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Nachruf: Franz Seifert (1933-2016)

Die Technische Universität Wien und das Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme trauern um Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Franz Seifert, der am 7. Februar 2016 in Wien verstorben ist.

Franz Seifert (1933-2016)

Franz Seifert (1933-2016)

Franz Seifert (1933-2016)

Franz Seifert wurde am 4. Mai 1933 in Wien geboren und studierte an der Technischen Hochschule (TH) Wien. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann 1961 nach der zweiten Staatsprüfung als Assistent bei Herbert König am damaligen Institut für Hochfrequenztechnik der TH Wien. Im Jahr 1965 promovierte er zum Doktor der technischen Wissenschaften. Zwei Jahre später wechselte er an das von Hans Pötzl geleitete Institut für Physikalische Elektronik. Er habilitierte sich für das Fach "Elektronik" und wurde 1974 zum außerordentlichen Hochschulprofessor (später Universitätsprofessor) für "Angewandte Elektronik" ernannt.

Franz Seifert hat sich sowohl in der Lehre als auch in der Forschung außerordentlich engagiert. Er verfasste das Lehrbuch "Elektrotechnik für Informatiker". Durch seine hervorragenden Qualitäten als akademischer Lehrer und Forscher war er Vorbild für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Einige seiner Dissertant_innen promovierten "sub auspiciis Praesidentis rei publicae".

Seifert und seine Forschungsgruppe arbeitete eng mit der Firma Siemens in München auf dem Gebiet der Oberflächenwellenfilter (OWF) zusammen. Siemens verfügte über die mikroelektronische Technologie zur Fertigung der von Seiferts Gruppe entwickelten Bauelemente. OWF werden heute z.B. in TV-Geräten, Mobiltelefonen und Navigationssystemen verwendet.

Von großer Bedeutung sind auch die sensorischen Anwendungen von Oberflächenwellen-Bauelementen zur berührungslosen Messung von schwer zugänglichen physikalischen Größen. Das Bauelement antwortet auf einen Abfrageimpuls mit einer für die Messgröße charakteristischen Zeitverzögerung. Ein Beispiel ist die Temperatur der Scheibenbremse eines Eisenbahnwaggons, die bei laufendem Betrieb durch Funkabfrage bestimmt werden kann. Ähnliche Anwendungen gibt es auch in der Automobilindustrie, bei SAW RFIDs und anderen industriellen Systemen.

Ein wichtiges Standbein von Seiferts Forschung bildete die numerische Berechnung von elektromagnetischen Wellen und Felder in Leiterstrukturen auf piezoelektrischen Substraten, die zur Modellierung der Bauelemente notwendig war.

Einen weiteren interessanten Forschungsbereich fand Franz Seifert beim Österreichischen Bundesheer. Er entwickelte mit seiner Gruppe ein System zur Freund-Feind-Erkennung (identification friend or foe, IFF) für Militärflugzeuge. Es gelang ihm, die Entscheidungsträger im Bundesministerium für Landesverteidigung von der Tauglichkeit seiner Innovation zu überzeugen und finanzielle Mittel für Forschungsprojekte zu bekommen.

Franz Seifert pflegte viele internationale Kontakte. Er besuchte zahlreiche Forschungslaboratorien (USA, England, Frankreich, Japan, China) und lud andererseits befreundete Forscher_innen aus aller Welt zu sich nach Wien ein. Er präsentierte seine Ergebnisse bei vielen internationalen Konferenzen, insbesondere bei den renommierten IEEE Ultrasonics Symposia. Seifert war Life Senior Member of IEEE.

Franz Seifert erhielt den "Technikpreis der Wiener Wirtschaft 1981" überwiegend für die Entwicklung neuer Bauelemente mit akustoelektrischen Oberflächenwellen. Das Phänomen der oben bereits erwähnten Oberflächenwellen tritt in piezoelektrischen Kristallen auf und hat zahlreiche Anwendungen gefunden.

Seinen Mitarbeiter_innen hat Franz Seifert eine wissenschaftliche, aber auch praxisnahe Ausbildung ermöglicht. Sie haben leitende Positionen in Firmen, Laboratorien und Universitäten gefunden (Österreich, Deutschland, USA, Südafrika). Anlässlich der Feier zum 80. Geburtstag von Franz Seifert hielten sieben seiner ehemaligen Dissertant_innen beim OVE in Wien interessante Vorträge und führten die enorme wirtschaftliche Bedeutung von Seiferts Forschungstätigkeit vor Augen.

Mit Professor Franz Seifert verliert die Technische Universität Wien einen ihrer profiliertesten Lehrer und Wissenschaftler und das Institut einen Kollegen mit hohen menschlichen Qualitäten. Unser Mitgefühl gilt besonders seinen Angehörigen.


Bild: © Georg Seifert