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Interview mit DI Marco Schlimpert, Vice President Performance, Improvement & Technology, Lenzing AG

Interview mit DI Marco Schlimpert, Vice President Performance, Improvement & Technology, Lenzing AG

DI Marco Schlimpert

DI Marco Schlimpert, Vice President Performance. Improvement & Technology, Lenzing AG

Der traditionelle Approach des Supply Chain Management wird derzeit durch den Ansatz der Ökosysteme mit superflexiblen Netzen spezialisierter Partner ersetzt, die gleichzeitig die erforderliche Konsistenz und Flexibilität bei der Versorgung bieten.  Angesichts dieser globalen Entwicklung wird deutlich, dass die traditionelle Beschaffungsfunktion überholt ist. Die Beschaffung hat sich von einer transaktionalen Verwaltungsfunktion zu einer strategischen Funktion entwickelt und wird schließlich zu einer Führungsrolle, die die Ökosysteme von Unternehmen orchestriert. In seiner Vorlesung „Procurement, Supplier & Contract Management” wird DI Marco Schlimpert, Vice President Performance. Improvement & Technology bei Lenzing AG eine nachhaltige Lernerfahrung bieten.  Diese Vorlesung kombiniert theoretischen Input mit profunder praktischer Erfahrung in verschiedenen Branchen und Best Practices in der Automobilindustrie.

Warum brenne ich als Expert fürs Thema „Procurement, Supplier & Contract Management“?

Ich habe mich schon immer sehr für viele verschiedene Themengebiete interessiert (Technik, Wissenschaft, Psychologie, Geschichte). Speziell die Verknüpfung von Wirtschaft und Technik haben mich bewegt, an der TU Wien Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau zu studieren. Ich wollte als junger Absolvent beruflich viel mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu tun haben und die Welt bereisen. Wenn es einen Job gibt, bei dem man dies umsetzen kann, dann ist es wohl jener im Einkauf. Ich habe gemerkt, dass man mit Wertorientierung, das Bilden von Netzwerken und die aktive Gestaltung von Abläufen und Geschäftsmodellen enorm viel Positives bewirken kann; nicht nur für den Geschäftserfolg für das Unternehmen, sondern auch in den Beziehungen zu den Menschen. Auch wenn ich nun schon einiger Zeit nicht mehr im Einkauf arbeite, profitiere ich enorm von meiner Erfahrung aus dieser Zeit. Und ich merke auch immer wieder bei meinen Vorlesungen, auf welches reges Interesse meine Praxisbeispiele stoßen und welche tollen Lösungen ich mit den beteiligten Abteilungen in dieser Zeit lösen konnte.

Warum ist das Thema relevant für Führungskräfte?

Bei einem Materialkostenanteil eines Produktes von 50% hat eine Einkaufskostenreduktion von 2% denselben Effekt auf das EBIT wie eine 20% Erhöhung des Umsatzes. Alleine aus diesem Grund ist es wichtig, ein besonderes Augenmerk auf den Einkauf zu legen. Oder anders ausgedrückt: einen eingesparten Euro muss man nicht verdienen. Die herkömmlichen Methoden der Preisreduktion sind jedoch schon längst ausgedient, es geht vielmehr um Wertegenerierung und die Gestaltung von flexiblen Lieferketten und Netzwerken. Die Kostenoptimierung und die Generierung von Mehrwert stehen im Vordergrund, deshalb ist auch eine sinnstiftende und partnerschaftliche Führung unter dem Gesichtspunkt der Gesamtkostenoptimierung notwendig. Führungskräfte müssen sich hierbei mit den unterschiedlichsten Aspekten der Führung und der fachlichen Themen (Kostenstrukturen, Geschäftsprozesse, IT Systeme, Organisations-Setup, internationales Recht und kulturspezifische Führungsthemen) vertraut machen, um auch in Zukunft erfolgreich sein zu können. Das Selbstverständnis des modernen Einkaufs ist der Gestalter von flexiblen Lieferketten unter Optimierung der Gesamtkosten. Er orchestriert somit die verschiedenen beteiligten Abteilungen im Unternehmen (von Engineering über Produktion bis hin zur Logistik) und ist ein wesentlicher strategischer Sparringpartner für die Geschäftsführung.

Welchen Einfluss hat mein Thema auf Unternehmen bzw. auf die Gesellschaft?

Erfolgreiche Unternehmen synchronisieren die Vertriebsmärkte mit den Beschaffungsmärkten. In beiden Märkten sind Unternehmen und Menschen aktiv, Produkte und Dienstleistungen mit einem einzigartigen Mehrwert anzubieten und zu verkaufen. Mitarbeiter des Einkaufs repräsentieren das Unternehmen im Beschaffungsmarkt und haben somit direkten Einfluss auf die Art und Weise, wie Geschäfte getätigt werden. Eine sinnstiftenden aber auch fordernde Partnerschaft (im positiven Sinne) führt somit zu Erhöhung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der Lieferketten und einer besonderen Identifikation der beteiligten Mitarbeiter. Speziell in der aktuellen Zeit, in der sich viele Menschen die Sinnfrage stellen, ist es wichtig, nachhaltige Geschäftsbeziehungen zu gestalten, die Innovationen in Produkten und Dienstleistungen hervorbringen. Der Einkauf wirkt hier als Katalysator nicht nur im eigenen Unternehmen, aber auch auf die Geschäftspartner.

Was lernen die Teilnehmer_innen bei mir?

Die Teilnehmer lernen aus meiner Praxis die wichtigsten Konzepte und Tools, die einfach umzusetzen sind und einen enormen Mehrwert bringen: von der Schaffung von Transparenz im Einkauf,  über die effiziente Gestaltung von Abläufen und Organisationecn hin zu effektiven und praxistauglichen Einkaufsstrategien. Außerdem lernen die Teilnehmer die wesentlichen Eckpunkte der Gestaltung von Verträgen im internationalen Kontext kennen, um nicht in die typischen Fallen der Beschaffung zu tappen. Dies alles gepaart mit persönlichen Beispielen aus rund 15 Jahren internationaler Einkaufserfahrung und meinen Führungswerten im Umgang mit Menschen und Geschäftspartnern auf dem internationalen Parkett.