Mit Herbert Grünbacher verlieren wir nicht nur einen hervorragenden Wissenschaftler und Techniker, dem die engen Verbindungen zwischen dem theoretischen Grundlagenwissen und der industriellen Praxis in Lehre und Forschung ein besonderes Anliegen waren, sondern auch einen wertvollen Menschen und einen verlässlichen Freund.

Prof. Grünbacher wurde am 23. Jänner 1945 in Jochberg in Tirol geboren, hat die Matura an der HTL Innsbruck mit Auszeichnung abgelegt und nach Abschluss des Studiums der Elektrotechnik an der TU Graz im Jahr 1971 als Universitätsassistent bei Prof. W. Riedler am Institut für Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung der Technischen Universität Graz, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster bis 1982 gearbeitet. Während dieser Zeit wirkte Herbert Grünbacher an wichtigen Lehrveranstaltungen des Instituts mit und leitete den österreichischen Beitrag am Elektronikprojekt STELLA der Europäischen Weltraumorganisation ESA, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Im Jahre 1979 hat er seine Promotion auf dem Gebiet der Elektrotechnik an der Technischen Universität Graz mit Auszeichnung vollzogen.

Im Mai 1982 wechselte Herbert Grünbacher als Mitarbeiter Nr. 18 zur Firma AMI, einem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen der US Firma American Micro Systems, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und der österreichischen Voest Alpine, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster in Premstätten bei Graz. Nach einer längeren Ausbildung auf dem Gebiet des Entwurfs von mikro-elektronischen Schaltkreisen (IC-Design) in dem Entwicklungszentrum von American Micro Systems in Kalifornien übernahm Herbert Grünbacher den Aufbau einer entsprechenden Abteilung zum IC-Design in Premstätten und wurde 1984 zum Direktor für IC-Design und Softwareentwicklung befördert.

Im Jahr 1986 wurde an der Technischen Universität Wien die Planstelle eines ordentlichen Universitätsprofessors für Technische Informatik ausgeschrieben. Das fundierte theoretische Wissen, die breite industrielle Erfahrung sowie die Lehrerfahrungen auf dem Gebiet der Technischen Informatik von Herbert Grünbacher haben die Berufungskommission tief beeindruckt. Als neues Mitglied in der zu dieser Zeit kleinen Gruppe der Informatiker hat Herbert Grünbacher ganz wesentlich am Aufbau der Lehre und der Forschung der zukünftigen Fakultät für Informatik mitgearbeitet.

Seine Hauptaufgaben waren die Entwicklung eines Curriculums und der Aufbau der Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Computer Architecture und des IC-Design.

In dieser Phase hatte ich eine besondere Gelegenheit, mit Herbert eng zusammenzuarbeiten. Das an unserem Institut konzipierte zeitgesteuerte Kommunikationsverfahren Time-Triggered Protocol (TTP) erforderte die Entwicklung eines innovativen Kommunikationscontrollers, der neben der Übertragung der Daten auch den Aufbau einer fehlertoleranten Zeitbasis unterstützt. Bei der Lösung einer so komplexen Aufgabe ist nicht nur das fachliche Können, sondern auch das zwischenmenschliche Verhalten von entscheidender Bedeutung. Herbert hat mit seinem ruhigen und sachlichen Auftreten und seinem scharfsinnigen Intellekt jedes aufgetretene Problem bravourös gemeistert. Es ist ihm und seinem Team gelungen, innerhalb des vorgegebenen Zeitplans einen Prototyp eines Hardware TTP Controllers zu entwickeln, der alle Funktionen erfüllt hat. Dieser TTP Controller wurde in einigen europäischen Forschungsprojekten erfolgreich eingesetzt.

Herbert Grünbacher hat immer nach neuen herausfordernden Aufgaben gesucht. Im Jänner 2006 wurde in Villach ein Leiter für ein neu gegründetes Kompetenzzentrum für Automobil- und Industrieelektronik (KAI) gesucht. Herbert hat sich für diese Aufgabe interessiert und einige Jahre von der TU Wien beurlauben lassen, um diese herausfordernde Aufgabe übernehmen zu können.

Im Studienjahr 2010 kehrte Herbert Grünbacher an das Institut für Technische Informatik, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster der TU Wien zurück. Auf Basis seiner Erfahrung und Persönlichkeit war seine Bestellung zum Institutsvorstand naheliegend, und so führte er von November 2010 bis Ende 2011 das Institut mit der ihm eigenen Souveränität. Mit Oktober 2013 trat er schließlich als Emeritus in den verdienten Ruhestand.

Die TU Wien verliert mit ihm einen verdienten Professor, und das Institut eine Führungspersönlichkeit, die seine Geschicke wesentlich geprägt hat.

em.Prof. Dr.Dr.h.c. Hermann Kopetz
Institut für Technische Informatik