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Karl Schreiner – ein Nachruf

Die TU Wien und die Universitätsbibliothek der TU Wien trauern um Mag. Karl Schreiner.

Karl Schreiner

Mit tiefer Betroffenheit geben wir bekannt, dass unser lieber Kollege Mag. Karl Schreiner am Sonntag, 23. Oktober 2016, mit nur 59 Jahren nach langer, schwerer und ohne viel Aufhebens mutig ertragener Krankheit verstorben ist.

Karl Schreiner stammt aus dem Burgenland und war mehrere Jahre Arbeiter, bevor er 1981 als Angestellter in die Österreichische Nationalbibliothek wechselte. Dort war er im Bereich Ausleihe und Aufsichtsdienst beschäftigt. Nach der Matura 1985 studierte er an der Universität Wien Philosophie, Logistik und Mathematik und schloss dieses Studium 1992 mit dem Titel "Magister" ab. Der Titel seiner Diplomarbeit war "Komplexität: Exaktifizierungs- und Quantifizierungsmodelle". Die damit zusammenhängenden Probleme aus Mathematik, Philosophie und Wissenschaftstheorie beschäftigten ihn bis zuletzt. So arbeitete er nebenbei intensiv an Buchprojekten wie einer Sammlung mit 25 Kurzbiographien wichtiger Persönlichkeiten der Philosophiegeschichte unter dem prägnanten Arbeitstitel "Starke Sprüche: Eine Reise durch die Philosophie", von denen er die Hälfte bereits fertiggestellt hatte. Mit der Planung an einem Einführungs- und Überblickswerk zu Leben und den Schriften Augustinus' bewies er, in einem protestantisch-gläubigen Haushalt lebend, wie sein kritisch-philosophisches Denken mit den Quellen der christlichen Geistestradition vereinbar ist.

Seit 1994 war er bei uns an der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Wien tätig und absolvierte alle Teile der Dienstprüfung mit Auszeichnung. In unserer Bibliothek hatte er verschiedene Aufgaben im Bereich Sacherschließung und war Fachreferent für Mathematik, Datenverarbeitung und zahlreiche andere technische Fächer. Darüber hinaus hielt er viele Jahre lang Einführungsveranstaltungen (insb. im Bereich Datenbanken) ab, unterstützte den Informationsdienst und beriet Student_innen im Umgang mit Datenbanken und bibliothekarischen Informationssystemen. Besonders im Bereich der Sacherschließung wurde er in den letzten Jahren zu einem unersetzlichen Experten.

So wichtig ein Mensch als funktionierendes Rad in einem guten Getriebe auch ist – wesentlich sind die Eigenschaften, die jemanden zu diesem Menschen machen. Karl Schreiner war ein bodenständiger Mensch, ehrlich, offen, freundlich, solidarisch und verlässlich. Ob man mit ihm über Chaostheorie diskutierte oder ihn um Hilfe bei einem auch noch so kleinen Problem des bibliothekarischen Alltags bat - er war immer derselbe Karl Schreiner, egal aus welchem Fundus seines Wissens, seiner Lebens- oder Berufserfahrung er Meinung oder Rat schöpfte. Er konnte zuhören, auf sein Gegenüber zugehen, man hatte das Gefühl, einem feinen und feinsinnigen Menschen zu begegnen, dessen Gegenwart schlicht eine Bereicherung war.

Karl Schreiner hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Ihnen gilt unsere Anteilnahme.