlich die Aufbauten zu optimieren“, sagt Ronald Blab. Straßen zählen zu jenen Ingenieurbauwerken, die flächenmäßig am größten und daher auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind. Gemeinsam mit Brücken zählen sie zu den am höchsten belasteten. Bei einer erst kürzlich durchgeführten internationalen Evaluierung des CD-Labors wurden die bisherigen Forschungsarbeiten sehr positiv bewertet.

Ein weiterer Schwerpunkt in der Forschung von Ronald Blab ist die „Lifecycle Cost Optimierung“. Diese Analyse setzt sich aus drei Kostenarten, den Bauträgerkosten, den Nutzerkosten und den Umweltkosten zusammen. „Das Straßennetz in Österreich ist flächenmäßig zum größten Teil bereits ausgebaut. Nun geht es aus volkswirtschaftlicher Sicht um eine kostengünstige, optimale Erhaltung. Dieser Faktor ist wichtig für die Erhaltung der Lebensqualität und für die Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes. Wenn uns die Materialkenngrößen des Baustoffes bekannt sind und wir das Gebrauchsverhalten des Baustoffes besser definieren, können wir uns kompetent der Lifecycle Cost Analyse nicht nur für Straßenkonstruktionen sondern auch im Zusammenhang mit dem Thema Recycling widmen“, so Blab. Durch innovative Bauweisen können Beton- und Asphaltdecken so nachhaltig erneuert werden. Ein großes Problem auf dem Forschungsgebiet von Professor Blab stellt das erhöhte Verkehrsaufkommen auf österreichischen Straßen dar. Blab: „Die Bauwerke wurden vor 20 Jahren auf eine Lebensdauer von 30 Jahren dimensioniert. Die tatsächliche Belastung ist jedoch zwei bis dreimal höher. Vor allem der LKW-Verkehr beansprucht unsere Straßen massiv.“ Die praktische Unterstützung von Verwaltungseinheiten und Firmen bei der Entwicklung von innovativen Baustoffen und Bauweisen zur Bewältigung der hohen Beanspruchungen durch den Straßenverkehr steht daher im Vordergrund.
In der Grundlagenforschung kooperieren Blab und seine MitarbeiterInnen daher auch sehr eng mit der Industrie. Blab: „In der Bauindustrie war das ein langer Lernprozess. Dort war man es nicht gewohnt in die Grundlagenforschung zu investieren. Mittlerweile werden zwei Drittel unseres Personals über Drittmittel finanziert.“

AbsolventInnen als kompetente Problemlöser in der Praxis

In der Lehre möchte Professor Blab seinen Studierenden ein Problembewusstsein und vertieftes Verständnis für die Fragestellungen des Straßenwesens und de Straßenbaus mitgeben. „Einerseits ist mir eine gute bautechnische Ausbildung, die praxisbezogen ist, wichtig. Ich lege großen Wert darauf, dass AbsolventInnen sehr rasch als kompetente Problemlöser in der Praxis auftreten“, betont Blab. Es ist wichtig, ein Verständnis dafür zu entwickeln, mit welchen Problemen und Entscheidungen jemand im Tiefbau oder speziell im Straßenbau oder auf der Baustelle konfrontiert ist. Das Verständnis für die AbsolventInnen, die sich mit Fragestellungen aus der Praxis oft an ihr ehemaliges Institut wenden, ist Professor Blab ebenfalls sehr wichtig. Auf der anderen Seite möchte er auch wissenschaftlichen Nachwuchs rekrutieren, obwohl die Gehaltssituation zwischen Arbeitsmarkt und einer Anstellung als Institutsmitarbeiter weit auseinanderklaffen. „Momentan ist die Situation am Arbeitsmarkt für AbsolventInnen unseres Masterstudiums sehr rosig. Es besteht ein riesiger Nachholbedarf im Bereich Infrastruktur und deshalb gibt es auch sehr viele Stellen.“ Dass er seine StudentInnen als Kunden sieht, versucht Blab ebenfalls zu kommunizieren. Zusammen mit seinen MitarbeiterInnen am Institut entwickelte er in Kooperation mit einer Unternehmensberatung als einer der Ersten auch ein Leitbild, das den Umgang mit StudentInnen, KundInnen und Industrie definiert.   

Familie, Fitness und ein innovativer Führungsstil

Neben seiner Tätigkeit als Professor an der TU Wien verbringt Ronald Blab seine Freizeit zum größten Teil mit seiner Frau und seinen drei Kindern, im Alter von sechs, acht und zehn Jahren. „Das ist eine sehr intensive Zeit für mich. Das Institut aufzubauen und zu führen, das CD-Labor und noch ausreichend Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich glaube, das ist ein Lebensabschnitt in dem man kaum sonstige Interessen entwickeln kann“, so Blab. Um den Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es laut Professor Blab auch einer gewissen Fitness. In der Woche absolviert er regelmäßig Lauftrainings und legt dabei circa 40 bis 45 Kilometer zurück. Darüber hinaus versucht der TU-Professor in seiner Freizeit auch so oft wie möglich am Wiener Kulturleben teilzunehmen.
Für seine Arbeit stellt Ronald Blab moderne Ideen in den Vordergrund. „Es ist mir wichtig, dass die Führung und das Management mit neuen Ideen verbunden sind. Ich vertrete keinen hierarchischen Führungsstil, sondern einen Führungsstil, der gemeinsame Ziele und das erfolgreiche Miteinander in den Vordergrund stellt.“