News

Ist das Schwarze Meer noch zu retten?

Wien (TU) Nicht Erdöl an den Küsten, sondern Quallen sind ein untrügliches Zeichen, daß das ökologische Gleichgewicht des Schwarzen Meeres aus den Fugen geraten ist. Gängige Vorstellungen vom richtigen Wirtschaften haben zu diesem Problem geführt. Land- und Wasserwirtschaft sind aufgerufen, gemeinsame Lösungen zu suchen.

Bereits in den 60er Jahren begann das ökologische Gleichgewicht des Schwarzen Meeres aus den Fugen zu geraten, Anfang der 90er Jahre kam es zur ökologischen Katastrophe. 1 Milliarde (!) Tonnen Quallen bevölkerten das Schwarze Meer und führten zu einem totalen Zusammenbruch der Fischpopulation. Hauptverursacher der explosionsartigen Quallenvermehrung ist ein Überangebot an den Nährstoffen Stickstoff und Phosphor - Ergebnisse unseres ständig steigenden Lebensstandards.

Zur Verdeutlichung des Szenarios lasse man sich folgende Tatsache auf der Zunge zergehen: Die Stickstoffmengen, die heute über die Donau ins Schwarze Meer rinnen, sind 5-10mal so hoch, wie Anfang der 60er Jahre, als das ökologische Gleichgewicht noch in Ordnung war.

Der seit den 60er Jahren enorm gestiegene Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft (bedingt durch die zunehmenden Anforderungen an die Nahrungsmittelproduktion, den internationalen Wettbewerb und die Förderpolitik), die Verstädterung der Siedlungsgebiete mit steigenden Anforderungen an die Hygiene (zentrale Wasserversorgung, Kanalisation für Abwasserableitung) und das ständig steigende Verkehrsaufkommen, das in erhöhten Luftemissionen resultiert, sind als Hauptverursacher zu nennen. Auswege aus der tristen Lage können sowohl die Abwasserwirtschaft als auch die Landwirtschaft anbieten.

Die Sanierung des Schwarzen Meeres ist aber nur dann möglich, wenn alle Staaten im Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres an einem Strang ziehen. Nachdem nahezu ganz Österreich (ausgenommen Vorarlberg) ins Schwarze Meer "entwässert", wurden in Österreich die Reduktion des Phosphatgehalts in den Waschmitteln sowie die Stickstoff- und Phosphatentfernung bei der Abwasserreinigung zum Wohle des Schwarzen Meeres bereits gesetzlich verankert. Österreich ist es seit Mitte der 80er Jahre durch diese Richtlinien erwiesenermaßen gelungen, bei den Phosphoremissionen eine Reduktion um 40 % zu erzielen. Dieser positive Trend wird sich in den nächsten Jahren für Österreich noch fortsetzen. Maßnahmen zur Stickstoffreduktion sind von geringerem Erfolg gekrönt, da der Anteil der Emissionen, der über diffuse Pfade kommt (z. B. Grundwasser), größer ist.

Auch in der österreichischen Landwirtschaft werden Anstrengungen zur Reduktion der Nährstoffemissionen unternommen - Reduktion des Mineraldüngereinsatzes, Förderung einer umweltschonenden landwirtschaftlichen Praxis, Aktionsprogramm gemäß EU-Nitratrichtlinien. Solange die landwirtschaftliche Produktion unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (internationaler Wettbewerb, geringe Lebensmittelpreise, etc) stattfindet, sind dem Erfolg dieser Maßnahmen relativ enge Grenzen gesetzt. Vor allem bei Stickstoff ist zu erwarten, daß die Anstrengungen zur Reduktion der Emissionen erst am Beginn stehen und auch in weiterer Zukunft große Sorgen bereiten wird.