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Kritische Hochwassersituation in Ostösterreich – Was ist schuld?

TU Wien-Experte Günter Blöschl entwickelt mit seinem Team Niederschlag-Abflussmodelle, die den Betroffenen des Hochwassers Hoffnung machen könnten. Sein Hochwasserprognosesystem zeigt an, dass das aktuelle Hochwasser weniger dramatisch ausfallen dürfte als 2002.

Hochwasser im August 2005 in Kappl-Nederle im Paznauntal

Hochwasser im August 2005 in Kappl-Nederle im Paznauntal

Hochwasser im August 2005 in Kappl-Nederle im Paznauntal

Rekordniederschläge in den letzten Tagen haben zu einer kritischen Hochwassersituation mit lokalen Überflutungen an den Flüssen und Bächen im Osten Österreichs geführt. Eine weitere Verschärfung der Lage ist durch anhaltende Niederschläge im Tagesverlauf zu erwarten. Die vorherrschende Wetterlage erinnert an die Situation während des Jahrhunderthochwassers vom August 2002. Auch damals verlagerten sich mehrere Tiefdrucksysteme von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa, wodurch feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum nach Österreich gelangte und zu massiven Regenfällen führte. Damals blieben die Niederschlagsfelder im Norden Österreichs für einen Tag stehen wodurch die katastrophalen Überschwemmungen ausgelöst wurden. Entscheidend ist also, wie schnell der Niederschlag über Österreich hinweg zieht.

Ursache und Wirkung

In Österreich gibt es Hochwasserprognosesysteme, die auf dem letzten Stand der Technik aus den Niederschlagsvorhersagen der ZAMG Abflussvorhersagen berechnen. Neben dem Niederschlag sind zahlreiche andere Faktoren dafür verantwortlich, wie groß das Hochwasser ansteigen wird, so TU-Professor Blöschl, Leiter der Abteilung Ingenieurhydrologie an der Technischen Universität (TU) Wien. Der Hochwasserexperte und sein Team haben die Hochwasservorhersagesysteme in Österreich mitentwickelt. Bei den Vorhersagesystemen handelt es sich um sogenannte Niederschlag-Abflussmodelle. Diese verwenden zahlreiche Eingangsdaten wie Niederschlagsmenge, Lufttemperatur, Bodeneigenschaft, Hydrogeologie, und Landnutzung. Daraus wird vorerst berechnet, wie viel Wasser im Gebiet gespeichert ist, d.h. wie feucht die Böden sind und wie hoch der Grundwasserspiegel ist. Die aktuelle Wasserspeicherung ist eine Schlüsselgröße um zu berechnen, welcher Anteil des Niederschlags tatsächlich abfließt, denn der kann sich – je nach Situation – stark unterscheiden. Manchmal sind es nur 10 %, manchmal sind es mehr als 50 %. "Je größer der Anteil, desto wahrscheinlicher dass Hochwässer entstehen", so Blöschl. Das Hochwasser in dieser Woche wird vermutlich etwas kleiner ausfallen als das im Jahr 2002 - sagen die derzeitigen Prognosen.

Welche Prozesse führen zu Hochwasser: Forschen für die Zukunft

Professor Blöschl und seine KollegInnen befassen sich nicht nur mit der Entwicklung von Hochwasserprognosesystemen, sondern auch mit den wissenschaftlichen Grundlagen hinter den Prozessen die zu Hochwässern führen. Derzeit wird an der Technischen Universität Wien ein Doktoratskolleg durchgeführt (www.waterresources.at) bei dem in einem Zeitraum von 12 Jahren junge WissenschafterInnen über wasserwirtschaftliche Systeme forschen. 70 DissertantInnen werden in dem Programm ausgebildet. Ein Schwerpunkt liegt auf den Hochwasserprozessen. Die Hochwasserdaten werden statistisch ausgewertet und es wird berechnet, wie der Hochwasserschutz ausgelegt werden soll. Wie hoch sollen Dämme gebaut werden? Wo sollen sie gebaut werden? Welche Rückhaltemaßnahmen sind am geeignetsten um den Hochwasserspiegel möglichst zu reduzieren? Ebenso beschäftigt sich die Gruppe mit der Frage, ob Klimaänderung Schuld an den Hochwässern ist. Hochwasserexperte Blöschl warnt dabei vor voreiligen Schlussfolgerungen. „Nur weil sich das Klima jetzt ändert und jetzt Hochwässer auftreten, heißt das noch nicht, dass die Klimaänderung der Auslöser ist“, sagt Blöschl.
 
Aus der Geschichte lernen

Blickt man in die Hochwasserdaten, die etwa an der Donau seit Anfang des 19. Jahrhunderts existieren, zeigt sich, dass es am Ende des 19. Jahrhunderts eine starke Häufung von Hochwässern gegeben hat, wie etwa die Katastrophenhochwässer in den Jahren 1897 and 1899. Solche Daten verwendet die Gruppe um Günter Blöschl, um zuverlässige Werte zu erhalten und festzustellen, wie hoch der Hochwasserschutz zu dimensionieren ist und welche Gebiete in Österreich besonders hochwassergefährdet sind. Im HORA (Hochwasserrisikozonierung Austria, www.hochwasserrisiko.at) berechneten die TU-ForscherInnen für ganz Österreich jene Hochwasserdurchflüsse die statistisch gesehen alle 100 Jahre auftreten.

Durch die möglichst breite Informationsgrundlage über die Hochwasserprozesse können Bemessungsabflüsse auch für geänderte Umweltbedingungen besser ermittelt werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden jetzt verwendet, um die aktuelle Hochwassersituation besser einschätzen zu können.

Fotodownload: <link http: www.tuwien.ac.at>

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Rückfragehinweis:
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Günter Blöschl
Technische Universität Wien
Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie
Karlsplatz 13, 1040 Wien
T: +43 (1) 58801-22315
<link>guenter.bloeschl@tuwien.ac.at
<link http: www.hydro.tuwien.ac.at>

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