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Poster-Retrospektive „60 Jahre Mailüfterl“ im Campus Gußhaus

Der erste volltransistorisierte Computer in Kontinentaleuropa, ein seriell arbeitender binär dezimaler Rechenautomat, vollbrachte am 27. Mai 1958 erfolgreich seine erste große Rechenaufgabe: Nach Eingabe einer zehnstelligen Primzahl berechnete das Mailüfterl in 66 Minuten die nächst höhere Primzahl.

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Wie kam es dazu, wer war im Team, das der damalige Assistent an der Technischen Hochschule in Wien, der spätere berühmte Computerpionier und IBM Fellow Prof. Heinz Zemanek ab 1956 um sich versammeln konnte? Welche Aufgaben hatten die Mitarbeiter ? Wie hoch waren die Kosten für dieses Projekt? Was geschah 1958, dem Jahr der Fertigstellung der Rechenmaschine in der Welt und in Österreich? In welche wirtschaftliche und gesellschaftliche Umgebung und in welche Umstände hinein wurde diese Rechenmaschine gebaut?

Wichtigster Baustein und damit quasi auch Team-Mitglied war der Transistor, ein neues Halbleiterbauelement, das etwas mehr als ein Jahrzehnt zuvor erfunden worden war. Seit der Mitte der 1950er Jahre wurde es industriell in Serie gefertigt und war nun auf dem Markt verfügbar. 3.000 Stück davon waren im Mailüfterl in diskreter Schaltungstechnik verbaut, und es waren nicht einmal die schnellsten ihrer Zeit, sondern NF-Typen, die man in Miniaturhörgeräten einsetzte.

Allerdings war das Mailüfterl von Beginn an nicht für hohe Rechengeschwindigkeit, sondern für besonders hohe Flexibilität der Programmierbarkeit entworfen worden. Hohe Rechengeschwindigkeit wollte man besser den industriellen Großrechnern überlassen.

Dass das Unterfangen, ein Projekt wie dieses an einem Hochschulinstitut zu wagen, von Zweifeln begleitet war, zeigen einige Zitate aus einem Arbeitsbericht, mit dem das Team den Fortschritt der Arbeit für die Geld- und Sachspender begleitend dokumentierte. Man war sich des Balanceaktes zwischen den Aufgaben einer universitären Einrichtung und industrieller Entwicklungsarbeit sehr wohl bewusst. Immerhin betrug die Gesamtsumme der Sachspenden und der finanziellen Förderung etwa eine Million Schilling nach damaliger Kaufkraft, der Umfang des Projektes war für ein Hochschulinstitut damaligen Zuschnitts ziemlich groß. Auf keinen Fall sollte dem Institut durch dieses große Projekt, das einiges an Infrastruktur band, ein Schaden entstehen. Auchwollte man parallellaufenden industriellen Entwicklungen keinesfalls in die Quere kommen.

Aus einem Akt der Selbstermächtigung Zemaneks (die Institutsleitung war nämlich vakant geworden), mit erfolgreichem Fundraising und klugem Marketing, mit den richtigen begeisterungsfähigen Mitarbeitern aus Nachrichtentechnik und Physik zur richtigen Zeit und mit bemerkenswerter Unterstützung aus Industrie und Finanzwesen gelang in den Jahren 1956 bis 1958 am ehemaligen Institut für Niederfrequenztechnik in der Gußhausstraße eine österreichische Pionierleistung auf dem Gebiet der Computertechnik.

Die Poster-Retrospektive im Campus Gußhaus vermittelt  einen Überblick über die Entwicklungen von den Anfangsideen bis zur erfolgreichen Präsentation des Mailüfterls im Jahr 1958, sowie Ausschnitte aus dem Zeitgeschehen des Jahres 1958.

Die Poster-Retrospektive besuchen:

Bis 19. November 2018, zu den Öffnungszeiten des Institutsgebäudes

Campus Gußhaus
Aula Neues Elektrotechnisches Institutsgebäude
Gußhausstraße 27-29
1040 Wien