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Patient aus Litauen bekommt künstlichen Arm

Die Prothesen-Firma Otto Bock, die MedUni Wien und die TU Wien arbeiten gemeinsam an intuitiv gesteuerten Prothesen. Erstmals bekam nun ein ohne Arme geborener Patient eine solche Prothese.

TU Wien, MedUni und Otto Bock arbeiten an bionischen Armen.

TU Wien, MedUni und Otto Bock arbeiten an bionischen Armen.

TU Wien, MedUni und Otto Bock arbeiten an bionischen Armen.

Genau mit Hilfe der Nerven, die ursprünglich für die Bewegung des Armes zuständig waren, lassen sich die Armprothesen steuern, die von der MedUni Wien und der Firma Otto Bock Healthcare Products entwickelt werden. Beteiligt an der Prothesenforschung ist an der TU Wien die Forschungsgruppe des Elektrotechnikers Prof. Eugenijus Kaniusas (Institute of Electrodynamics, Microwave and Circuit Engineering). In einzigartiger Teamarbeit konnte er nun die nötige Finanzierung sicherstellen um erstmals einem Patienten zu einer Prothese zu verhelfen, der ohne funktionstüchtige Arme zur Welt gekommen war.

Österreichische Medizin-Sensation für litauischen Patienten
Dem Litauer Martynas Girulis soll die Spezialprothese eine für ihn noch nie dagewesene Selbstständigkeit ermöglichen. Nach einem Glas Wasser greifen und die Hose selbst anziehen zu können – das ist sein Ziel. Die Prothese benötigt eine gewisse Eingewöhnungsphase, ganz besonders bei einem Patienten, der vorher keine natürlichen funktionstüchtigen Arme hatte. „Da müssen sich im Gehirn erst die passenden Verschaltungen entwickeln“, erklärt Eugenijus Kaniusas. Das Training verläuft allerdings bisher schon sehr erfolgversprechend.

Der Preis für den bionischen Arm ist mit über € 90.000 sehr hoch. Daher stand dieses österreichisch-litauische Projekt längere Zeit auf der Kippe. Nun konnte die Finanzierung der Prothese aus staatlichen und privaten Fonds in Litauen gesichert werden, auch unter dem koordinierenden Einsatz von Kaniusas und der Österreichisch-Litauischen Gesellschaft in Österreich. Es ist ein besonderes Beispiel der österreichisch-litauischen Beziehungen in Europa von allerhöchster menschlicher Bedeutung.

Prothesen-Forschung an der TU Wien
Eugenijus Kaniusas arbeitet schon seit längerer Zeit mit der Firma Otto Bock zusammen, nicht nur im Bereich der Grundlagenforschung sondern auch in der forschungsgeleiteter Lehre. An der TU Wien wurden in Kooperation mit dem Prothesenhersteller bereits mehrere Diplomarbeiten und Dissertationen abgeschlossen und Lehrveranstaltungen abgehalten.

Eines der Ziele ist die Entwicklung von Elektroden, die sich in den Körper implantieren lassen. „Heute werden Elektroden zur Prothesensteuerung auf die Haut aufgeklebt, sodass sie Muskelbewegungen erkennen und elektrische Signale weiterleiten können. Implantierte Elektroden würden die Lebensqualität der Patienten nochmals spürbar steigern“, meint Eugenijus Kaniusas.

Eine weitere große technische Herausforderung ist die Entwicklung von alltagstauglichen Prothesen, die dem Prothesenträger Feedback über die Beschaffenheit von Gegenständen liefern. Mit entsprechender Sensorik soll die künstliche Hand erkennen, ob ein Gegenstand hart oder weich ist und die Festigkeit des Griffes automatisch anpassen.